Das Thema ist anspruchsvoll, der Produktnutzen offenkundig: Die NovoScreen GmbH hat einen Pen entwickelt, mit dem sich Frauen selbständig, kostengünstig und zuverlässig auf Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs testen können. Vorsorgebarrieren wie etwa Scham oder zu geringe medizinische Verfügbarkeit entfallen.
Noch immer erkranken weltweit jährlich um die 530.000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. 250.000 Frauen sterben daran. Zwar sinken beide Zahlen stetig seit Einführung des zytologischen Abstrichs nach Papanicolaou, des Pap-Tests – entscheidend ist aber noch immer, welcher Teil der Welt betrachtet wird: In einigen südosteuropäischen Ländern liegt die Sterblichkeit etwa viermal höher als in Deutschland, wo sowohl Inzidenz- als auch Mortalitätsrate unterhalb der Werte für die gesamte EU liegen. Am höchsten sind beide Ziffern auf dem afrikanischen Kontinent. „Unsere Zielgruppe sind Frauen primär in Schwellen- und Entwicklungsländern, die bisher nicht oder nur unregelmäßig am Screening teilnehmen, sei es wegen sozialer Tabus oder mangelndem Zugang zu medizinischer Infrastruktur“, erklärt Michaela Fesenfeld, CEO der im April 2018 gegründeten NovoScreen GmbH und selbst Bio-/Molekularmedizinerin.
Untersuchung im Partnerlabor
Zusammen mit ihrem Geschäftspartner René Hol hat sie einen Pen aus Kunststoff entwickelt, der Frauen selbständig und in ihrem eigenen Zuhause die unkomplizierte und zuverlässige Probenentnahme ermöglicht. Anschließend wird das so gewonnene Material per Post in ein Partnerlabor geschickt und dort – anders als bei bereits existierenden Selbstabnahme-Devices – sowohl einem Test auf humane Papillomviren als auch einer zytologischen Untersuchung unterzogen. Fesenfeld: „Nur beide Untersuchungen zusammen ergeben ein umfassendes Bild des Zellzustands. So können bereits Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs sowie verschiedene sexuell übertragbare Infektionen frühzeitig erkannt und effektiver behandelt werden.“
Im Visier: Markteintritt 2020
Mit seinem Konzept eines niedrigschwelligen Vorsorgeproduktes gehörte das Gründerteam Fesenfeld/Hol 2017 bereits zu den Gewinnern des renommierten Science4Life Venture Cups. Inzwischen liegt ein Prototyp vor, außerdem wurde das Unternehmen NovoScreen ins Leben gerufen – ansässig im hessischen Waldeck. Aktuell ist eine klinische Studie in Kooperation mit der Uniklinik Mainz in Planung. „Aufgrund der nötigen CE-Zertifizierung rechnen wir mit ca. 20 Monaten bis zum Markteintritt und einem Kapitalbedarf von 1,5 Mio. EUR unter anderem für Zertifizierung und den Aufbau von Produktion und Vertrieb“, konkretisiert CEO Fesenfeld den Zeit- und Finanzierungshorizont der jungen Firma. „Bisher haben wir alles mit eigenem Kapital geschafft, jetzt suchen wir Business Angels zur Unterstützung. Die Aussichten stimmen: Innerhalb der ersten zwei Jahre nach Markteintritt erwarten wir 200.000 verkaufte Pens bzw. ca. 4 Mio. EUR Sales.“
Ausblick: „Produkt, das die Welt positiv verändert“
Dies und der soziale Nutzen des Produktes ziehen zweifelsohne das Interesse von potenziellen Geldgebern mit Branchenkenntnis an. Einer davon ist Dr. Jan zur Hausen, Managing Director der Frankfurter Beratung Bergmann zur Hausen & Cie. GmbH. Als ausgebildeter Zellbiologe ist er überzeugt: „NovoScreen kann einen erheblichen Beitrag dazu leisten, dass viel mehr Frauen von Früherkennung der fraglichen Erkrankungen profitieren.“ In Finanzierungsgespräche eingebunden und vom Nutzen des Produktes angetan ist auch Marlene Körschges, die den Bereich HR&Organisationsentwicklung der f.u.n.k.e. MITTELSTANDS GmbH leitet: „Bei NovoScreen sehe ich die ideale Kombination aus höchst interessantem Business Case für unseren industriellen Kunststoffspritzgussbereich und einem Produkt, das die Welt schlichtweg positiv verändert.“
Branche: Medizinprodukt Diagnostik (Gebärmutterhalskrebs-Screening)
Firmensitz: Waldeck
Beschäftigte: zwei
Umsatz 2018: noch keiner
Investoren: in Gesprächen mit verschiedenen Business Angels
Kontakt: [email protected]