Reinhard Gorenflos hat von 2001 bis 2011 als Partner der Private Equity-Gesellschaft KKR das Geschäft in Europa und Deutschland mitverantwortet. Im Sommer 2012 rief er die Stiftung TuaRes ins Leben, die sich der Ausbildung von Mädchen und jungen Frauen im westafrikanischen Burkina Faso widmet. Bisher hat die Stiftung bereits rund 5.000 Mädchen unterstützt.
Etwas mehr als ein Jahrzehnt zählte Gorenflos zu den bekannten Namen der Private Equity-Branche. Nach einer steilen Karriere in Konzernen, zuletzt als Finanzvorstand der Aral AG, heuerte er 2001 als Partner beim US-amerikanischen Finanzinvestor KKR an, um von London aus das Private Equity-Geschäft in Europa und Deutschland aufzubauen. Zu seinen größten Deals zählten das Duale System, Demag und MTU Aero Engines. „Es war eine sehr spannende Zeit“, resümiert Gorenflos. „Ich hatte jedoch von Anfang an vor, mein Engagement auf zehn Jahre zu begrenzen“, sagt der Vater von drei Kindern. So hat er sich ab 2010 sukzessive aus dem Geschäft zurückgezogen und im Sommer 2012 ein völlig neues Kapitel in seinem Leben aufgeschlagen: Er gründete die Stiftung TuaRes, die sich die Ausbildung von Mädchen und jungen Frauen im westafrikanischen Burkina Faso auf die Fahnen geschrieben hat. Zu Burkina Faso hat er eine besondere Verbindung. Im Alter von sieben Jahren kam er in den westafrikanischen Staat, als sein Vater die Stelle des deutschen Botschafters angetreten hatte, und verbrachte dort Teile seiner Jugend. „Ich hatte immer den klaren Plan, später wieder nach Afrika zurückzukehren und den Menschen zu helfen. Glücklicherweise hat alles genau so funktioniert“, blickt der Ex-KKR-Manager zurück.
Stiftung TuaRes: der Name ist Programm
Der Name der Stiftung TuaRes ist Programm. Er ist inspiriert von dem Zitat des römischen Dichters Horaz „Tua res agitur“ – „Es ist Deine Sache“. Nach diesem Leitsatz will Gorenflos Menschen ermutigen, mehr Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen. Gerade auf dem Schwarzen Kontinent haben Mädchen wenig Chancen. Bildung ermöglicht ihnen, ihre Zukunft selbst zu gestalten. Aktueller Schwerpunkt der Stiftung ist Burkina Faso, eines der ärmsten Länder der Welt. Dort schließen nur etwa 40% der Mädchen die sechsjährige Grundschule ab. TuaRes übernimmt das Schulgeld, stellt Schulkleidung, Hefte, Nachhilfeunterricht, Schulspeisung und Solarlampen zur Verfügung und versorgt auch die Eltern mit Nahrungsmitteln. Dabei fördert die Stiftung nicht nur Schülerinnen der Grundschule, sondern auch der Mittel- und Oberschule. Seiner Meinung nach ist die Ausbildung von Mädchen der beste Ansatz, um die langfristige Entwicklung eines Landes zu fördern. Denn gut ausgebildete Frauen tun auch mehr für die Gesundheit und die Ausbildung ihrer Kinder.
Intensive Zusammenarbeit vor Ort
Gorenflos finanziert die Stiftung zu 80% bis 90% aus eigenen Mitteln. „Mein Commitment zur langfristigen Finanzierung steht. Doch je mehr Unterstützung wir von außen erhalten, desto mehr Menschen können wir fördern. Deswegen sind wir dankbar für jede Spende.“ Ein wichtiger Faktor: Den Verwaltungsaufwand der Stiftung finanziert der Sozialentrepreneur komplett aus eigener Tasche, sodass jeder Cent der Spenden direkt den Menschen zugutekommt. Dabei fungiert Gorenflos nicht als Financier im Hintergrund, sondern steckt selbst den Großteil seiner Arbeitszeit in die Stiftung. „TuaRes ist eine langfristig angelegte Aufgabe, die ich in den Mittelpunkt meiner Aktivitäten der nächsten zehn bis 20 Jahre stellen möchte“, so Gorenflos. Derzeit beschäftigt die Stiftung 13 Mitarbeiter, zwei in der Münchener Zentrale und elf in Burkina Faso, die die konkrete Arbeit umsetzen. Dazu kommen ehrenamtliche Mitarbeiter, die mit viel Engagement bei TuaRes mitwirken. Der Austausch zwischen beiden Standorten ist intensiv. Jeden Monat fliegt ein Mitarbeiter aus München nach Burkina Faso, Gorenflos selbst reist vier bis fünf Mal im Jahr nach Westafrika. „So stellen wir sicher, dass das Geld direkt bei den Menschen ankommt“, sagt der frühere Private Equity-Manager.
Zwischenfazit der ersten vier Jahre
Insgesamt konnte TuaRes seit der Gründung vor vier Jahren bereits rund 5.000 Mädchen unterstützen. Pro Jahr werden aktuell 1.500 junge Frauen gefördert. Ein Dutzend hat die Schulausbildung inzwischen erfolgreich abgeschlossen. In dieser ersten Phase hat Gorenflos viel gelernt. Unter anderem, dass die Schulausbildung zwar wichtig, aber noch nicht alles sei. Deswegen hat er sein Angebot erweitert und ermöglicht diesen Mädchen auch eine Berufsausbildung zur Lehrerin, Krankenschwester oder Schneiderin. Einer kleinen Auswahl der Schülerinnen hat die Stiftung ein Stipendium für das Studium an der Universität gegeben. „Es ist sehr bewegend für mich, dass wir mit unserer Arbeit das Schicksal einzelner Menschen dramatisch verbessern können“, sagt der Stifter.
Keynote Speaker beim PE-Forum NRW
Die Stiftung ist für Gorenflos ein langfristiges Projekt, und er hat nicht die Absicht, in die Private Equity-Branche zurückzukehren. Dennoch bleibt er der Branche freundschaftlich verbunden. So hat ihn das PE-Forum NRW als Keynote Speaker zum Neujahrsempfang im Januar eingeladen, um einen Vortrag zum Thema „Von Private Equity zur Mädchenbildung in Afrika“ zu halten. Er freut sich darauf, wieder in die „sehr dynamische Private Equity-Community NRW“ zurückzukommen. Ansonsten bleibt er seinem Ziel treu, die Stiftung und die Ausbildung junger Frauen in Westafrika weiter auszubauen. „Je mehr Menschen wir erreichen, desto größer wird auch die Wahrscheinlichkeit, das Leben der Gesellschaft in Burkina Faso insgesamt zu verbessern“, sagt Gorenflos. Sein Credo: „Wir wollen Großes bewirken.“