Der deutsche Onlinebezahldienst Ratepay wechselt den Besitzer. Die Finanzinvestoren Advent International und Bain Capital Private Equity übernehmen das Berliner Fintech-Unternehmen vom Handelskonzern Otto Group.
Der 2009 gegründete Berliner Rechnungskaufspezialist Ratepay hat sich auf die Abwicklung von Bezahlmethoden für Onlineshops spezialisiert. Mit über 100 Mitarbeitern bietet das Fintech-Start-up E-Commerce-Händlern Lösungen für den Online-Zahlungsverkehr wie Rechnungskauf, Ratenzahlung, Lastschriftverfahren und Vorkasse an. Dabei werden für den Händler nach Angaben des Start-ups auch alle nachgelagerten Prozesse wie die Risikoprüfung der Käufer, Debitorenmanagement sowie die Inkassoübergaben von Ratepay übernommen. Der Verkäufer bekommt mit Abschluss des Kaufs oder der Buchung sein Geld mit einer 100%-Zahlungsgarantie für die DACH-Region. 2009 hatte die Otto Group über ihre Payment-Sparte EOS die ersten Anteile an RatePay erworben und das Unternehmen im Jahr 2010 vollständig übernommen. Der Payment-Anbieter hatte 2016 die Lizenzierung nach dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz der BaFin erhalten.
Die Beteiligungsgesellschaft Advent International wurde 1984 gegründet, verwaltet ein Vermögen rund 37 Mrd. EUR und hat nach eigenen Angaben in 40 Ländern mehr als 320 Transaktionen durchgeführt. In den vergangenen zehn Jahren hat der Finanzinvestor unter anderem in die Addiko Bank (vormals Hypo Group Alpe Adria), allnex, einen Hersteller von Harzbeschichtungen für die Farb- und Lackindustrie, den Kosmetikhändler Douglas Holding, den Forderungsmanagementdienstleister GFKL, den Reha-Anbieter Median Kliniken, den privaten Pflegeheimbetreiber Casa Reha, den Modediscounter Takko sowie in Oxea, einen Anbieter von Oxo-Alkoholen und Oxo-Derivaten, investiert.
Bain Capital Private Equity wurde 1984 gegründet und investiert in die Sektoren Verbrauchsgüter und Einzelhandel, Finanzdienstleistungen und Dienstleistungen für Unternehmenskunden, Gesundheit, Industrie sowie Technologie, Medien und Telekommunikation.
Advent und Bain haben zusammen bereitsdie Anbieter Worldpay und Nets an die Börse gebracht. Mit der Akquisition des Fintech-Unternehmens wollen die Investoren nach eigenen Angaben das Angebotsportfolio der Concardis GmbH aus Eschborn erweitern. Der Zahlungsdienstleister hat sich auf Lösungen für bargeldlose Bezahlprozesse spezialisiert. Im Januar 2017 hatten Advent International und Bain Capital Private Equity im Rahmen eines Management-Buyouts die Mehrheit des deutschen Paymentanbieters von mehreren deutschen Banken übernommen. Nach eigenen Angaben versorgt Concardis rund 110.000 Kunden an 210.000 Standorten mit über 470.000 angeschlossenen Terminals und Paymentlösungen für den E- und M-Commerce.
Das Unternehmen soll in den kommenden Jahren durch Zukäufe kräftig ausgebaut werden. Die Übernahme des Berliner Fintech-Start-ups ist laut der Investoren ein wichtiger Schritt für die geplante Buy and Build-Strategie des Payment-Anbieters. Das Ratepay-Angebot soll in die Payment-Plattform von Concardis integriert werden. Dabei soll die Marke bestehen bleiben und das Unternehmen in der Concardis-Gruppe eigenständig weitergeführt werden.
Zukünftig sei auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Concardis und der Otto Group geplant, insbesondere mit Blick auf die Weiterentwicklung von Zahlungslösungen im E-Commerce-Bereich.
Über den Kaufpreis haben die beteiligten Parteien Stillschweigen vereinbart. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden.
Ratepay GmbH Berlin
Tätigkeitsfeld: Fintech
Investoren: Advent International Corporation, Bain Capital LP.
Volumen: nicht veröffentlicht (Mehrheitsbeteiligung)