Die große Mehrheit der Top-Entscheider aus der weltweiten Finanzindustrie erwartet eine zunehmende Anzahl von Transaktionen mit Beteiligung von Financial Technology-Firmen – und das trotz sehr hoher aktueller Bewertungsniveaus. Obwohl fast alle Befragten Fintechs für überbewertet halten, erwarten sie einen weiteren Anstieg der Bewertungen in den nächsten zwei Jahren, so der Fintech-M&A-Report der Anwaltskanzlei White & Case.
Für den Report wurden Top-Entscheider aus Banken, Asset Management, Versicherungen etc. zu ihrer Einschätzung bzw. Prognose für die Entwicklung von Fintech-Unternehmen befragt. Die Befragten betonen besonders die Möglichkeiten zur Kooperation: Rund die Hälfte gibt an, in den nächsten zwölf bis 24 Monaten mit einem Fintech kooperieren zu wollen. Rund ein Drittel plant die Beteiligung oder eine vollständige Übernahme eines Fintechs, so die Umfrage.
Die Finanzindustrie sei jetzt schon deutlich von Fintech-Entwicklungen und M&A-Deals getrieben. Es werde künftig wahrscheinlich noch mehr Kooperationen geben. Auch offene Modelle, bei denen mehrere Fintechs und mehrere Banken zusammenarbeiten, seien möglich, so die Studienautoren.
Die meisten Finanzprofis erwarten laut der Umfrage, dass der Lending- und Crowdfunding-Sektor bei Fintechs künftig die Transaktionen dominieren wird. Es folgen Blockchain- bzw. virtuelle Währungen, Zahlungsverkehr, digitale Vermögensverwaltung und Robo-Advisors sowie Regulierungstechnologien.
Gemäß der Umfrage ist in Zukunft mit einer steigenden Bewertung der Fintechs zu rechnen. Über 80% der Top-Entscheider halten Fintechs aktuell zwar für überbewertet. Dennoch erwarten über 90%, dass die Bewertungen in den nächsten zwei Jahren weiter steigen werden.
Mehr als die Hälfte der Befragten sieht große kulturelle Herausforderungen auf Finanzinstitute zukommen. Über 60% erwarten, dass Unterschiede in der Arbeitskultur die größte Aufgabe in der Post-Akquisitions- bzw. Integrationsphase sein wird.
Besondere Aktivitäten werden der Region Nordamerika gefolgt von Asien mit Schwerpunkt China bzw. Indien sowie Europa zugetraut. Innerhalb Europas dürfte laut der Studie Deutschland der aktivste Markt sein, da die Fintech-Branche hier besonders hohes Wachstum zeigt (+ 843% im Jahr 2015) und sich vor allem in den Regionen München, Berlin sowie Rhein-Main-Neckar weiterentwickelt. Demzufolge sehen die Befragten München weltweit auf dem fünften Platz derjenigen Städte, in denen sich die meisten attraktiven Fintechs finden lassen.
Hinsichtlich der künftigen Entwicklung von M&A-Transaktionen bei Fintechs erwarten die Befragten im Fintech-M&A-Report von White & Case vier wichtige Trends: M&A-Transaktionen werden stärker durch Kooperationen als durch Wettbewerb getrieben, kleinere Deals werden dominieren, Fintech-Fonds und Inkubatoren werden expandieren und etablierte Banken werden zusammenarbeiten, um Fintech-Lösungen zu implementieren.