VC Magazin: Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben, die im Bereich Private Equity arbeiten möchten?
Kayser: Man sollte unbedingt offen sein für neue Herausforderungen und gerne Verantwortung übernehmen. Meine Empfehlung ist es, sich im Unternehmen einen Mentor bzw. ein Vorbild zu suchen, der oder die mit ihren Erfahrungen hilft, sich besser zurechtzufinden und bei Herausforderungen beratend zur Seite steht. Ganz wichtig ist es, sich gut in der Branche zu vernetzen. Auch hier kann ein Mentor helfen. Frauen sollten sich außerdem nicht so häufig unterschätzen. Frauen neigen manchmal dazu, sich und das eigene Wissen und Können kleiner zu machen, während sich männliche Kollegen tendenziell eher größer machen.
VC Magazin: Was macht Ihnen in Ihrem Beruf am meisten Spaß? Was sind die Herausforderungen an Ihrer Tätigkeit?
Kayser: Wir arbeiten mit vielen spannenden Unternehmen zusammen, tragen viel Verantwortung und können sehr viel bewegen und gestalten. Unternehmen zu helfen und diese weiterzuentwickeln, finde ich unglaublich spannend. Die enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen, die wir nicht nur mit Kapital, sondern auch mit Know-how und unserem Netzwerk unterstützen, erfordert aber auch viel Fingerspitzengefühl und ist manchmal sehr intensiv. Man lernt, strategisch und schnell zu denken, zu priorisieren, starke Teams aufzubauen und auch unbequeme Entscheidungen zu treffen. Die Suche nach den Wachstumshebeln und den strategischen Perspektiven eines Unternehmens macht mir unheimlich viel Spaß. Die Fragestellungen, die wir bearbeiten, sind hochkomplex, aber auch unheimlich vielfältig. Ich kann allen interessierten Frauen nur raten, in die Private Equity-Branche zu kommen!
VC Magazin: Welche Transaktionen oder Unternehmen machen Ihnen am meisten Spaß?
Kayser: Mit gefallen komplexe Transaktionen, bei denen man in kurzer Zeit viel bewegen und Erfolge sehen kann. Wir bei KKR fokussieren uns gerne auf komplexe Transaktionen, bei denen wir nicht nur mit Kapital, sondern auch mit unserem Netzwerk und Branchenwissen zusammen mit dem Management die Herausforderungen des Unternehmens meistern können. Ein gutes Beispiel ist das deutsche Marktforschungsunternehmen GfK, das wir vor rund zwei Jahren in einer sehr komplexen Transaktion erworben haben. Heute sind wir Minderheitsgesellschafter, die Mehrheit hält der GfK-Verein. In den letzten Monaten haben wir große Schritte bei der digitalen Transformation und der Fokussierung auf die innovativen und qualitativ hochwertigen Lösungen der GfK gemacht. Als Investor und Aufsichtsratsmitglied kann auch ich mich sehr gut einbringen und zusammen mit dem Management die Zukunft des Unternehmens gestalten. Auch bei der digitalen Bahn- und Busplattform Trainline, wo ich ebenfalls im Aufsichtsrat bin, konnten wir als Investor viel Positives anstoßen. Ein weiteres gutes Beispiel einer komplexen Transaktion ist Hensoldt. Wir haben den Rüstungselektronikhersteller vor zweieinhalb Jahren von der Konzernmutter Airbus übernommen und das Unternehmen seitdem auf Wachstumskurs gebracht. Zweitens interessieren uns Unternehmen, die strukturellen Wachstumstrends folgen, wie zum Beispiel Industrie 4.0 oder AI. Hier ist beispielsweise der deutsche IT-Automatisierungsdienstleister Arago zu nennen, der sich mit künstlicher Intelligenz und der Mensch-Maschine-Interaktion befasst und den wir bei der weltweiten Expansion unterstützen. Das dritte Thema, das in unseren Transaktionen eine wichtige Rolle spielt und mir Spaß macht, ist unser Partnerschaftsgedanke. Wir sind davon überzeugt, dass es in der Zusammenarbeit mit Portfoliounternehmen und möglichen Co-Investoren darauf ankommt, Netzwerk, Know-how und Erfahrungen an einem Tisch zu vereinen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Frau Kayser.
Franziska Kayser ist Director im auf den Mediensektor fokussierten Private Equity-Team von KKR. Zu den Investments, bei denen sie involviert ist, zählen GfK, Trainline, Scout24 Switzerland, Arago, SMCP, Wild Flavors and Maxeda. Vor ihrer Zeit bei KKR war Kayser in der Investmentbanking-Abteilung der Credit Suisse in London tätig.