Automobil-Start-ups locken Investitionen an

Start-ups im deutschen Automobilsektor locken verstärkt Investitionen an. Seit 2011 konnten 127 junge Unternehmen Investitionen in Höhe von 316 Mio. USD generieren, so eine Analyse der Managementberatung Oliver Wyman. Die etablierten Autohersteller sind dabei verstärkt als Investoren aktiv. Mit dem Know-how-Transfer wollen die OEMs auch die Attacken neuer Marktteilnehmer, wie dem Vermittlungsdienst Uber oder dem Elektroauto-Pionier Tesla, abwehren, die Geschäftsmodelle entlang der gesamten Wertschöpfungskette neu definieren wollen.

Smarte Parkplatzsuche, Stauprognosen, Benzinspar-Trainer – mit neuen Services wollen Automobilhersteller ihre Käufer umsorgen. Die dahinter stehenden Lösungen für mehr Komfort, Sicherheit und Effizienz wurden häufig von Start-ups entwickelt. Über Beteiligungen sichern sich die Autohersteller aber nicht nur Zugang zu den technischen Innovationen – es geht bei integrierten Diensten um weit mehr. Über Apps schaffen die Start-ups auch neue Schnittstellen zum Kunden, auf die die OEMs zugreifen wollen, so die Autoren der Studie.

Um sich für die Geschäftsfelder der Zukunft fit zu machen, rücken etablierte Autobauer näher an die Start-ups heran, so die Analyse von Oliver Wyman. Zwar sei die Zahl der Neugründungen im Automobilsektor international leicht rückläufig, doch die Start-ups könnten sich über einen rasant wachsenden finanziellen Einsatz freuen. Weltweit sei die Höhe der Investitionen in den vergangenen vier Jahren exponentiell gestiegen, so die Autoren der Studie. Start-ups lockten allein im ersten Halbjahr 2016 rund 16,3 Mrd. USD an – etwas mehr als im gesamten Jahr zuvor (16,1 Mrd. USD). Neben Autoherstellern investierten auch IT-Konzerne wie Apple oder Investmentbanken in die Mobilitätsbranche.

Der aktuelle Finanzierungsboom folge der Gründungswelle seit Anfang des Jahrtausends. Seit dem Jahr 2000 entstanden laut der Analyse in der Automobilbranche weltweit über 1.000 Unternehmen. Laut der Oliver-Wyman-Studie lockten die Automobil-Start-ups weltweit über 50 Mrd. USD Kapital an. Allerdings entfielen 60% davon auf nur fünf junge Firmen. Mit Uber und Lyft (beide USA), DiDi (China) und Ola (Indien) sind vier von ihnen Vermittlungsplattformen. Als einziger Vertreter einer Green-Vehicle-Technologie seid der Elektroauto-Spezialist Tesla (USA) in den Top Five vertreten. In Deutschland gibt es mit dem Start-up Auto1 Group erst ein Unicorn, also ein Unternehmen mit einem Wert von über 1 Mrd. EUR.

Seit 2011 sicherten sich 127 deutsche Start-ups Investitionen in Höhe von 316 Mio. USD. 45% davon flossen in junge Firmen, die Mobilitätsdienstleistungen anbieten.

Deutschland liege bei der Zahl der Neugründungen in der Automobilbranche zwar vor Frankreich und Indien, aber noch hinter China, den USA und Großbritannien. Seit dem Jahr 2011 sicherten sich hierzulande 127 Start-ups Investitionen in Höhe von 316 Mio. USD. 45% davon flossen in junge Firmen, die Mobilitätsdienstleistungen anbieten. Fast die gleiche Summe ging an Gründer im kapitalintensiveren Green-Vehicle-Segment – dazu zählen beispielsweise Fahrzeuge mit Elektro- oder Brennstoffzellenantrieb. Da hier aber weniger Start-ups aktiv sind, erhielten die Gründer im Schnitt viermal so viel Kapital wie die Mobilitätsdienstleister. Bei Green-Vehicle-Technologien setzen deutsche OEMs bislang vor allem auf ihre eigene Kompetenz bei Forschung und Entwicklung. Die Hürden für Newcomer seien entsprechend hoch.

Dank ihrer Finanzstärke zählen deutsche OEMs bei Automobil-Start-ups zu den wichtigsten Investoren, wie z.B. Daimler mit der Startup Autobahn oder BMW mit i Ventures. Der anfängliche Trend zum Trial and Error bei den vergleichsweise günstigen Investitionen in junge Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen sei inzwischen abgeklungen, so die Autoren der Studie. Das Geld werde nicht mehr mit der Gießkanne verteilt, sondern gezielt in zukunftsträchtige Lösungen investiert. Laut der Prognose von Oliver Wyman könnten die Einnahmen durch Mobilitätsdienstleitungen bis 2025 weltweit um das Dreifache steigen. In diesem Segment sei die Mehrheit der Automobil-Start-ups aktiv. Auch in Deutschland setzen die meisten Gründer auf Mobilitätsdienstleistungen (60%), gefolgt von Lösungen für vernetzte und autonome Fahrzeuge (14%), Green Vehicles (14%) und Aftersales (12%).