Wenn die Aussicht auf das eigene Unternehmen spannender ist als die Karriere in Wissenschaft oder Konzern, bricht der Unternehmergeist durch. Welche Idee sie verfolgen, ob es Vorbilder gibt und aus welchen Erfahrungen sie besonders viel gelernt haben, berichten Entrepreneure im Gründerinterview – dieses Mal Markus Unkhoff von Schadenengel.
VC Magazin: Wie kam es zu der Idee für Dein Start-up?
Unkhoff: Im Jahr 2013 selber von einem Rohrbruch am Wochenende überrascht, musste ich am eigenen Leib erfahren, dass es nahezu unmöglich ist, schnelle und kompetente Hilfe zu bekommen, die sich auch um die komplette weitere Abwicklung kümmert. Aus diesem Erlebnis ist Schadenengel entstanden.
VC Magazin: Wie hast Du die erste Finanzierung Deiner Gründungsidee gestemmt und wie verlief die weitere Suche nach Kapital(-gebern)?
Unkhoff: Schadenengel ist zu 100% in Gründerhand und finanziert sich über Bootstrapping. Weiterhin wurde ein Mikromezzaninfonds in Anspruch genommen, der aus Mitteln des ERP- Sondervermögens (European Recovery Program) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) refinanziert ist. Aktuell laufen Gespräche mit verschiedenen Family Offices und Venture Capital-Gesellschaften, um weiteres und schnelleres Wachstum zu gewährleisten.
VC Magazin: Was sprach gegen die Karriere als Angestellter und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden?
Unkhoff: Mir war immer klar, etwas Eigenes zu machen und auf eigenen Beinen zu stehen. Meinen Co-Founder Andreas kannte ich bereits von anderen kleineren Projekten. Als es dann 2013 bei mir zu einem Rohrbruch kam, passte einfach alles zusammen und wir gingen mit Schadenengel in die Testphase. Ab da gab es kein anderes Thema mehr.
VC Magazin: Wenn Du auf Deine bisherigen unternehmerischen Erfahrungen zurückblickst: Welche Entscheidungen würdest Du erneut treffen?
Unkhoff: Ich glaube da gibt es keine spezielle Entscheidung. Die Summe aus Allem hat uns da hingebracht, wo wir heute stehen. Jedoch lege ich großen Wert auf Teamarbeit, und das Team, was wir bei Schadenengel haben, ist gigantisch. Die Entscheidung, die richtigen Leute an Bord zu holen, bringt schon mal eine sehr gute Basis.
VC Magazin: Verbrannte Finger gelten als gute Lehrmeister. Aus welchen schmerzhaften Erfahrungen konntest Du besonders viel lernen?
Unkhoff: Bei Geld hört die Freundschaft auf.
VC Magazin: Was sind aus Deiner Sicht bei den Rahmenbedingungen in Deutschland der größte Pluspunkt und das größte Manko für junge Unternehmen?
Unkhoff: Ich finde, bei Fördermöglichkeiten in finanzieller Form hat sich viel getan. Dort ist die Entwicklung durchaus positiv, auch wenn wir noch nicht annähernd auf US-Niveau sind. Auch gibt es sehr viele Gruppen, wie Family Offices oder Angels, die nach Anlagemöglichkeiten suchen. Sobald aber die ersten größeren Umsätze verbucht werden, schlägt die deutsche Bürokratie zu. Hier würde ich mir gerade für Start-ups eine gewisse Schonfrist wünschen.
VC Magazin: Gibt es (Internet-)Unternehmer, die Du als Vorbilder oder Idole siehst?
Unkhoff: Natürlich gibt es viele nationale und internationale Größen, auf die man schielt. Auch manche, von denen man sich das Hörbuch mal anhört. In erster Linie schaue ich aber auf mich, das Team und das Unternehmen und wie wir Schadenengel gemeinsam weiter bringen können.
VC Magazin: Das Angebot von Schadenengel richtet sich neben dem Endkunden auch an Handwerker. Wie offen ist diese Berufsgruppe für digitale Angebote?
Unkhoff: Sagen wir mal so, ein Wandel ist da und wird kontinuierlich vorangetrieben. Wir sind ja nicht das erste Start-up, das unter anderem das Handwerk als Zielgruppe hat. Hier wurde schon gute Vorarbeit geleistet. Trotzdem gibt es in dem Bereich Digitalisierung noch sehr viel zu tun.
VC Magazin: Wie sehen die mittelfristigen Planungen für Dein Start-up und Deine unternehmerische Zukunft aus?
Unkhoff: Der gesamte Fokus ist auf Schadenengel gerichtet. Zum einen auf die Festigung der Online-Marktführerschaft im Bereich von Gebäudeschäden, zum anderen auf das Erweitern unseres Partner-Netzwerkes.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Markus Unkhoff ist Mitgründer des 2014 gelaunchten Kölner Start-ups Schadenengel, einem bundesweiten Handwerker-Netzwerk.