Immer mehr Großunternehmen investieren in Tech-Start-ups

Großunternehmen spielen eine immer größere Rolle, wenn es um die Finanzierung von Start-ups aus dem Tech-Bereich in Deutschland geht. Als Corporate Venture Capital-Geber investieren sie bevorzugt in Start-ups aus dem Tech-Bereich, um häufig bestehende Lücken in der Digitalisierung zu schließen und die digitale Transformation voranzutreiben, so die Studie „Funding, Growth and Profitability: Tech Start-ups finding the right balance“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY.

Dazu nutzen Großunternehmen und Konzerne zwei Wege nutzen: Auf der einen Seite treten sie selbst als Corporate Venture Capital-Investoren auf, um sich an Start-ups bereits in Frühphasen zu beteiligen, oder sie übernehmen die jungen Firmen in einem späteren Stadium. Aber auch der deutsche Mittelstand interessiert sich zunehmend für Start-ups, um den digitalen Wandel zu bewältigen, so die Autoren der Studie.

Keine Probleme bei der Frühfinanzierung

Insgesamt haben die 100 am höchsten finanzierten Start-ups aus dem Tech-Bereich seit ihrer Gründung bis Dezember 2016 Finanzmittel in Höhe von 5,9 Mrd. USD eingesammelt, so die EY-Studie. In Fokus standen dabei junge Firmen mit Fokus auf Trendthemen wie Ernährung oder Finanzdienstleistungen. Start-ups mit einer guten Geschäftsidee hätten nur geringe Probleme, eine Finanzierung für die frühe Phase ihrer Existenz zu finden. Das Interesse der Investoren und auch von Business Angels in diesem Stadium sei sehr groß, die enorme Nachfrage führe zu hohen Bewertungen von Start-ups in frühen Phasen. 2016 konnten 32 neue Venture Capital-Fonds insgesamt 6,2 Mrd. USD einsammeln, wie aus der Studie hervorgeht.

Auch zahlreiche im Dax notierte Konzerne beteiligen sich mit eigenen Venture-Capital-Fonds an Start-ups. So wurde zum Beispiel der BMW i Venture Capital Fund 2016 mit 500 Mio. EUR ausgestattet. Er konzentriert sich auf Entwicklungen in den Bereichen Elektromobilität, autonomes Fahren, Digitalisierung, Cloud-Dienste und künstliche Intelligenz. Ebenso legte Siemens 2016 den Fonds next47 mit einem Volumen von 1 Mrd. EUR auf. Start-ups würden einen guten Rahmen bieten, um neue Ideen auszuprobieren und voranzutreiben.

Ausländische Investoren übernehmen Wachstumsfinanzierung

Die Möglichkeit für Finanzierungen für Start-ups habe sich in Deutschland in den vergangenen Jahren insgesamt deutlich verbessert. Das Spektrum an Investoren für die verschiedenen Entwicklungsstufen von Start-ups sei größer geworden, so die Autoren der Studie. Nach wie vor stoße aber die Wachstumsfinanzierung in einer Spätphase mit nationalen Investoren an Grenzen. Finanzierungsrunden mit einem Volumen von mehr als 10 Mio. EUR seien oft eine Sache für ausländische Investoren. Im Finanzierungsbereich zwischen 3 und 10 Mio. EUR bestehe nach wie vor großer Bedarf. Hier könnten sich laut der Studie verstärkt Großunternehmen engagieren.

97% der Käufer von Start-ups waren 2016 etablierte Unternehmen

Die wichtige Rolle von etablierten Unternehmen zeige sich auch auf dem M&A-Markt: 97% aller Fusionen und Übernahmen bei deutschen Tech-Start-ups gingen 2016 auf sie zurück. Finanzinvestoren machten dagegen nur 3% der Käufer aus. Junge Firmengründer würden den Verkauf an etablierte Unternehmen als bevorzugten Exit-Kanal nutzen.

Übernahmen von Tech-Start-ups fanden 2016 hauptsächlich in den Branchen Medien, Technologie und dem Einzelhandel statt. 31% der Transkationen gingen auf die Medienbranche zurück. Die deutschen Großverlage kauften durch Übernahmen nach wie vor digitales Know-how ein, um ihre Geschäftsmodelle zu erweitern und neue Ertragsquellen zu erschließen. Die Autoren der Studie rechnen 2017 mit einem stark anziehenden Transaktionsgeschäft im Energie- und Automobilsektor. Diese Branchen seien derzeit am stärksten vom disruptiven Wandel betroffen. Auch rechnen die Studienautoren damit, dass Finanzinvestoren 2017 stärker auf dem deutschen M&A-Markt für schnell wachsende Unternehmen aktiv werden. Aber auch etablierte Unternehmen könnten sich 2017 verstärkt auf dem Transaktionsmarkt für junge und lukrative Tech-Start-ups engagieren, um sich auf diesem Weg fit zu machen für die digitale Transformation, so die EY-Studie.