Interview mit Michael Schad, Coller Capital

Die seit sechs Jahren anhaltende Phase extrem niedriger Zinsen macht institutionellen Investoren mehr und mehr zu schaffen. So erwarten beispielsweise drei Viertel der für das aktuelle Global Private Equity Barometer von Coller Capital befragten Limited Partner (LPs), dass sie in den kommenden drei bis fünf Jahren ihre angestrebten Investmentrenditen verfehlen werden. Insbesondere alternative Anlageklassen gewinnen vor diesem Hintergrund weiter an Bedeutung.

VC Magazin: Laut Ihrem Barometer planen 40% der befragten LPs, ihre Private Equity-Allokation zu erhöhen. Wie teilt sich das zwischen dem Buyout- und dem Venture Capital-Segment auf?
Schad: Ein Großteil des Kapitals fließt noch immer in den Buyout-Sektor. Diese Entwicklung hat sich zuletzt sogar noch verstärkt. So entfielen im Jahr 2015 von 73,3 Mrd. EUR, die von europäischen Beteiligungsfonds eingesammelt wurden, 7,3 Mrd. EUR oder 9,5% auf den Venture Capital-Bereich. Im Jahr 2016 waren es bis Anfang Dezember 5,3 Mrd. EUR von 80,8 Mrd. EUR – also nur mehr 6,6%. Das zeigt, dass insbesondere in Europa die Assetklasse nach wie vor relativ klein ist. Dagegen konnten beispielsweise Infrastrukturfonds deutlich zulegen.

VC Magazin: Dem Buyout-Sektor sind in den letzten Jahren große Mengen Kapital zugeflossen, gleichzeitig steigen die Kaufpreise. Trotzdem erwarten die LPs 11% Nettojahresrendite. Woher rührt der Optimismus?
Schad: Insgesamt lässt sich festhalten, dass alle Finanzmärkte aktuell eher teuer als billig sind. Dass mehr als Dreiviertel der befragten institutionellen Investoren noch Renditen von 11% erwarten, ist daher durchaus positiv für die Assetklasse Private Equity zu werten. Auf der anderen Seite sind diese Renditen für die GPs sicher nicht einfach zu erwirtschaften. Die Performance der letzten Jahre war natürlich sehr gut. Dazu kommt, dass es aktuell relativ wenige Anlageklassen gibt, die einen längerfristigen Anlagehorizont bieten und gleichzeitig potenziell hohe Erträge. Insgesamt ist Private Equity – inklusive der Teilbereiche Infrastruktur und Immobilien – recht alternativlos.

VC Magazin: Das Barometer zeigt ein weiter gestiegenes Interesse an Co-Investments – trotz erwarteter höherer Gebühren…
Schad: Mittlerweile ist der Trend zu einer eigenen kleinen Industrie angewachsen und die Möglichkeit zu Co-Investments wird im Fundraising aktiv eingefordert. Mit dem guten Fundraising-Umfeld versuchen die General Partner nun, für diese „Zusatzleistung“ auch zusätzliche Economies durchzusetzen. Interessant wird sein, ob und wie sich die Renditen von Fonds- und Co-Investments auf längere Sicht unterscheiden.

VC Magazin: Nun sind Co-Investments kein triviales Unterfangen. Wie gelingt den Limited Partnern die Umsetzung auf Personalebene?
Schad: Mehr und mehr LPs bauen eigene Teams für Co-Investments auf. Eine Herausforderung dabei stellt sicherlich der Faktor Gehalt dar. Insbesondere Pensionsfonds – und hier allen voran die US-amerikanischen – haben meist fixe Budgets, die sie an ihre Investmentprofessionals auszahlen können. Diese sind in der Regel deutlich niedriger als die Gehälter, die General Partner zahlen. Gleichzeitig sieht man aktuell eine gewisse Fluktuation im Markt, was dazu führt, dass insbesondere größere Versicherungen oder Pensionskassen Zugang zu Talenten erhalten.

VC Magazin: Die Sorgen vor einem harten Brexit und seinen Folgen, die bei den LPs herrschen, stehen im Gegensatz zu den Erwartungen der deutschen GPs. Wo liegen die Gründe hierfür?
Schad: Ein Grund ist sicher, dass das Barometer global angelegt ist und auch das Gros der befragten LPs weltweit investiert. Das führt dazu, dass diese eher eine Makro- als eine Mikro-Perspektive haben. Viele GPs, die oft sehr regional investieren, sind daher zuversichtlicher, da sie ihre jeweiligen Märkte sehr viel tiefer kennen, als es den weltweit agierenden Limited Partnern überhaupt möglich ist. Welche Auswirkungen der Brexit haben wird, ist aber für keine der beiden Seiten wirklich abzusehen, da die Verhandlungen ja erst noch anlaufen müssen.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Herr Schad.

 

Michael Schad ist Partner und Head of Investment Management bei Coller Capital in London.