Für Start-ups wird es immer schwerer an Risikokapital zu gelangen. Das Investitionsvolumen in Deutschland ging laut des Venture Pulse-Reports des Beratungsunternehmens KPMG im 4. Quartal 2016 deutlich zurück. Die Venture Capital-Investoren waren im vergangenen Jahr wählerischer und gründlicher bei der Auswahl ihrer Investments. Das Venture Capital-Volumen sank auf 127 Mrd. USD, das sind 14 Mrd. weniger als 2015. Im selben Zeitraum ging die Zahl der Deals von 17.992 auf 13.665 zurück. Bei den Erstfinanzierungen ist der Rückgang mit 27,2% (von 18 Mrd. auf 13 Mrd. USD) besonders deutlich. Im 4. Quartal 2016 sank die Zahl der weltweiten Venture Capital-Deals mit 2.809 auf den niedrigsten Quartalsstand seit fünf Jahren.
Laut der Studienautoren sei das vergangene Jahr durch deutlich mehr Vorsicht auf Seiten der Investoren gekennzeichnet. Viele Geldgeber hätten sich mehr Zeit gelassen, um potenzielle Investments unter die Lupe zu nehmen. Auch sei verstärkt auf den Businessplan und den Nachweis der Profitabilität geachtet worden. Dies lag nach Ansicht der Autoren daran, dass einige Börsengänge zu Jahresbeginn die vorherigen Unternehmensbewertungen nicht bestätigen konnten. Weitere Gründe hierfür sehen die Studienautoren in der politisch begründeten Unsicherheit durch den Brexit oder der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA sowie die deutlich gesunkene Zahl an erfolgreichen Exits eine Rolle gespielt haben. Die ihre Zahl sank von 1.733 (2015) um über 25% auf 1.283; die Gesamterlöse von 80 Mrd. auf 69 Mrd. USD.
In Europa ging die Zahl der Deals um fast ein Drittel zurück, von 4.378 (2015) auf 3.142 (2016). Das dabei investierte Volumen sank von 18 Mrd. auf 15,7 Mrd. USD. Dabei kommt Deutschland laut der Studienautoren noch vergleichsweise glimpflich davon: hier beträgt der Rückgang mit 345 Deals (nach 407 in 2015) lediglich 15%; allerdings sank das Investmentvolumen von 3,6 Mrd. USD auf 1,9 Mrd. USD sehr deutlich. Im europäischen Städtevergleich hat London mit 3,1 Mrd. USD investiertem Venture Capital die Nase deutlich vor Paris und Berlin (1,1 Mrd. USD beziehungsweise 1 Mrd. USD).
Lediglich in Asien blieb das Investmentvolumen laut des KPMG-Reports mit 39 Mrd. USD im Vergleich zu 2015 mehr oder weniger unverändert, während es in Amerika und Europa einen Rückgang gab. Die drei größten Deals im letzten Quartal fanden in China statt: Die Videoplattform Yixia warb 500 Mio. USD in einer Series E-Runde ein, der Online-Kredit-Marktplatz erhielt in einer Series C-Finanzierung 394 Mio. USD und das Pharma- und Biotechunternehmen Innovent Biologics schloss eine Series D-Runde mit 260 Mio. USD ab.
Die größte Finanzierung in Deutschland in Q4 war die Series G-Runde über knapp 92 Mio. USD von HelloFresh durch den schottischen Fonds Baillie Gifford und einen namentlich nicht genannten neuen Geldgeber. Auf Platz zwei folgt die 85 Mio. USD große Wachstumsfinanzierung des US-Investors GE Ventures in den Allgäuer Solar-Batterie-Hersteller sonnen GmbH. Die drittgrößte Finanzierung im vergangenen Quartal war das Series C-Investment in Höhe von 70 Mio. USD in die Berliner Reiseplattform GoEuro durch die Kapitalgeber Silver Lake und Kleiner Perkins Caufield & Byers.