Der Anteil von Frauen an Existenzgründungen in Deutschland ist laut einer Sonderauswertung des KfW-Gründungsmonitors in den vergangenen Jahren gestiegen. Den Schritt in die Selbstständigkeit wagen auch immer mehr sogenannte Mompreneurs.
In absoluten Zahlen ist die Menge der Unternehmensgründer wegen des Aufschwungs am Arbeitsmarkt zwar seit etwa 15 Jahren insgesamt rückläufig und die Zahl der Gründer ist von 1,5 Mio. im Jahr 2002 auf 672.000 im Jahr 2017 gesunken. Der Anteil von Frauen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, stieg jedoch nach Angaben der Förderbank von 34% an den knapp 1,5 Mio. Gründungen im Jahr 2002 auf 40% an den 672 000 Gründungen im vergangenen Jahr. Vier von zehn Gründerinnen haben minderjährige Kinder im Haushalt. Somit sind die so genannten „Mompreneurs“ für jede sechste Gründung in 2016 verantwortlich.
Gründung als Chance, Familie und Beruf zu vereinbaren
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für die Gründungsaktivität von Müttern in jeder Hinsicht zentral. Einerseits entscheiden sich viele Mütter gerade wegen der zeitlichen Flexibilität für die Selbstständigkeit. So geben fast drei Viertel der Mompreneurs an, wegen der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf gegründet zu haben.
Etwa ein Drittel der Mompreneurs wie auch der Gründerinnen ohne Kinder startet laut der KfW-Untersuchung im Vollerwerb. Doch Mompreneurs treten bei der Arbeitszeit kürzer (36 vs. 50 Wochenstunden). Dies bedeutet aber nicht, dass ihre Wachstumsambitionen schwächer wären – im Gegenteil: Während 9 % aller Gründerinnen angeben, deutlich wachsen zu wollen, sind es unter den Mompreneurs sogar 14 %. Sie gründen auch häufiger unter Einsatz von Mitarbeitern und/oder mit Partnern im Team (29 % vs. 23 %).
Branchenschwerpunkt persönliche Dienstleistungen
Laut der KfW-Studie haben Mompreneurs einen klaren Branchenschwerpunkt: Sie sind besonders stark auf persönliche Dienstleistungen konzentriert (45%). Hierzu gehören neben Gastronomie- und Gesundheitsdienstleistungen z.B. auch häusliche Betreuungsangebote, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern und von Mompreneurs überdurchschnittlich oft angeboten werden. Der Anteil von digitalen Gründungen ist mit 13% auffällig gering (insgesamt ca. 20%). Dies hängt mit der Art der Berufsausbildung zusammen: Von den Mompreneurs mit Hochschulabschluss haben nur 7% einen MINT-Abschluss (gegenüber 33 % aller Gründer bzw. 17 % der Gründerinnen ohne Kinder).
Bei der Finanzierung der Gründungsprojekte zeigen sich Unterschiede hauptsächlich zwischen Gründerinnen und Gründern – ob Kinder im Haushalt sind, ist weniger relevant. Aufgrund der Branchen- und Größenunterschiede setzen Männer häufiger Finanzmittel ein als Frauen und im Durchschnitt auch höhere Beträge. Mütter unterscheiden sich hier laut der Studie kaum von anderen Gründerinnen, abgesehen von der Zusammensetzung der externen Finanzierungsquellen: Mompreneurs sind die Gruppe unter den Gründern, die am häufigsten Förderdarlehen und Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit verwendet. Laut der KfW-Studie „Gründen mit Kindern – Mompreneurs bringen Familie und Beruf unter einen Hut“ haben Mütter, die gründen, die Familie stets im Blick, sind aber nicht weniger ambitioniert in ihrem Unternehmertum. Sie setzen sich zwar Grenzen bei den Wochenstunden, gründen dafür häufiger mit personeller Verstärkung und wissen finanzielle Förderangebote zu nutzen.