Natürlich ist diese Entwicklung auf den ersten Blick sehr positiv zu bewerten. Allerdings werden vermeintlich erfahrene Investmentmanager abgeworben, die selbst nach drei bis vier Jahren noch nicht einen Euro verdient haben, sondern lediglich fremdes Geld in Start-ups gesteckt haben, deren Performance noch nicht mal eingeschätzt werden kann.
Das Venture Capital-Geschäft braucht viel Ausdauer bei höchstem Engagement. Die Anforderungen an Investmentmanager entsprechen zwar in weiten Teilen den Profilen der Consultingbranche. Allerdings braucht ein Start-up fünf bis sieben Jahre bis zum Exit. Erst dann fährt der Investor seine Ernte ein, erst dann ergeben sich Rückflüsse und erst dann zeigt sich, ob ein Investmentmanager wirklich die unternehmerische Orientierung und Fähigkeit besitzt, sehr gute Unternehmen zu entwickeln, groß zu machen und gut zu verkaufen.
Allen, die in der Venture Capital-Branche mitwirken wollen, sei daher dringend empfohlen, Ausdauer mitzubringen. Wer sich wie in großen Konzernen und Consultinggesellschaften nach dem Motto „up or out“ nach circa drei Jahren neu orientiert, ist in dieser Branche nicht gut aufgehoben. Er schadet vielmehr, denn er trägt dazu bei, dass in guten Zeiten unerfahren und zum Teil leichtsinnig investiert wird. Wenn dann die Renditen im Portfolio ausbleiben, laufen gerade diese Personen als Erstes davon und hinterlassen einen Scherbenhaufen, der zukünftige Investoren abschreckt.
Die Branche braucht also nicht nur eine gute fachliche Qualifikation, eine starke unternehmerische Orientierung und hohen Einsatz. Sie braucht vor allem Persönlichkeiten, die einen Horizont von sieben Jahren und mehr mitbringen, damit sie nicht nur ihre Fähigkeiten und ihr Engagement, sondern vor allem ihre Erfahrungen, ihre Kontakte und ihren Weitblick einbringen. Alle anderen sollten bitte draußen bleiben.
Dr. Michael Brandkamp ist Geschäftsführer der High-Tech Gründerfonds Management GmbH mit Sitz in Bonn.