Europas Venture Capital-Branche ist auf dem Weg zu neuen Rekorden: Bringen die Beteiligungsgesellschaften in der zweiten Jahreshälfte 2018 so fröhlich weiter Geld in den Markt wie in den ersten sechs Monaten – die Szene darf sich über eine bisher unerreicht hohe Investitionssumme freuen. 15 Mrd. EUR haben sich europäische Start-ups bis Ende Juli dieses Jahres an Wagniskapital gesichert – 2 Mio. EUR mehr als im Vergleichszeitraum 2017. Allein im vergangenen Monat haben Wachstumsunternehmen 1,9 Mrd. EUR eingesammelt. Das ergibt der Monthly European Venture Capital Report July 2018 der Datenbank Dealroom.co. Alle Daten, die Dealroom für Europa erhebt beinhalten den israelischen Markt.
Auch der Trend zu größeren Investitionssummen in einzelnen Finanzierungsrunden lässt sich im Juli 2018 erneut beobachten: Die zehn größten Runden des Monats brachten den finanzierten Unternehmen 800 Mio. EUR ein – 47% des insgesamt investierten Betrags. Acht der zehn größten Deals wurden in Großbritannien, Frankreich und Israel abgeschlossen. Drei der Big Four Europas sichern sich Summen im zwei- oder dreistelligen Millionenbereich – nur einer fehlt: Keine der zehn Transaktionen passierte in Deutschland. Kein Grund zur Beunruhigung allerdings: Der Juli ist lediglich eine Momentaufnahme. Betrachtet man die Investitionsvolumina über die letzten sechs Monate hinweg, sind die Big Four wieder vereint. Die vier Länder sammeln 70% des investierten Kapitals ein. Deutschland sichert sich 2,5 Mrd. EUR und damit mehr als fast alle anderen europäischen Länder – lediglich Großbritannien bekommt eine noch höhere Summe: 3,8 Mrd. EUR. Frankreichs Start-ups erhalten 2,2 Mrd. EUR, Israel liegt mit 1,9 Mrd. EUR auf dem vierten Platz. Zum Vergleich: Platz fünf im Länderranking geht an Spanien mit lediglich 600 Mio. EUR Wagniskapital.
Deutschland: Investitionssumme steigt gegenüber 2017
Dass in Deutschland im Juli die ganz großen Deals fehlen, mag auch daran liegen, dass in der Bundesrepublik insgesamt deutlich weniger Finanzierungsrunden abgeschlossen werden als in den anderen Big Four-Staaten. Deutsche Gründerteams haben im ersten Halbjahr 2018 in 89 Runden Kapital eingeworben. In Israel waren es 126 Finanzierungsrunden, in Frankreich 194 und in Großbritannien 238. Dennoch stieg die Investitionssumme in Deutschland um 300 Mio. EUR – ein Beleg für die andauernde Verschiebung im Venture Capital-Markt des Landes: Es gibt weniger Runden, dafür werden deutlich größere Summen bereitgestellt. Eine Veränderung, die dem anhaltend hohen Bewertungsniveau der Start-ups geschuldet ist, genauso wie einer grundsätzlichen Verlagerung hin zu Late Stage-Investments.
Exit-Summen steigen deutlich
Gut, dass mit hohen Einstiegsbewertungen bisher hohe Exit-Summen einhergehen. 54 Mrd. EUR haben die Exits der Venture Capital-Szene in den ersten sechs Monaten des Jahres gebracht. Im gesamten Jahr 2017 waren es lediglich 24 Mrd. EUR. Und hier darf sich auch Deutschland über eine nennenswerte Transaktion im letzten Monat freuen: Für 285 Mio. EUR hat Scout24 die Kreditvergleichs-Plattform Finanzcheck24.de übernommen.