Die Buy and Build-Aktivitäten in Europa haben im ersten Halbjahr 2017 ihr höchstes Niveau seit Beginn der Analyse im Jahr 1998 erreicht. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2016 war dies eine Steigerung um 20%, so der aktuelle Buy and Build-Monitor des Private Equity-Unternehmens Silverfleet Capital, der regelmäßig die weltweiten Add on-Aktivitäten Private Equity-finanzierter Unternehmen in Europa misst. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres lag die Zahl der Ad on-Transaktionen bei 320, während die Zahl der Zukäufe im ersten und im zweiten Halbjahr 2016 noch bei 302 beziehungsweise 266 lag. Die DACH-Region fällt nach einer Hochphase mit nun 27 Akquisitionen auf das Level des zweiten Halbjahres 2015 zurück.
Während Private Equity-Buyouts und M&A-Akquisitionen im Mittelstand eher stagnieren, seien strategische Zukäufe durch Private Equity-gestützte Unternehmen in Europa laut des Buy and Build-Monitors derzeit sehr beliebt. Gründe für den Anstieg der Ad on-Transaktionen seien der schärfere Wettbewerb und die Tatsache, dass strategisch bedeutsame Deals eine immer wichtigere Rolle im Sinne der Investorenrendite spielen. Bei anhaltend hohen Bewertungen und dem weiterhin günstigen Kreditumfeld sind Add on-Transaktionen nach Aussage der Studienautoren ein häufig genutztes Mittel, um hohe Einstiegspreise auf ein niedrigeres Level zu senken und die Wertentwicklung zu steigern.
Stabiles Deal-Volumen
Laut des Buy and Build-Monitors liegt die durchschnittliche Größenordnung der Deals im aktuellen Beobachtungszeitraum bei 107 Mio. EUR und damit leicht unter dem Wert der im Gesamtjahr 2016 veröffentlichten Transaktionen von 128 Mio. EUR. Dennoch rangiere diese Zahl laut der Autoren der Studie im gesunden Mittelfeld und markiere den vierthöchsten Wert seit der Finanzkrise 2009.
Größte Zukäufe im Dienstleistungssektor
Die drei größten Zukäufe im ersten Halbjahr 2017 fanden im Dienstleistungssektor statt. Angeführt wird die Liste von der britischen Exova Group, einer international aufgestellten Gruppe für Materialprüfungen – sie wurde von Element Materials Technology aus den Niederlanden mit Unterstützung von Bridgepoint für 893 Mio. EUR übernommen. Der Deal markierte zudem den Exit für das Private Equity-Unternehmen Clayton, Dubilier & Rice, das bis zu diesem Zeitpunkt 54% der Anteile an Exova gehalten hatte. Die größte Transaktion in Deutschland war der Zukauf der Oldenburgische Landesbank AG durch die Bremer Kreditbank AG Deutschland im Juni 2017 mit einem geschätzten Transaktionswert von rund 300 Mio. EUR. Zweitgrößter deutscher Deal war die Übernahme der spanischen Drogeriekette Iberica de Drogueria y Perfumeria, S.A.U. (Grupo Bodybell) im März 2017 durch die Douglas Holding AG mit einem geschätzten Volumen von rund 70 Mio. EUR.
Geografische Trends
Mit 66 Deals ist Skandinavien an die Spitze der aktivsten Regionen Europas zurückgekehrt: Gegenüber dem vorhergehenden Halbjahr mit 45 Zukäufen steigerte sich die Region um 47%. Dänemark steuert hierzu 19 Deals bei, gefolgt von 17 Transaktionen in Finnland, 16 in Schweden und 14 in Norwegen. Auf Platz zwei der aktivsten Regionen rangieren Großbritannien und Irland: Insgesamt fanden dort 53 Add on-Transaktionen statt, was gegenüber dem zweiten Halbjahr 2016 einen Rückgang um 5% bedeutet. Trotz der Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Brexit bleiben die Länder aber auf einem starken Niveau. In Großbritannien ansässige Unternehmen sind nach wie vor die mit Abstand aktivsten Käufer in Europa; gleichwohl bleibt das Interesse von ausländischen Bietern an Kaufgelegenheiten in dem Land nach wie vor hoch. Den dritten Platz der Regionen teilen sich die DACH-Region und Frankreich. Außerhalb Europas wurden laut der Studienautoren etwa 11% der Gesamtaktivitäten getätigt – dabei bleibt Nordamerika das bevorzugte Ziel und vermeldet doppelt so viele Zukäufe europäischer Unternehmen wie die Regionen Asien-Pazifik, Lateinamerika und der Mittlere Osten/Afrika zusammen.
Deutlich weniger Deals in der DACH-Region
In Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden laut des Buy and Build-Monitors 27 Deals getätigt, was gegenüber den vorhergehenden ersten und zweiten Halbjahren 2016 mit 33 beziehungsweise 34 Add ons einen deutlichen Rückgang und ein Absinken auf das Niveau der ersten sechs Monate des Jahres 2015 mit 26 Transaktionen bedeutet. Deutschland kann dabei nur 3 Transaktionen im ersten Halbjahr 2017 vermelden.