Die Beteiligungsindustrie in Deutschland steuert auf ein Rekordjahr zu. Bereits zum Halbjahr 2017 investierten Beteiligungsgesellschaften mit 7,3 Mrd. EUR mehr Kapital als im gesamten Vorjahr 2016 (6,6 Mrd. EUR).
„Damit wurde so viel Private Equity in Deutschland investiert wie noch nie in einem Halbjahr“, freute sich Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK). Hinrichs betonte, dass sie in den vergangenen Wochen viele Mitglieder besucht und von ihnen sehr erfreuliche Zahlen avisiert bekommen habe: „Geht es der Wirtschaft gut, so spiegelt sich das auch bei uns wieder. Ich glaube, dass wir die 10 Mrd.-EUR-Grenze in diesem Jahr knacken werden“, so Hinrichs bei der Verkündung der Halbjahreszahlen Präsentation der Halbjahreszahlen im Hause der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft (BayBG) in München. Die 10 Mrd. EUR-Grenze wurde letztmals vor der Finanzmarktkrise in den Jahren 2008/2009 überschritten, danach hatte sich das von der Beteiligungsindustrie investierte Volumen zwischen 5 Mrd. EUR und gut 7 Mrd. EUR im Jahr eingependelt. Verantwortlich für das hohe Beteiligungsvolumen sind u.a. einige kurz vor dem Jahreswechsel angekündigte Transaktionen, die im ersten Halbjahr 2017 abgeschlossen wurden. Nachdem bereits im letzten Jahresquartal große Übernahmen wie Atotech, Xella oder Solvay Acetow für Aufmerksamkeit sorgten, folgten nach dem Jahreswechsel zum Beispiel SGB-SMIT und Concardis und über den Sommer die Übernahmen von Stada und Schenck Process sowie die Minderheitsbeteiligung an Otto Bock Healthcare.
Beteiligungsindustrie liebt kleine Unternehmen
Insgesamt entfielen auf die Buyout-Investitionen, die mit 5,91 Mrd. EUR einen neuen Höchstwert erreichten, 81% des investierten Kapitals. Im gesamten Vorjahr waren es 5,07 Mrd. EUR. Das Investitionsvolumen bei den Minderheitsbeteiligungen (Wachstums-, Replacement- und Turnaround-Finanzierungen) legte von 590 Mio. EUR im Gesamtjahr 2016 auf 940 Mio. EUR im ersten Halbjahr 2017 zu. „Der öffentliche Fokus auf die großen Transaktionen verkennt, dass die weit überwiegende Zahl der jährlich mehr als 1.000 mit Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen kleine und mittlere Unternehmen und Start-ups sind“, erläutert Peter Pauli, Geschäftsführer der BayBG.
Venture Capital-Segment auf Vorjahreskurs
Auf Vorjahreskurs befinden sich die Investitionen in Venture Capital. Nachdem im Jahr 2016 mit 930 Mio. EUR das höchste Volumen seit 2008 erlangt wurde, ist man nach dem ersten Halbjahr mit 430 Mio. EUR laut Hinrichs auf einem guten Weg dieses Investitionsniveau wieder zu erreichen. Während nach Beteiligungsvolumen damit nur 6% des investierten Kapitals auf die Venture Capital-Phase entfielen, wurden in diesem Segment mit 353 Unternehmen rund 58% der Beteiligungen eingegangen. Es folgen die Wachstums/Minderheitsbeteiligungen mit 184 Unternehmen (30%) und die kapitalintensiven Buyouts mit 71 Transaktionen (12%).
Ausblick
Der Blick in die Zukunft verspricht weiterhin hohe Investitionszahlen durch die Beteiligungsindustrie: Viele Buyout-Gesellschaften konnten in den letzten Monaten neue Fonds schließen und profitieren darüber hinaus von den weiterhin günstigen Finanzierungsangeboten durch Banken und Debt-Fonds. Im Venture Capital-Bereich profitieren deutsche Start-ups aktuell vom lebhaften Investitionsgeschehen in den Gründerhotspots. „Derzeit ist kein Ende dieses Trends in Sicht und wir rechnen hier mit Investitionen mindestens auf Vorjahresniveau“, so Hinrichs.