Das Karlsruher Start-up HQS Quantum Simulations arbeitet an einer Software, mit deren Hilfe sich die Entwicklungszeit neuer Materialen deutlich verkürzen soll – zum Beispiel im Bereich chemische Industrie. Das Unternehmen bietet individuelle Simulationslösungen für konventionelle Computer an, aber auch Technologie, die für Quantencomputer geeignet ist. In der Seed-Finanzierungsrunde sammelt die Firma 2,3 Mio. EUR ein. Der High-Tech Gründerfonds, Unternehmertum Venture Capital Partners und btov Partners investieren in das Deeptech-Start-up. Das frische Kapital wollen die Karlsruher nutzen, um ihr Team zu vergrößern.
Leistungsfähige Batterien oder hocheffiziente Solarzellen: Die Suche nach neuen Materialien mit spezifisch vordefinierten Eigenschaften ist in verschiedenen Industrien von entscheidender Bedeutung. Um entsprechende Materialien zu finden, werden Simulationstools genutzt – die Möglichkeiten bleiben aufgrund nicht ausreichender Rechenleistung konventioneller Computer allerdings eingeschränkt. Die Entwicklung neuer Materialien erfordert das Verständnis derer Eigenschaften auf atomarer Ebene – wo die Gesetze der Physik durch Quantenmechanik bestimmt werden. Dementsprechend wird sich die Fähigkeit, diese Materialen zu entwickeln drastisch verbessern, sobald Quantencomputer nutzbar sind. Bis dahin wird wohl noch etwas Zeit vergehen – die HQS Quantum Simulations GmbH will ihren Kunden aber bereits die Technologie zur Verfügung stellen, die dann einen Vorteil gegenüber Wettbewerbern garantieren soll. Das Karlsruher Start-up bietet eine Software an, die auch Fehler der Quantenrechner berücksichtigt und so deren frühere Verwendung ermöglichen soll. Nutzern soll die rechnergestützte Materialkonstruktion erleichtert werden. In der Zwischenzeit liefert die Firma auch Simulationslösungen für konventionelle Computer. Das Unternehmen arbeitet mit BASF, Bosch und Merck zusammen. Für die Chemiekonzerne sind Quantencomputer und die Möglichkeit der Beschleunigung der Materialentwicklung kritische Technologien – die Kooperationen sollen die eigene Expertise mit Innovation kombinieren. „Die Nähe zu Unternehmen der chemischen Industrie war von großem Nutzen“, erklärt Michael Marthaler, CEO von HQS. Dadurch habe man Produkte mit dem klaren Blick auf die Bedürfnisse der Kunden entwickeln können.
HQS will Team deutlich erweitern
In den kommenden Quartalen wollen die Karlsruher ihr Team deutlich vergrößern. Dieses Vorhaben kann das Deeptech-Start-up mit Hilfe einer Seed-Finanzierung in Höhe von 2,3 Mio. EUR angehen. Die High-Tech Gründerfonds Management GmbH, die btov Partners AG und die Unternehmertum Venture Capital Partners GmbH investieren. „Die breite Expertise von HQS in den Bereichen Quantendekohärenz, verrauschte Quantengatter und Festkörperphysik macht sie ideal geeignet, um quantenchemische und fortschrittliche Materialsimulationen auf mittelfristig verfügbare Prozessoren zu übertragen“, erklärt Christian Reitberger von btov Partners. Im Idealfall führten die Simulationen zu überlegenen Ergebnissen und einem Quantenvorteil. Quanten Computing ist auf dem Weg von der Theorie in die Praxis – auch andere Start-ups machen sich bereit, für die Einführung der Supercomputer. Zum Beispiel IQM. Das Unternehmen entwickelt Hardware, die unter anderem die Kühlung der empfindlichen Rechner garantieren soll. Im Juli hat sich die finnische Firma 11,4 Mio. EUR gesichert.
HQS Quantum Simulations GmbH, Karlsruhe
Tätigkeitsfeld: Deeptech
Investoren: High-Tech Gründerfonds Management GmbH, btov Partners AG, Unternehmertum Venture Capital Partners GmbH
Volumen: 2,3 Mio. EUR (1. Finanzierungsrunde)