Das Münchner Digital Health-Start-up Mecuris ermöglicht die individuelle und maßgenaue Fertigung orthopädischer Hilfsmittel mittels einer intuitiv zu bedienenden, webbasierten Plattform und anschließender Fertigung mittels 3-D Druck. Dazu zählen Orthesen (bspw. zur Stabilisierung der Hals-Wirbelsäule) und Prothesen (bspw. Fußprothesen), aber auch Zubehör wie Cover für Unterschenkelprothesen. Dafür stellt das Start-up nach eigenen Angaben orthopädischen Kliniken und Sanitätshäusern nicht nur die innovative Plattform, sondern auch den kompletten Service bis zur Lieferung der fertigen Ware zur Verfügung. Konstruktionsdaten werden mit Hilfe bildgebender Verfahren (CT, Scan, Fotos) automatisiert der Patientenanatomie angepasst.
Mecuris wurde 2016 als Spin-off des Klinikums der Universität München an der Ludwigs-Maximilians-Universität München gegründet. Das sechsköpfige, interdisziplinäre Gründerteam bringt neben mehr als 70 Jahren Berufserfahrung – darunter 25 in der medizinischen-medizintechnischen Forschung – auch die Gründererfahrung aus sieben Start-ups ein. Zusammen mit inzwischen drei weiteren Mitarbeitern arbeitet das Start-up laut eigener Aussage gemeinsam mit führenden Orthopädiehäusern an der Digitalisierung der Prothetik und Orthetik.
Der Markt für orthopädische Hilfsmittel ist durch den demographischen Wandel und Zivilisationskrankheiten wie Diabetes stark gewachsen und wächst weiter. Laut des Start-ups haben sich die Ausgaben allein in Deutschland in den letzten 20 Jahren auf mehr als 1,8 Mrd. EUR im Jahr 2015 verdoppelt. Gleichzeitig beklage die Orthopädietechnikbranche einen eklatanten Fachkräftemangel: Nach Schätzungen der WHO wären zehn Mal so viele Experten notwendig wie derzeit zur Verfügung stehen, so das Unternehmen.
Die Plattform des Münchner Start-ups ist ein selbstlernendes System, das Verfahren aus der Künstlichen Intelligenz und Automatischen Bildverarbeitung verwendet. Die Produktion der orthopädischen Hilfsmittel erfolgt laut des Unternehmens dezentral mittels additiver Fertigungstechnologie, dem sog. 3D-Druck, in für die Herstellung von Medizinprodukten zertifizierten Zentren. Hierfür nutzen die Münchner ohnehin vorhandene medizinische Bilddaten wie CT- und MRT-Bilder, aber auch 3D-Scans und Fotos. Daraus werden halbautomatisch digitale Patientenmodelle abgeleitet und eine Prothesen- oder Orthesengrundform darauf angepasst.
Im letzten Schritt fließt weiteres medizinisches Fachwissen des Anwenders ein, bevor das personalisierte Produkt mittels eine 3D-Druckverfahrens schnell und kostengünstig hergestellt wird, so das Unternehmen. Ärzte und Orthopädietechniker können die Technik von Mecuris nutzen, ohne selbst technische Vorkenntnisse in CAD-Konstruktion oder in 3D-Druck zu haben, verspricht das Start-up. Dank der digitalen Prozesskette reduziere sich auch die Fertigungszeit erheblich.
Mit der Finanzierung sollen nach Angaben des Unternehmens die Plattform ausgebaut und weitere Applikationen entwickelt werden.
Der HTGF hatte erst vergangene Woche mit dem Seed-Investment in das Stuttgarter Start-up Filestage in ein Software-Unternehmen investiert.
Mecuris GmbH München
Tätigkeitsfeld: Digital Health / Software / Medizintechnik
Investor: High-Tech Gründerfonds Management GmbH, Bayern Kapital GmbH
Volumen: sechsstelliger Betrag (Seed-Finanzierung)