Nach fast einem Vierteljahrhundert in der Beteiligungsfinanzierung der KfW – seit 2004 als Abteilungsleiter Beteiligungsfinanzierung – wechselt Albrecht Deißner zum 31.12.2017 in den Vorruhestand. Ein gemeinsamer Rückblick.
VC Magazin: Sie blicken auf ein knappes Vierteljahrhundert im Beteiligungsgeschäft zurück. Woran erinnern Sie sich besonders gerne, woran weniger?
Deißner: Auch wenn es schon lange zurückliegt, habe ich noch sehr gut die geradezu euphorische Aufbruchsstimmung Ende der 90er-Jahre bei unseren ersten Eigenkapitalforen in Erinnerung, die wir seitdem gemeinsam mit der Deutschen Börse veranstalten. Auf die Effekte, die kurze Zeit später mit dem Absturz des Neuen Marktes und einige Jahre danach mit dem Lehman-Desaster verbunden waren, hätten wir alle natürlich nur zu gerne verzichtet. Im Rückblick haben alle Beteiligten aus diesen Ereignissen allerdings viel gelernt, und der Markt präsentiert sich heute gereifter. Zu den positiven Erfahrungen über die gesamte Zeit zähle ich vor allem aber die Vielzahl von persönlichen partnerschaftlichen Kontakten, die auch besonders kritische Zeiten aushielten und bis heute bestehen.
VC Magazin: Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz?
Deißner: Eigentlich sind es zwei parallele Vorhaben: Als wir vor etwa drei Jahren „grünes Licht“ für die Wiederaufnahme unserer Venture Capital-Fondsfinanzierungen erhielten, ist es uns gelungen, innerhalb kürzester Zeit ein schlagkräftiges Team für die neue Fondsfinanzierung aufzubauen. Parallel zu den ersten Investments im Rahmen unserer neuen Fondsfinanzierung galt es aber auch, die neue KfW/BMWi-Beteiligungsgesellschaft als Nachfolgeinstrument für den ERP-Startfonds aufzubauen. Dank der sehr guten Kooperation mit dem BMWi und unserer hoch motivierten Mannschaft konnte dann auch die Gründung von coparion pünktlich im Frühjahr 2016 verkündet werden.
VC Magazin: Was stimmt Sie angesichts der aktuellen Euphorie positiv, dass der Markt für Beteiligungsfinanzierung nicht noch mal in eine Krise schlittert wie nach der Jahrtausendwende?
Deißner: Der Venture Capital-Markt ist natürlich nicht unabhängig von unvorhersehbaren externen Einflüssen. Gegenüber der Jahrtausendwende sehe ich allerdings eine erhöhte Professionalität der Teams: Einer Anzahl älterer Teams ist es gelungen, intern erfolgreich einen Generationenwechsel zu vollziehen, und gleichzeitig haben sich viele junge professionelle Teams am Markt etablieren können. Auf der Investorenseite ist festzustellen, dass immer mehr inländische Investoren die Attraktivität des deutschen Venture Capital-Marktes für sich neu bzw. wiederentdecken. Und nicht zuletzt werden die KfW-Aktivitäten durch die Gründung unserer neuen Beteiligungsgesellschaft im kommenden Jahr auf eine langfristige Basis gestellt und einen positiven Beitrag zum weiteren Ausbau des Venture Capital-Marktes leisten.
VC Magazin: Die KfW ist – wie von Ihnen schon erwähnt – wieder als Investor in Venture Capital-Fonds unterwegs. Wie schwer fielen die Absagen an die Fondsmanager, die nicht ausgewählt wurden?
Deißner: Bis zum Jahresende werden wir voraussichtlich ein Volumen von ca. 200 Mio. EUR in 14 Fonds investiert haben und liegen damit gut im Plan. Bei der erfreulich hohen Anzahl von neuen Teams und Konzepten können wir natürlich nicht in alle Fonds investieren; dabei spielen auch Aspekte der Zusammensetzung unseres Portfolios eine wichtige Rolle. Insgesamt haben wir die Erfahrung gemacht, dass unsere Argumente, warum wir anderen Fonds den Vorzug bei der Aufnahme eines Due Diligence- Prozesses geben, bei aller Enttäuschung für unsere Partner zumeist nachvollziehbar sind.
VC Magazin: Ab dem 01.01.2018 sind Sie offiziell im Vorruhestand. Wie wird Ihr Tagesablauf dann aussehen?
Deißner: Zunächst wird der Jahresbeginn für mich wesentlich länger als in zurückliegenden Jahren durch das Thema „Traumschnee“ geprägt sein. Parallel zu allen künftigen Freizeit- und Reiseaktivitäten freue ich mich, dem Beteiligungsmarkt, den ich mit seinen verschiedenen Facetten stets als bereichernd empfunden habe, weiter verbunden zu bleiben.