Passables Ergebnis der DACH-Region
Laut aktueller Preqin-Daten aus dem Jahr 2017 sind von den 56.547 weltweit beschäftigten Mitarbeitern der Branche derzeit nur 10.114 Frauen – das entspricht 17,9%. Westeuropa schneidet mit 19,8% besser ab als Nordamerika (17,1%). Die DACH-Region liegt mit 21,1% sogar vorne, was aber dem überdurchschnittlichen Anteil der weiblichen Beschäftigten in der Schweiz mit 23,9% geschuldet ist. Der Anteil der Frauen im Investmentsektor ist dabei nicht gleichmäßig verteilt: Der Anteil der Frauen ist in der Private Equity-Branche besonders niedrig. In der Wagniskapitalbranche beträgt der Anteil der Investorinnen 20,5%, im Immobiliensektor sind es 20,8%, 18,6% arbeiten hingegen bei Hedgefonds. Dünn wird es auf den Senior-Positionen, vor allem im Private Equity-Bereich: In den USA besetzt noch nicht einmal jede zehnte Frau eine Senior-Position – und in Deutschland dürfte die Zahl kaum anders sein.
Beruf und Familie noch schwer vereinbar
Damit sich das ändere, „müssen wir jüngeren Kolleginnen unsere Erfahrung zur Verfügung stellen und ihnen zeigen, dass es reizvoll ist, sich für eine Karriere im Bereich Venture Capital zu entscheiden. Die Branche verliert viele von ihnen spätestens dann, wenn es um Themen wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht“, sagt Isabelle Canu, Head of Operations bei coparion. Gruner beispielsweise beschäftigt es derzeit sehr, wie sich nach Beendigung der Elternzeit die Rückkehr in ihren Beruf gestalten wird, da sie sich umzugsbedingt einen neuen Job im Rhein-Main-Gebiet suchen muss. Sie empfindet es als schwierig, diesen Job in Teilzeit zu machen, und Jobsharing findet in der Branche bisher so gut wie nicht statt. Zudem sei „der Konkurrenzdruck aufgrund der wenig zu besetzenden Stellen im Venture Capital-Bereich sehr hoch“, sagt die junge Mutter. Doch die Venture Capital- und Private Equity-Branche wird auf die „neuen Frauen“ reagieren müssen, nicht zuletzt, weil das Thema „Diversität“ von immer größerer Relevanz sein wird. Auch bei den Männern ist das Thema angekommen. „In den USA wird Diversität von manchen Geldgebern schon aktiv eingefordert. Manche investieren lieber in gemischte Managementteams“, weiß Canu. Der Grund für diese Investoren: Diversität – und nicht nur Geschlechter-Diversität – wirkt sich für sie positiv auf die Bewertung der Risiken, auf die Entscheidungsprozesse und letztlich auf die Rendite aus.
Fazit
Es zeigt sich: Gesellschaftliche Strömungen, Branchenentwicklungen und Zeit sprechen für eine zunehmende Anzahl an Frauen in der Kapitalgeberszene. Aber, da sind sich die Investorinnen einig, Frauen müssen sich noch stärker vernetzen, sich sichtbarer machen und aktiv ihre Interessen vertreten und umsetzen, damit auch sie die Karriereleiter emporklimmen können. Denn, so fasst es Emmerling vom HTGF zusammen: „Wenn erst einmal weibliche Vorbilder vorhanden sind, wird das weitere Frauen anziehen.“