VC Magazin: Welche konjunkturelle Entwicklung erwarten Sie für die nächsten zwölf bis 18 Monate?
Pauli: Ich denke, dass die Basis für eine weiter positive wirtschaftliche Entwicklung gegeben ist. Nicht prognostizieren lassen sich natürlich Einschläge, die der politischen Großwetterlage geschuldet sind. Gerade die sind aber momentan der Unsicherheitsfaktor.
VC Magazin: Welche Chancen und Herausforderungen gehen mit diesen Aussichten für Beteiligungsgesellschaften einher?
Pauli: Die Private Equity-Branche kann auf ein gutes Geschäftsjahr zurückblicken. Das Problem für die Beteiligungsgesellschaften ist allerdings Targets zu finden, denn die angesprochene lange wirtschaftliche Aufschwungphase hat die Unternehmen sehr stabil gemacht und die Bewertungen nach oben getrieben. Ansatzpunkte dürften in den nächsten Jahren die zahlreichen Unternehmensnachfolgen bieten. Man muss sich allerdings immer vergegenwärtigen, dass von den vielen hunderttausend Unternehmen, bei denen eine Nachfolge ansteht, nur ein sehr kleiner Prozentsatz überhaupt Private Equity geeignet ist. Und auch aus dieser Gruppe werden nicht alle eine Lösung mittels Beteiligungskapital suchen.
VC Magazin: Neben der Unternehmensnachfolge ist die Digitalisierung eines der drängendsten Themen im Mittelstand. Wie können Private Equity-Investoren dort bei der Umsetzung behilflich sein?
Pauli: Wir unterstützen mittelständische Unternehmen bei Investitionen in die Digitalisierung, indem wir Eigenkapital zur Verfügung stellen. Ich erwarte auch, dass in den nächsten Jahren mehr und mehr digitale Technologien zum Einsatz kommen werden. Die Digitalisierung, die damit gemeinten Technologien, können an allen Stufen der Wertschöpfungskette ansetzen, von der Produktentwicklung bis zum After Sales. Das unterscheidet sich von früheren Innovationen, die häufig primär in einer Wertschöpfungsstufe, z. B. der Produktion, wirkten. Als Beteiligungsgesellschaft wollen wir natürlich ein guter Partner im digitalen Wandel sein und unser Know-how ausbauen.
VC Magazin: Digitalisierungsprojekte lassen sich auch in Kooperation mit Start-ups umsetzen. Wie schätzen Sie daher die Bedeutung des Gründerstandorts Bayerns ein?
Pauli: Ich bin seit 2003 für das Venture Capital-Geschäft der BayBG verantwortlich und in der gesamten Zeit fand ich die Gründungsideen und Start-ups, die wir hier in Bayern gesehen haben, immer faszinierend. Die Vernetzung mit den Universitäten, den Konzernen und auch der Beteiligungsszene ist eine hervorragende Voraussetzung für eine vitale Gründerszene. Das soll aber nicht heißen, dass man nicht noch immer Dinge verbessern kann. Natürlich hat Berlin in den letzten Jahren München in Zahlen überholt, dennoch sind wir insbesondere im Hinblick auf die technologische Basis nach wie vor sehr gut aufgestellt.
VC Magazin: Wie steht es um die Bereitschaft der Mittelständler mit Start-ups zu kooperieren?
Pauli: In einem Wort: ausbaufähig.
VC Magazin: Herr Pauli, Herr Dr. Weber hat seine Arbeit bei der BayBG mit der endgültigen Zusammenführung von vier Gesellschaften begonnen. Was wird sich unter Ihrer Führung verändern?
Pauli: Momentan sind wir in dem glücklichen Zustand, dass die BayBG sehr zukunftsfähig aufgestellt ist. Kurzfristig müssen wir also keine großen Änderungen herbeiführen. Allerdings bin ich überzeugt, dass sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren die Gesellschaft, die Wirtschaft und damit auch die Unternehmenslandschaft derart wandeln werden, dass auch wir uns mittelfristig verändern müssen.
VC Magazin: Herr Pauli, Herr Dr. Weber, vielen Dank für das Gespräch.
Peter Pauli ist Sprecher der Geschäftsführung der BayBG Bayerischen Beteiligungsgesellschaft. Er ist seit 1998 für die BayBG tätig und war seit 2007 Geschäftsführer. Darüber hinaus ist Pauli ist Vorstandsmitglied im Branchenverband BVK und dort für Mittelstandsthemen zuständig. Dr. Sonnfried Weber war seit dem Jahr 2001 Sprecher der BayBG-Geschäftsführung. Er führte unter anderem die vier Vorgängergesellschaften zu einem Unternehmen zusammen.