Der deutsche Beteiligungskapitalmarkt hat ein Rekordjahr hinter sich. Insgesamt 11,3 Mrd. EUR wurden von Beteiligungsgesellschaften im letzten Jahr in rund 1.100 Unternehmen investiert, so die aktuelle Statistik des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) für den deutschen Private Equity-Markt 2017. Das Investitionsvolumen des Vorjahres von 6,77 Mrd. EUR wurde damit um zwei Drittel übertroffen. „Insbesondere im Buyout-Segment wurde substantiell mehr investiert als im Vorjahr, allerdings auch gestützt durch Einmaleffekte“, so von Ribbentrop weiter.
Unabhängig von diesem Rekordergebnis hat die Private Equity-Branche laut des Branchenverbandes BVK wieder ihre Bedeutung als wichtiger Wachstumsmotor für Gründer und Mittelständler unterstrichen. In Deutschland seien mehr als 5.000 Unternehmen mit Beteiligungskapital finanziert und hiervon beschäftigen neun von zehn weniger als 500 Mitarbeiter.
Buyouts mit Investitionssprung
Die Buyout-Investitionen erreichten laut der Statistik 8,94 Mrd. EUR, gut drei Viertel mehr als im Vorjahr mit 5,02 Mrd. EUR. Besonders dazu beigetragen haben wieder einige sehr große Transaktionen, wie die Übernahmen von Stada, dem größten Buyout in Deutschland seit mehr als 10 Jahren, sowie von Ceramtec. Zudem seien einige kurz vor Jahresbeginn angekündigte Transaktionen erst 2017 abgeschlossen und hätten sich dadurch zusätzlich positiv auf die Investitionszahlen im abgelaufenen Jahr ausgewirkt. Neben den öffentlich besonders beachteten Milliarden-Transaktionen gab es auch ein lebhaftes Geschäft bei kleinen und mittelgroßen Transaktionen. Die Zahl der Buyouts im Mittelstand stieg von 119 auf 150. Auch bei den mittelstandsorientierten Minderheitsbeteiligungen, wie z.B. Wachstums-, Replacement- und Turnaround-Finanzierungen wurden die Investitionen laut der BVK-Statistik gesteigert. Bedingt durch einige große Investments habe sich die Summe im Vergleich zu 2016 von 0,69 Mrd. EUR auf 1,33 Mrd. EUR nahezu verdoppelt.
Venture Capital-Markt weiter stabil
Auch für Venture Capital-Gesellschaften ist laut der Erhebung des Branchenverbandes ein erfolgreiches Jahr zu Ende gegangen. Nachdem die Investitionen in diesem Segment bereits 2016 mit 1,06 Mrd. EUR ihr höchstes Niveau seit 2008 erreichen konnten, wurde der erfreuliche Aufwärtstrend bei den Investitionen mit 1,05 Mrd. EUR im abgelaufenen Jahr noch einmal bestätigt. 600 Start-ups wurden finanziert, die damit erneut mehr als die Hälfte aller im letzten Jahr finanzierten Unternehmen ausmachten. Die gemeinsamen Bemühungen von Venture Capital-Branche und Politik für ein fruchtbares Umfeld für die Start-up-Finanzierung hätten weiter Früchte getragen, so der Bundesverband der Deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaften. Es sei aber nach wie vor notwendig, mehr Kapital für die Gründungsfinanzierung und das weitere Wachstum junger Unternehmen in Deutschland zu mobilisieren. Beim Branchenverband ist man aber optimistisch, dass auch die neue Bundesregierung diesem Thema die notwendige Bedeutung beimisst.
Fundraisingklima bleibt unverändert gut
Mit 2,98 Mrd. EUR neuem Fondskapital konnten die deutschen Gesellschaften im abgelaufenen Jahr bei Investoren praktisch dieselbe Summe einsammeln wie im Jahr zuvor, wo das Ergebnis bei 2,93 Mrd. EUR lag. Laut des BVK profitieren die Fonds aktuell von einem sehr großen Interesse institutioneller Investoren an alternativen Anlagen wie etwa Private Equity. Auch viele Venture Capital-Fonds konnten die vorteilhaften Fundraising-Bedingungen nutzen. Hier zahlt sich zudem das Engagement der öffentlichen Hand aus, so der Branchenverband. Auf Venture Capital-Fonds entfielen 1,49 Mrd. EUR des Fundraisings und damit etwas mehr als 2016. Buyout- und andere Fonds mit Fokus auf reifere Unternehmen blieben mit ebenfalls 1,49 Mrd. EUR dagegen knapp unter dem Vorjahresergebnis.
Kleine und mittelständische Unternehmen erhalten Beteiligungskapital
Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen werden laut der BVK-Statistik durch Beteiligungskapital unterstützt. 93% der im Jahresverlauf finanzierten Unternehmen beschäftigen weniger als 500 Mitarbeiter, 79% sogar weniger als 100 Mitarbeiter. Vier von fünf Unternehmen setzten weniger als 10 Mio. EUR um und nur 7% mehr als 100 Mio. EUR. Die mehr als 5.000 mit Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen in Deutschland beschäftigen rund 960.000 Mitarbeiter und setzen insgesamt 171 Mrd. EUR um. An der Spitze der Bundesländer steht Nordrhein-Westfalen (22% der Investitionen) vor Berlin (19%), Bayern (18%) und Hessen (15%). Bayern musste laut der Auswertung die Spitzenposition aus dem Vorjahr abgeben. Mehr als ein Drittel der Investitionen entfiel auf die Branche Unternehmensprodukte und -dienstleistungen (39%). Weitere größere Anteile flossen in die Bereiche Biotechnologie/Healthcare (16%) und IKT (15%).
Anhaltend hohe Nachfrage nach Beteiligungskapital in allen Marktsegmenten
Aktuell berichten die deutschen Beteiligungsgesellschaften nach Angaben des BVK von einer anhaltend hohen Nachfrage nach Beteiligungskapital in allen Marktsegmenten. Marktspezifische Unsicherheiten liegen im weiterhin hohen Bewertungsniveau. So geht gut die Hälfte der Beteiligungsgesellschaften laut der Private Equity-Prognose für 2018 von tendenziell steigenden Unternehmensbewertungen aus, und damit doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Vier von zehn Befragte erwarten unveränderte Bewertungen bei den finanzierten Unternehmen. Laut der Interessensvertretung der Private Equity-Branche in Deutschland wird es schwer, dieses auch von Einmaleffekten getragene Investitionsergebnis in 2018 wiederholen zu können. Bei stabilen konjunkturellen und politischen Rahmenbedingungen sei aber von einem weiterhin lebhaften Geschäft auszugehen. Aktuell gebe es keine Anzeichen, weshalb das laufende Jahr nicht wieder erfolgreich für die Branche werden sollte. Nach einer Befragung der Beteiligungsgesellschaften zu ihren Erwartungen für das laufende Jahr, erwarten vier von zehn Befragten, dass die Investitionen in ihrem jeweiligen Marktsegment leicht oder deutlich steigen werden. Jeder Zweite geht zumindest von gleichbleibenden Investitionen aus. Besonders optimistisch sind dabei die Venture Capital-Gesellschaften, wo sogar fast die Hälfte ein Investitionsplus erwartet, wogegen es bei den Wachstumsfinanzierern und Buyout-Gesellschaften nur ein gutes Drittel ist. Ein ähnliches positives Stimmungsbild zeichnen die befragten Gesellschaften auch im Hinblick auf ihre Exit-Erwartungen.