Nach einem eher zurückhaltenden Jahr 2016 scheint sich der Venture Capital-Markt wieder etwas zu beleben. In Deutschland wurden im ersten Quartal 2017 umgerechnet rund 400 Mio. USD Venture Capital investiert – und damit etwas mehr als im Quartalsdurchschnitt der letzten beiden Jahre (380 Mio. USD). 40% des Kapitals flossen in Fintech- und Life Science-Start-ups. Die Zahl der Deals insgesamt stieg im Vergleich zum 4. Quartal 2016 leicht von 70 auf 73 an. Auch wenn der Löwenanteil wieder nach Berlin floss, lassen sich noch keine deutlichen positiven Auswirkungen des „Brexit“ in Form einer massiven Dealzunahme ausmachen, so der aktuelle Venture Pulse-Report von KPMG.
Die Summe der weltweiten Investitionen in Venture Capital betrug im ersten Quartal 2017 26,8 Mrd. USD; das sind 12,6% mehr als im letzten Quartal 2016 (23,8 Mrd. Dollar). Wesentlich dazu beigetragen haben einige „Mega-Deals“ wie Airbnb (1 Mrd. USD), Grail (914 Mio. USD) und SoFi (454 Mio. USD). Die Zahl der Deals sank im selben Zeitraum von 3.201 auf 2.716 (8,9%). Vor allem in Europa und den USA zeige sich ein Trend weg von vielen eher kleineren Deals hin zu weniger, dafür größeren Investments.
Zum Ende des vergangenen Jahres hätten sich viele Investoren noch zurückgehalten. Jetzt, wo sich die Aktienmärkte positiv entwickelten und auch der IPO-Markt wieder an Fahrt aufnehme, gestalte sich die Lage zusehends positiver, so die Autoren der Studie. Die geplante Steuerreform in den USA könnte laut der Studie noch für zusätzlichen Schub sorgen. Im ersten Quartal dieses Jahres sei der Venture Capital-Markt noch etwas verhalten gewesen, doch die Lage scheint sich aufzuhellen.
„Einhörner“ nicht vom Aussterben bedroht
Auch in Start-ups mit einer Unternehmensbewertung von mindestens 1 Mrd. EUR – sogenannte „Einhörner“ – floss im ersten Quartal 2017 wieder mehr Geld: In den ersten drei Monaten kam es laut des Reports bei 14 „Einhörnern“ zu neuen Finanzierungsrunden, bei denen insgesamt rund 4 Mrd. USD flossen.
Investoren schielen auf Medizintechnik
Starkes Interesse zeigten die Kapitalgeber im ersten Quartal des Jahres an Unternehmen aus dem Medizintechnik-Bereich – und hier vor allem in den USA, in Kanada und Israel. Insgesamt flossen im ersten Quartal 2017 bei 362 Deals 4,7 Mrd. USD. Bemerkenswert sei dabei der Abschluss einer Series B-Runde in Höhe von 900 Mio. USD beim US-Unternehmen Grail gewesen, das eine Methode zur Krebs-Früherkennung entwickelt hat. Angesichts der weltweit stark steigenden Kosten für die Gesundheitsversorgung dürfte das Interesse von Investoren an Medizintechnikunternehmen zunehmen, die effizientere Methoden zur Krankheitsbekämpfung entwickeln oder einen Beitrag zur Kostensenkung leisten, prognostizieren die Autoren des Reports.
US-Investoren greifen gerne in Europa zu
In Europa wurden insgesamt umgerechnet 3,4 Mrd. USD in 565 Deals investiert – die Hälfte der Summe floss in die Softwarebranche. Branchenübergreifend dominierten die Later Stage-Deals, während sich die Finanzierung von Frühphasen-Projekten seit über einem Jahr im Abwärtstrend befindet. Investoren trachten offenbar zunehmend nach weniger riskanten Investments und setzen deshalb verstärkt auf bereits etablierte Start-ups, die schon gezeigt haben, dass ihr Geschäftsmodell trägt.
Unternehmensbewertungen in den USA sehr hoch
Der im Vergleich zum Euro und Britischem Pfund starke US-Dollar sorgt für zunehmendes Interesse US-amerikanischer Investoren – zumal die Unternehmensbewertungen in den USA sehr hoch sind. Viele US-Investoren würden mit europäischen Venture Capital-Partnern zusammenarbeiten, die dann die Führung bei den Finanzierungsrunden übernehmen, so der Venure Pulse-Report von KPMG.