Trotz gestiegener Volatilität und wachsender politischer Risiken zieht es weltweit immer mehr Unternehmen an die Börse: Die Zahl der Börsengänge ging zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 27% auf 287 zurück, das Emissionsvolumen stieg aber um 28% von 33,6 auf 42,8 Mrd. USD, so das aktuelle weltweite IPO-Barometer des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY. Die Zahl der Börsengänge mit einem Emissionsvolumen von mehr als 1 Mrd. USD stieg laut der Analyse im Vergleich zum ersten Quartal 2017 von zwei auf sechs.
Nachdem im vergangenen Jahr noch der chinesische Markt das weltweite IPO Geschehen dominiert hatte, führten gestiegene regulatorische Anforderungen und ein langsamerer Freigabe-Prozess zu weniger Neuemissionen an den chinesischen Festlandsbörsen: Die Zahl der IPOS sank um 74% von 134 auf 35 Transaktionen.
Aufwärtstrend in den USA und Europa
In den Vereinigten Staaten und Europa stehen die Zeichen derzeit hingegen auf Wachstum: In den USA kletterte die Zahl der Neuemissionen von 25 auf 36, das Emissionsvolumen stieg von knapp 11 auf 12,8 Mrd. USD. In Europa war sogar ein Anstieg von 4,2 auf 14,7 Mrd. USD zu verzeichnen – die Zahl der Transaktionen ging hingegen leicht zurück – von 43 auf 39.
Siemens Healthineers bislang größter Börsengang weltweit
Innerhalb Europas erwies sich im ersten Quartal vor allem Deutschland als Wachstumsmarkt: Mit den IPOs von Siemens Healthineers und DWS fanden hierzulande zwei der drei weltweit größten Neuemissionen statt. Insgesamt wagten in Deutschland sechs Unternehmen den Schritt aufs Parkett, darunter auch die Emissionen im SCALE-Segment der Cyan AG und der Stemmer Imaging AG und im Prime Standard die Instone Real Estate Group und die Dermapharm Holding. Das gesamte Emissionsvolumen in Deutschland belief sich auf 6,5 Mrd. EUR bzw. 8,0 Mrd. USD – damit war das abgelaufene Quartal gemessen am Emissionsvolumen das stärkste erste Quartal seit dem Jahr 2000.
Strengere Aufsicht bremst Aktivitäten in China
Laut der Studienautoren konnten der Kursrutsch im Februar und die gestiegene Volatilität an den weltweiten Börsen dem weltweiten IPO-Markt im ersten Quartal wenig anhaben. Zwar sei ein deutlicher Rückgang der IPO-Aktivitäten in China zu sehen, was aber in erster Linie mit der Zurückhaltung der dortigen Aufsichtsbehörden bei der Erteilung von IPO-Zulassungen zusammenhänge. In China würden derzeit über 400 Unternehmen auf eine Zulassung warten, in Hongkong sind es laut EY weitere 150 Kandidaten.
Drei der weltweit zehn größten Börsengängen fanden in Europa statt
Bemerkenswert sei hingegen die starke Entwicklung in den USA und Europa, denn von den weltweit zehn größten Börsengängen fanden drei in Europa statt. Zwar sank die Zahl der IPOs in Großbritannien von 13 auf acht – bei einem um 6% gestiegenen Emissionsvolumen. In Deutschland und an anderen europäischen Börsenplätzen war die Entwicklung aber dynamischer: So konnte in Oslo der Silizium-Anbieter Elkem 1 Mrd. USD einwerben, in Madrid erhielt der Immobilienkonzern Metrovacesa gut 800 Mio. USD. Auch in den USA entwickelte sich der Markt laut des EY-IPO-Barometers positiv. Fünf der zehn größten Transaktionen des ersten Quartals fanden an der NYSE statt, weitere große und prominente Transaktionen sind angekündigt. Die weltweit größten Börsengänge im ersten Quartal waren – neben den Erstnotizen von Siemens Healthineers auf dem ersten und der DWS auf dem dritten Platz – die IPOs des brasilianische Zahlungsabwicklers PagSeguro Digital, der 2,3 Mrd. USD einbrachte, und der US-amerikanischen Sicherheitsunternehmen ADT mit einem Emissionsvolumen von 1,5 Mrd. USD.
Bis zu 18 IPOs in Deutschland erwartet
Die Experten von Ernst & Young sind optimistisch, dass der Positivtrend in Europa in diesem Jahr anhält, da sich die Konjunktur gut entwickle, das Bewertungsniveau an den Börsen weiter hoch sei und die Zinsen bei steigenden Unternehmensgewinnen niedrigen blieben. In Deutschland seien laut der EY-Analsye bis zu 18 Börsengänge realistisch – allerdings müssten sich die Unternehmen jederzeit auf zeitweilige Eintrübungen des Umfelds gefasst machen. Geopolitische Spannungen, Währungsschwankungen und andere Unwägbarkeiten etwa bei der weiteren Zinsentwicklung könnten immer wieder vorübergehend für Unruhe an den Märkten sorgen.