Moderne Medizintechnik ist schon lange ein Wachstumsmotor im Gesundheitswesen – jetzt eröffnet auch die Digitalisierung weiteres Kreativpotenzial. Ob Apps, Wearables oder Telemedizin: Neue Lösungen können Diagnose und Therapie verbessern, den Informationsfluss beschleunigen und so den Alltag von Ärzten und Patienten vereinfachen. Solche Start-ups bieten zusätzliche Investitionsmöglichkeiten.
Der Gesundheitsmarkt erlebt von Seiten der Medizintechnologie vielfältige Innovationen, und Deutschland ist hier international ganz vorne mit dabei. Für neuen Schwung sorgt hier nun aber zusätzlich die Digitalisierung. Zum Beispiel, wenn im Bereich Orthopädie eine App-gestützte physiotherapeutische Behandlung zuhause möglich wird; oder man per App an die Einnahme und Dosierung von Medikamenten erinnert wird. Noch ist es eine Nische, aber digitale Lösungen werden auch im Gesundheitswesen die Zukunft mitgestalten. „Das geht von Lifestyle-Anwendungen im Bereich Fitness und Ernährung nahtlos in gezielte Gesundheitsvorsorge und Prävention über, hin zu Digital Health-Anwendungen für chronisch kranke Patienten, wie z.B. Diabetiker oder Migränepatienten“, sagt Ulli Jendrik Koop, Managing Partner bei dem Berliner Early Stage-Investor Digital Health Ventures (DHV).
Mehr als ein kurzfristiger Hype
Die starke Verbreitung von Mobile Computing mit Smartphones und Tablets bildet eine wichtige Grundlage. Digital Health-Lösungen sind oft Kombinationen aus mobilen Software-Anwendungen oder Webservices mit Medizintechnikprodukten. „Dies ist mehr als ein kurzfristiger Hype; dem stimmen mittlerweile Gründer und Investoren in der Szene zu“, so Koop. „In Deutschland gab es in der Vergangenheit für Unternehmen im Gesundheitsbereich hauptsächlich lang etablierte Fonds und Investoren, die z.B. eine Spezialisierung auf Themen wie Biotechnologie und Life Sciences verfolgen, oder reine Tech-Investoren. Inzwischen gibt es in den USA, aber auch in Europa Investoren, die sich auf Digital Health spezialisieren.“ Bei den klassischen Venture Capital-Fonds werden, um den Markt zu screenen und attraktive Portfolioergänzungen zu identifizieren, die Kompetenzen gebündelt. So rücken beispielsweise klassische IT- und Life Sciences-Experten zusammen – Teamkompetenz steht im Fokus. Zahlen/Statistiken zu Venture Capital-Investments in Deutschland liegen für Medtech und Digital Health isoliert nicht vor. Die digitale Gesundheitswirtschaft umfasst auch M-Health (durch mobile Geräte unterstützte Anwendungen, Apps), Telemedizin (medizinische Leistungen trotz räumlicher Trennung) und Gesundheitstelematik (insbesondere bezüglich Informationsaustauschs). Die Grenzen zur Medizintechnologie sind fließend, es gibt viele Überlappungsbereiche.
Stark wachsender Markt
Digital- oder E-Health ist heute noch um ein Vielfaches kleiner als Medtech. Nach Daten für das Jahr 2013 (erhoben von Germany Trade & Invest) beliefen sich die jährlichen Ausgaben für die Medizintechnologie in Deutschland auf ca. 28 Mrd. EUR; dieses Jahr dürften es schon deutlich über 30 Mrd. EUR sein. Laut Berechnungen des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungskonzerns PwC machten Unternehmen der digitalen Gesundheitswirtschaft 2013 einen Gesamtumsatz von 8,6 Mrd. EUR. Andere Schätzungen lagen aber auch darunter. Tendenz aber: stark wachsend. Haupttreiber – ähnlich wie im Gesundheitswesen insgesamt – sind drei Faktoren. Erstens die Alterung der Gesellschaft: Schon heute ist knapp ein Drittel der Bevölkerung 65 Jahre und älter. Zweitens – als Konsequenz – die auch künftig weiter steigende Zahl von Pflegebedürftigen. Und drittens die Zunahme chronischer Krankheiten (Diabetes, Rheuma etc.) – ihr Anteil an den Kosten im Gesundheitswesen beträgt rund 80%.
Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 7/8 2017 des VentureCapital Magazins.