VC-Kolumne von Dr. Michael Brandkamp, High-Tech Gründerfonds

Die wachsende Geschwindigkeit von Innovationen, die bevorstehenden Umbrüche von Geschäftsmodellen und die Kultur von Flexibilität, Engagement und Risikobereitschaft treiben großen Unternehmen den Schweiß auf die Stirn. Sie erkennen, dass das Tempo von Neuerungen so deutlich zunimmt, dass sie Innovationen von außen hereinholen müssen, um nicht abgehängt zu werden. Daher sind innovative Start-ups in den Fokus der großen Unternehmen und ressourcenstarken Mittelständler gerückt. Inzwischen reisen Manager ins Silicon Valley, eröffnen Inkubatoren und kommen mit Jeans und Sneakers in der Berliner Start-up-Szene an. Dort haben sich Spielwiesen für Gründer etabliert. Die CeBIT diskutiert über das Next Big Thing und hat 450 Start-ups zum Scale 11 eingeladen. Es herrscht Gründerstimmung in Deutschland. Aber handelt es sich hier nur um eine Modeerscheinung, um den Peak im Zyklus des Venture Business oder um eine Entwicklung mit Nachhaltigkeit und Erfolg?

Wir haben die Antwort auf diese Frage selbst in der Hand: Die hohe Aufmerksamkeit für die jungen Hightech-Unternehmen bietet einerseits große Chancen für die Großen und die Kleinen. Die Corporates aus Deutschland verfügen über die besten Marktkontakte, erhebliches Kapital und exzellentes Know-how ihrer Branche. Eine Vernetzung mit diesen Weltmarktführern kann Wachstumsmöglichkeiten eröffnen. Andererseits treten die Herausforderungen der Zusammenarbeit im konkreten Geschäft auf. Die Unterschiede in der Kultur, den Entscheidungsprozessen und der Evaluierung von Innovationen torpedieren die Kooperation im konkreten Einzelfall. Das Management der Corporates will den großen Wurf, die strategische Neuausrichtung und empfindet das Produkt eines Start-ups, die innovative Lösung vielfach als zu unbedeutend. Auf der anderen Seite verstehen die Manager der Start-ups die berechtigten und gut begründeten Vorbehalte in den großen Unternehmen nicht und wenden sich ab.

Um die Erwartungen von beiden Seiten auszubalancieren und die Verknüpfung von Großen und Kleinen nachhaltig auszugestalten, brauchen wir Plattformen, die eine langfristige Zusammenarbeit zwischen beiden sicherstellen und professionalisieren.

Inkubatoren der Corporates haben keine lange Lebensdauer, sondern werden oft wieder zugemacht, bevor sie wirklich nennenswerte Erfolge zeigen können. Venture Capital-Gesellschaften hingegen, die sich langfristig um die Verdrahtung von Corporates mit ihren Portfoliounternehmen kümmern, bilden solch eine Plattform. Sie sind gute Partner für die Großen, denn sie zeigen ihnen die aktuellen Trends und Innovationen, finden relevante Start-ups und bringen diese systematisch und mit Geduld mit den Großen zusammen. Erfolg und Verpartnerung von Start-ups sind nämlich Grundlage ihres Geschäftsmodells. Über die Venture Capital-Gesellschaften – darunter fassen wir auch den High-Tech Gründerfonds – können also die Chancen aus der Kooperation professionell gehoben werden.

 

Dr. Michael Brandkamp ist Geschäftsführer der High-Tech Gründerfonds Management GmbH mit Sitz in Bonn.