Und die finden in Nordrhein-Westfalen ein gutes – aber leider unterschätztes – Pflaster vor. Keine zweite Region Deutschlands weist eine vergleichbare Anzahl von Industrieunternehmen und Mittelständlern auf. Nirgends gibt es eine größere Dichte an technischen Forschungsinstituten. Als Standort für Life Sciences ist die Region schon heute weltweit vorne mit dabei. Das sind beste Rahmenbedingungen für Gründungen im technischen Umfeld, schließlich sitzen die potenziellen Kunden sozusagen um die Ecke. Hand in Hand können neue Produkte und Services entwickelt werden – so intensiv geht das an kaum einem anderen Standort.
Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft EY liegt NRW im Ansehen als bester deutscher Start-up-Standort inzwischen auf Rang vier. Der Ruf des bevölkerungsreichsten Bundeslands kommt in der Start-up-Szene allerdings bei Weitem nicht an Berlin heran.
Doch NRW nimmt die Herausforderung an. Zwischen Münster und Bonn, Aachen und Paderborn macht sich eine Willkommenskultur für Gründer breit. Mitte Juli verkündete die Landesregierung, sechs digitale Zentren in Nordrhein-Westfalen zu etablieren. Jedes dieser „Hubs“ hat den Auftrag, Gründungen im digitalen Bereich zu unterstützen. Regionen finden sich dabei zusammen, im Ruhrgebiet beispielsweise gab es eine gemeinsame Bewerbung um den Hub. Das ist ein guter Schritt, um für künftige Wachstumsunternehmen das geeignete Umfeld zu schaffen.
Zudem sind die Nordrhein-Westfalen exzellente Netzwerker. Beim Netzwerken unterstützt die NRW.Bank Gründer ebenso wie mit Risikokapital – und das in einer bundesweit herausragenden Weise.
Schon jetzt ist die ganze Welt in Nordrhein-Westfalen zu Hause. Mehr als vier Millionen Menschen haben einen Migrationshintergrund – und Migranten machen sich häufiger selbstständig. Sie schaffen Arbeitsplätze und treiben den Strukturwandel voran. Vielfalt bereichert, und das nicht nur kulturell.
Wenn Nordrhein-Westfalen seinen Weg so weitergeht, dann heißt es bald: „Gründer dieser Welt – schaut auf dieses Land!“ Denn NRW ist vielleicht nicht sexy, sondern einfach gut.
Dr. Peter Güllmann leitet den Bereich Unternehmens- und Infrastrukturfinanzierung der NRW.Bank. Sein Team investiert mit mehreren Vehikeln in sämtliche Unternehmensphasen – von Gründungs- über Wachstums- bis hin zu Nachfolgefinanzierungen von Mittelständlern. Die Digitalisierung des Mittelstands nimmt hier seit einigen Jahren einen wichtigen Stellenwert ein.