5,7 Mrd. EUR Beteiligungskapital ist 2016 in Deutschland laut der heute veröffentlichten Statistik für den deutschen Private Equity-Markt in rund 1.000 Unternehmen geflossen. Das Volumen des Vorjahres wurde damit um 14% knapp verfehlt, so die Auswertung des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften BVK. Im Jahr 2015 hatten Beteiligungsgesellschaften 6,6 Mrd. EUR in Deutschland investiert. Die Private Equity-Investitionen bewegen sich laut der Statistik des Branchenverbandes seit 2011 in Deutschland auf einem insgesamt stabilen Niveau zwischen 5,1 Mrd. EUR in 2013 und 7,1 Mrd. EUR in 2014.
Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen wurden laut der BVK-Statistik mit Beteiligungskapital unterstützt. Neun von zehn im Jahresverlauf finanzierte Unternehmen beschäftigen weniger als 500 Mitarbeiter oder setzen weniger als 100 Mio. EUR um, 79% sogar weniger als 100 Mitarbeiter. Vier von fünf Unternehmen setzten weniger als 10 Mio. EUR um und nur 5% mehr als 100 Mio. EUR. Das meiste Kapital konnten Unternehmen in Bayern (22% der Investitionen) und in Hessen (19%) einsammeln. Mit deutlichem Abstand folgen Baden-Württemberg (11%) und Rheinland-Pfalz (10%). Die mehr als 5.000 mit Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen in Deutschland beschäftigen rund 912.000 Mitarbeiter und setzen insgesamt 179 Mrd. EUR um.
Kräftiges Plus bei Venture Capital-Investitionen
Entgegen der allgemeinen Marktentwicklung konnten die Venture Capital-Investitionen auf 0,93 Mrd. EUR zulegen und erreichen die höchsten Jahresinvestitionen seit 2008. Im Jahr zuvor wurden 0,84 Mrd. EUR investiert. Die 568 VC-finanzierten Unternehmen machten erneut deutlich mehr als die Hälfte aller im letzten Jahr finanzierten Unternehmen aus. Der seit 2012 zu beobachtende Aufwärtstrend in der Start-up-Finanzierung bleibt damit ungebrochen, so die Studienautoren. Marktteilnehmer und Politik seien aber weiterhin aufgerufen, gemeinsam Wege zu finden, mehr Kapital für deutsche Start-ups zu mobilisieren. Der BVK stehe gerade im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl im engen Austausch mit allen Beteiligten, betonten die BVK-Vorstandsmitglieder Joachim von Ribbentrop und Ulrike Hinrichs.
Lebhafter Buyout-Markt
Wirtschaftlich starke Unternehmen mit positiven Geschäftsaussichten sowie günstige Finanzierungsbedingungen boten den Buyout-Investoren wieder ein gutes Umfeld. Dies wurde nicht zuletzt durch die Milliarden-Transaktionen bei Atotech, OfficeFirst, Xella, Bilfinger Building and Facility, der Airbus Militärtechnik und Solvay Acetow geschaffen. Im Buyout-Markt treffen laut der BVK-Statistik weiterhin vorteilhafte Finanzierungsbedingungen und gut kapitalisierte Fonds durchaus auch auf hohe Unternehmensbewertungen. Trotzdem sanken die Buyout-Investitionen um rund 10% auf 4,3 Mrd. EUR. Einige der sehr großen Transaktionen wurden zum Jahresende 2016 verkündet. Sie werden aber erst in diesem Jahr abgeschlossen und würden sich deshalb positiv auf die Marktzahlen im laufenden Jahr auswirken. Bei den mittelstandsorientierten Minderheitsbeteiligungen, wie Wachstums-, Replacement- und Turnaround-Finanzierungen halbierte sich das Investitionsvolumen aufgrund weniger sehr großer Minderheitsbeteiligungen von 0,93 Mrd. EUR auf 0,45 Mrd. EUR.
Kräftiges Plus beim Fundraising
2016 konnten die deutschen Gesellschaften mit 2,33 Mrd. EUR gut die Hälfte mehr Kapital einsammeln als im Jahr zuvor. Während Buyout-Fonds mit 1,27 Mrd. EUR die neuen Mittel mehr als verdoppeln konnten, blieb das Venture Capital-Fundraising mit 0,55 Mrd. EUR rund ein Viertel unter dem starken Vorjahresergebnis. In der aktuellen Niedrigzinsphase würden institutionelle Investoren verstärkt nach renditeträchtigen Investitionsmöglichkeiten suchen. Dies komme vor allem den Buyout-Gesellschaften zugute, wogegen Venture Capital-Fonds nicht im gleichen Maß profitieren, so die Erhebung. Ebenfalls deutlich mehr einsammeln konnten Generalisten. Hier stieg das Fundraising von 0,16 Mrd. EUR auf 0,46 Mrd. EUR. Dagegen blieb das Venture Capital-Fundraising mit 0,55 Mrd. EUR rund ein Viertel unter dem Vorjahresergebnis von 0,74 Mrd. EUR.
Beteiligungsgesellschaften optimistisch für 2017
Für 2017 sind die Beteiligungsgesellschaften laut der BVK-Private Equity-Prognose vorsichtig optimistisch und planen tendenziell ihre Investitionen auszubauen. Laut der Befragung will jede zweite Gesellschaft, ihre Investitionen leicht oder deutlich auszubauen. Weitere 45% sehen die eigenen Investitionen auf dem Niveau von 2016. Allerdings seien insbesondere die Vertreter aus dem Bereich Wachstumsfinanzierungen und Buyouts zurückhaltender geworden. Während hier der Anteil der Optimisten unter den Vorjahreswert fiel, stieg dieser bei den Venture Capital-Gesellschaften sogar leicht an. Gleichzeit halbierte sich der Anteil derjenigen Frühphasenfinanzierer, die einen Rückgang der eigenen Investitionen erwarten. Falls Rahmenbedingungen stabil bleiben, erwarten die Studienautoren Investitionen im laufenden Jahr mindestens auf dem Niveau des Vorjahres. Im Venture Capital-Segment ist der BVK optimistisch, dass der Markt den Aufwärtstrend fortsetzen könne. Die Entwicklungen in wichtigen Ländern wie den USA, Großbritannien oder China seien für die Exportnation Deutschland von genereller Bedeutung, ebenso die Zinspolitik in Europa. Marktspezifische Unsicherheiten liegen im weiterhin hohen Bewertungsniveau. Hier erwarten die Beteiligungsgesellschaften laut der Private Equity-Prognose auch 2017 keine grundsätzliche Trendumkehr. Zwar gehen fast zwei Drittel der befragten Gesellschaften von unveränderten Bewertungen der Zielunternehmen aus. Immerhin ein gutes Viertel erwartet aber weiter steigende Unternehmensbewertungen, so die BVK-Umfrage.