Die Online-Kreditplattform auxmoney hat sich explizit zum Ziel gesetzt, Menschen unabhängig von Banken zu machen. Die mobile Girokonto-App Number26 gilt als Bankenschreck und wird europaweit gefeiert. Robo-Berater wie Vaamo, Scalable Capital und moneymeets machen die Geldanlage demokratischer und graben den Privatbanken und Vermögensverwaltern das Wasser ab.
Es ist nicht ausgemacht, dass die Geschäftsmodelle von Fintechs wirklich disruptiv aufs Finanzbusiness wirken. So innovativ sie sind, so fehlen ihnen doch einige wichtige Dinge, die die Banken haben. Banken besitzen vor allem ein Asset, um das sie die Fintechs beneiden. Denn trotz aller Krisen und Skandale genießen sie das Vertrauen ihrer Kunden. Die Bösen sind immer die anderen, der eigene Bankberater ist ein Guter.
Banken gelten als seriös und verlässlich. Sie verkörpern Werte, stehen beispielsweise für Datenschutz. All dies müsste sich ein Fintech erst durch jahrelange Geschäftstätigkeit erarbeiten. Außerdem kostet es viel Geld, einen neuen Markennamen bei potenziellen Kunden zu verankern. Den bekannten und guten Namen haben die Banken bereits.
Immer häufiger fahren Banken und Fintechs daher einen Kooperations- und keinen Konfrontationskurs. Die Beispiele für die Zusammenarbeit sind vielfältig: Gini mit der Commerzbank, Fintura mit Deutscher und Apobank, Schutzklick mit der Berliner Volksbank. Wie in jeder guten Partnerschaft profitieren beide Seiten davon: Die Banken erhalten einen positiven Spin für künftige Geschäftsmodelle. Und die Fintechs gewinnen den Zugang zum Endkunden und sehen ihre Technologie umgesetzt. Manchmal ist solide Langeweile also einfach cool.
Dr. Peter Güllmann leitet den Bereich Unternehmens- und Infrastrukturfinanzierung der NRW.Bank. Sein Team investiert mit mehreren Vehikeln in sämtliche Unternehmensphasen – von Gründungs- über Wachstums- bis hin zu Nachfolgefinanzierungen von Mittelständlern. Die Digitalisierung des Mittelstands nimmt hier seit einigen Jahren einen wichtigen Stellenwert ein.