Insurtechs wie der private Krankenversicherer Ottonova, die Online-Berufsunfähigkeitsversicherung Getsurance, die Gewerbeversicherungs-Plattform Bisure oder der Sachversicherer Coya haben sich als fester Bestandteil der deutschen Versicherungsbranche etabliert. Junge deutsche Insurtechs haben im vergangenen Jahr laut der Insurtech-Funding Studie 2017 des Gewerbeversicherungsportals Finanzchef24 mehr als 74 Mio. USD bei Investoren eingesammelt. Das Gesamtvolumen der Investitionen ist jedoch leicht rückläufig. 2016 investierten Geldgeber noch über 82 Mio. USD. Trotz sinkender Investitionen im Vergleich zum Vorjahr ist laut der Untersuchung vor allem in Deutschland die Zahl der aktiven Insurtechs deutlich gestiegen.
Bei der aktuellen Analyse der abgeschlossenen Finanzierungsrunden des vergangenen Jahres im deutschen, britischen und US-amerikanischen Markt lassen sich laut der Studie, die bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde, drei wichtige Trends erkennen.
Entwicklung geht Richtung digitale Direktversicherer
Während sich in den Jahren zuvor die Entstehung komplett neuer Direktversicherer in Deutschland eher zögerlich vollzog, zeichnete sich 2017 eine Trendwende in der Landschaft der deutschen Insurtechs ab. Waren es 2016 nur acht Start-ups, die dem Geschäftsmodell Direct Insurer/Tied Agent folgten, sind es aktuell 25. Dieser Trend spiegelt auch das Interesse der Investoren in Deutschland: Mit sechs Investitionen in Höhe von mindestens 64 Mio. USD gingen die meisten Gelder in diesen Sektor. Allein 50 Mio. USD davon erhielt der digitale Krankenversicherer ottonova.
Dieser Kurs lässt sich auch in UK und USA erkennen: Im Ganzen flossen in allen drei Märkten über 671 Mio. USD ins Wachstum von jungen Direktversicherern. Für Investoren am relevantesten bleiben laut der Untersuchung gerade in diesem Sektor nach wie vor Geschäftsmodelle im Bereich B2C und Health. Während im Vorjahr in Deutschland vor allem Anbieter im Bereich Insurance Management dominierten, gab es 2017 mit zwei sechsstelligen Investitionen nur wenig Bewegung in diesem Segment (2016: über 57 Mio. USD).
Softwarelösungen und digitale Marktplätze unverändert gefragt
Anhaltend hoch bleibt das Wachstum in Bereich Sales Tools/Software für Versicherer und Makler. Nach Ansicht der Studienautoren beschleunigen Software-Tools den Vertrieb der Versicherer und bieten dadurch mehr Effizienz bei gleichzeitiger Kostenreduktion. Mit 19 abgeschlossenen Finanzierungsrunden in Deutschland, UK und USA belief sich hier die Gesamtinvestition auf über 120 Mio. USD. Gleichermaßen entwickeln sich in allen drei Ländern auch Insurtechs aus der Kategorie Marketplace/Aggregator mit Funding-Summen von über 190 Mio. USD bei insgesamt 18 getätigten Investitionen.
Bedeutung von Gewerbelösungen steigt
Einen Aufschwung erlebte in Deutschland auch der Markt für B2B/SME-Lösungen. Sieben Neugründungen mit der Ausrichtung auf Gewerbekunden ergänzen seit 2017 die Versicherungslandschaft und konnten mit diesem Fokus Investitionen von knapp 80.000 USD erzielen. Vorreiter bleiben hier weiter die USA mit über 71 Mio. USD an Investitionen, wo sich diese Trendentwicklung seit vergangenem Jahr weiter festigt. Die Entwicklung der letzten 12 Monate zeige, dass das B2B-Segment immer mehr auf die strategische Agenda von Gründern, Versicherern und Investoren komme.