VC Magazin: In welchen Situationen bieten sich Interim Management-Lösungen bei Unternehmensnachfolgen an? In welchen Konstellationen sind sie weniger gut geeignet?
Burghardt: Der temporäre Einsatz eines externen Experten ist eine gute Sache, wenn der Nachfolger in der Familie schon feststeht. Nach einer Statistik aus dem Jahr 2015 gibt es bei 50% der Unternehmensnachfolgen eine familieninterne Nachfolge. In rund 30% der Fälle findet sich eine Lösung mit einem Management Buyout oder einem Management Buyin. In immerhin 20% der Fälle kommt es zu einer Stilllegung, Liquidation oder zum Verkauf des Unternehmens. Bei der familieninternen Nachfolge gibt es unterschiedliche Aufgabenstellungen für einen Interim Manager, damit der Generationswechsel gelingt. Die umfassende Einarbeitung und Coaching des Juniors durch einen externen Manager ist eine gängige Option. Wenn es keine familieninterne Lösung gibt und der Unternehmenslenker sein Unternehmen verkaufen möchte, ist das Interim Management ein bedeutendes Instrument. Der Einsatz von Interim Management kann sich für den Verkäufer lohnen, wenn wertvolle Potenziale gehoben und damit der Unternehmenswert gesteigert werden kann, was folglich zu einem höheren Verkaufspreis führt. Nicht so gut funktioniert es, wenn Veränderungsprozesse nicht ausreichend vorbereitet werden oder der externe Manager zu spät ins Unternehmen kommt. Insbesondere, wenn der Druck von außen – z.B. durch finanzielle Probleme – so hoch ist, dass die Nachfolgeregelung keine souveräne Handlung mehr ist. Der Unternehmer sollte sich deshalb früh genug mit der Nachfolge beschäftigen und das Thema ganz oben auf die Prioritätenliste setzen.
VC Magazin: In den vergangenen Jahren haben sich viele Private Equity-Gesellschaften auf bestimmte Branchen fokussiert. Inwieweit spielen Interim Manager in einem derart spezialisierten Umfeld noch eine Rolle?
Burghardt: Die Private Equity-Szene ist derzeit with pockets full of money, doch es fehlt an Übernahmezielen. Meine Beobachtung ist, dass die Investoren sich deshalb stärker auf ihre bestehenden Beteiligungen konzentrieren und versuchen, Wertsteigerungsmaßnahmen in den Portfoliounternehmen durchzuführen. Dies geschieht häufig durch Interim Manager. Meiner Meinung nach werden die hohen Kaufpreise, der verstärkte Fokus auf substanzielle Wertsteigerungen und die damit einhergehende wachsende Bedeutung strategischer und operativer Management-Themen in den Portfoliounternehmen den Bedarf an Interim Managern weiter erhöhen. Interim Manager bieten sich auch als externe Berater bei der Anbahnung von Deals an. Auch in der Transaktionsphase, etwa bei der Due Diligence, werden sie häufig in Anspruch genommen. Eine weitere Möglichkeit der Zusammenarbeit sehe ich z.B. bei einem MBO, wenn der Interim Manager mit eigenem Geld ins Unternehmen einsteigt und sich beteiligt. Familienunternehmen nehmen gerne während Transaktionen externe Experten mit an Bord, z.B. zur Unterstützung während einer Roadshow.
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Yurda Burghardt ist seit Gründung im Jahr 2014 Geschäftsführerin der Kerkhoff Interim GmbH in Düsseldorf. Die Kerkhoff Interim vermittelt als Teil der Kerkhoff Group Verstärkung in Fach- und Managementpositionen. Das Unternehmen greift dabei auf Experten aus den Bereichen Einkauf, Supply Chain Management, Produktion, Logistik, Engineering, Projekt- und Programmmanagement sowie Finanzen und Controlling zurück.