Engel haben Flügel, Business Angels auch: Der eine Flügel ist das Geld, das der Unterstützer dem Start-up für eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellt, der zweite sind seine Erfahrungen und Kontakte, die das junge Team ebenfalls nutzen kann, das meistens nicht viel mehr als eine Idee oder einen Prototyp besitzt. Engel werden diese Helfer genannt, weil sie in der Regel im Hintergrund bleiben, sich im Stillen um ihre Zöglinge kümmern. Aktuell stehen nach einigen Jahren relativer Ruhe innovative Geschäftsideen wieder hoch im Kurs sowie Gründer wieder im Rampenlicht – Business Angels ebenso.
Einer von ihnen ist Axel Bourjau. Als Vorstand der Hamburger Helm AG verantwortete er den Bereich Pharma und den erfolgreichen Übergang des Traditionsunternehmens vom Wirkstoffhändler zum Entwickler generischer Pharmaprodukte. Seit über einem Jahr begleitet der Ex-Manager Dr. Ralf Hilfrich und Stefan Raupach, Gründer der Ahrensburger Firma Abviris Deutschland. Deren Schnelltest Prevo-Check zur Früherkennung von Krebsformen, die durch sogenannte humane Papillomaviren, kurz HPV, ausgelöst werden, ist weltweit einmalig: Dermatologen, Urologen und HNO-Ärzte sollen damit innerhalb weniger Minuten anhand eines einzigen Tropfen Bluts eine zuverlässige Diagnose stellen können. Der Markt dafür ist riesig: Die HPV-Karzinome, zu denen auch Mund- und Rachenkrebs gehören, machen etwa 5% aller Tumorerkrankungen weltweit aus. Prominente Erkrankte: der US-Schauspieler Michael Douglas und Jamie Dimon, Chef von JPMorgan Chase. Business Angel Bourjau und das Gründerduo lernten sich über das Netzwerk des Start-up-Centers der Hamburger Sparkasse kennen. Der Investor, der sich vornehmlich regional engagiert, ist von Abviris’ Geschäftsmodell fasziniert: „Das Management arbeitet sehr professionell, und die fünf bisherigen Investoren, darunter der High-Tech Gründerfonds, waren bereit, eine Kapitalerhöhung mitzumachen“, nennt Bourjau zwei weitere Argumente für seinen Einstieg in Millionenhöhe. Eingesetzt wird das frische Kapital für den Eintritt in den Milliardenmarkt der HPV-Diagnostik, in dem sich Konzerne wie Abbott, BD und Roche tummeln. „Dafür sind auch das Branchen-Know-how und die Kontakte von Herrn Bourjau förderlich“, betont Raupach. „Das sind für uns entscheidende Hebel für schnelles und solides Wachstum.“ Darüber hinaus wollen die Ahrensburger im dritten Quartal 2020 eine weitere Finanzierungsrunde starten. Neben ihrem halben Dutzend Business Angels soll dann auch erstmals eine Venture Capital-Gesellschaft sitzen. Raupach: „Die Ticketgröße wird ein höherer siebenstelliger Betrag sein. Das ist für die meisten Business Angels ein zu großes Volumen.“
Angel investieren durchschnittlich 100.000 EUR in ein Start-up
Laut dem Verband Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) flattern in der DACH-Region rund 12.000 Geschäftsengel herum – 93% davon sind männlich. Allein in der Bundesrepublik seien es gut 10.000. In die Quere kommt man sich aber nicht unbedingt, denn ein Business Angel unterstützt vornehmlich Start-ups der Branche, aus der er selbst kommt und in der er sich gut auskennt. Nach Aussagen des Verbands investiert ein Geschäftsengel pro Start-up durchschnittlich 50.000 EUR. Die Range reiche von 10.000 EUR bis 300.000 EUR und mehr. Nach Erkenntnissen von Christian Winkler, Partner bei btov Partners, sind nur wenige der privaten Start-up-Investoren in Vollzeit tätig und in mehr als zehn Portfoliounternehmen investiert: „Der größere Teil derer, die gerne als Angels bezeichnet werden, arbeitet zwar ebenfalls sorgfältig, kann aber weniger Zeit allozieren und ist deshalb in nicht mehr als drei Start-ups investiert.“
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