Case Study: Born to be wild

PaulCamper GmbH: die neue Generation des Campens erleben

Die Sharing-Plattform des Berliner Start-ups PaulCamper bringt private Fahrzeugbesitzer und Campingfreunde zusammen. Dort können Letztere Wohnmobile oder Campingbusse mieten und ungezwungene Tage in der Natur verbringen. Ein positiver Nebeneffekt: Die Kosten des Abenteuers bleiben hier in der Regel weit unter den von rein professionellen Anbietern. Internationale Marktplatzspezialisten, wie Adevinta, FJ Labs und All Iron Ventures sowie BFB Brandenburg Kapital, Russmedia International und Mairdumont Ventures setzen auf das Unternehmen.

Reisen mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen stehen hoch im Kurs. Laut ADAC zählt allein Deutschland schätzungsweise fünf Millionen Camper – der große Wunsch, Land und Leute näher kennenzulernen, komfortabel, umweltbewusst und mobil zu reisen, ist groß, Tendenz steigend. Das Kontrastprogramm zum All-Inclusive-Urlaub mit Liegebelegungskämpfen am Pool oder Gedränge am überfüllten Buffet wird immer beliebter und ist in Zeiten von Corona auch die sichere Urlaubsform. Ein Problem stellten bis vor ein paar Jahren die Kosten dar: Der Traum von Unabhängigkeit, Freiheit, Abenteuer und Entspannung mit der Familie war für viele unerschwinglich. Das eigene Wohnmobil war weitaus zu teuer, und professionelle Anbieter ließen sich den Wunsch nach Abenteuer nicht selten fürstlich bezahlen.

Sharing is caring

„Es geht darum, möglichst vielen Menschen eine tolle Zeit in der Natur zu ermöglichen. Eine Zeit, in der sie ihre eigenen Erfahrungen und Erinnerungen kreieren können“, erklärt Dirk Fehse, Gründer des Start-ups. Das Konzept des jungen Unternehmens ähnelt dem der Wohnungsvermittlungsplattform Airbnb. Ideengeber und Geschäftsführer Fehse ist Camper aus Leidenschaft und hat das Unternehmen im Jahr 2013 mit seinem eigenen Fahrzeug („Paul“) gegründet. Den Wagen kann man noch immer über die Onlineplattform buchen, wie auch circa 600 weitere, von Privat. Die Plattform ist eine Win-win-Situation für Vermieter und Mieter: Erstere können so ihre Campingleidenschaft mit anderen teilen und gleichzeitig die Kosten für das eigene Wohnmobil reduzieren und Letztere sich nun einfach und zu einem bezahlbaren Preis den Wunsch vom ungebundenen Urlaub erfüllen.

Ohne Moos nichts los

Tillmann Stenger, ILBWo die Idee stimmt, sind Investoren nicht weit. „Wir haben uns im Jahr 2016 mit unseren Venture Capital-Fonds Brandenburg Kapital direkt als Gesellschafter an PaulCamper beteiligt. Wir waren damit der erste und alleinige Investor“, erinnert sich Tillmann Stenger, der Vorstandsvorsitzende der ILB. „PaulCamper hatte zum Zeitpunkt unseres Einstiegs bereits Teile des Geschäftsmodells validieren können, und so konnten wir unser Investment in den Teamausbau, die Skalierung und Entwicklung der angrenzenden Services investieren“, so Stenger. Das Besondere am jungen Unternehmen? „Der Kunde bekommt Zugang zur privaten Camper-Community. Das ist das Besondere und grenzt PaulCamper von Anbietern ab, die Fahrzeuge nur gewerblich anbieten.“ Obwohl der Buchungsprozess über die Onlineplattform automatisiert ist, wird Wert darauf gelegt, dass Vermieter und Mieter miteinander kommunizieren.

Neue Investoren bringen frisches Kapital mit

Das Geschäftskonzept findet Anklang – so hat das Unternehmen im vergangenen Jahr nach Abschluss der Seed-Phase und dem damit verbundenen Ausstieg von Brandenburg Kapital eine Series A-Finanzierungsrunde abgeschlossen und 7 Mio. EUR für weitere Expansion erhalten. Das Geld kam von einem Konsortium aus Adevinta und unter Beteiligung von FJ Labs und All Iron Ventures sowie den bestehenden Investoren Russmedia International und Mairdumont Ventures. „Wir haben Ende 2017 erstmalig in PaulCamper investiert und seither das Unternehmen mit einem siebenstelligen Betrag unterstützt. Warum? Ich glaube an Dr. Frank Mair, Mairdumont Ventureseinzigartige Reiseerlebnisse und daran, dass PaulCamper Reisenden mit seiner Plattform und Community für Camper Sharing genau das ermöglicht“, so Dr. Frank Mair, Geschäftsführer von Mairdumont. Außer durch Kapital unterstützt der Investor das Unternehmen noch aktiv mit dem eigenen Know-how und dem des Netzwerks. Die Konkurrenz von PaulCamper stellen die großen Wohnmobilvermittler und das ebenfalls aus Berlin stammende Start-up Campanda dar, das sich anfangs auf den Verleih von professionellen Vermietungen konzentrierte, mittlerweile aber ebenfalls Privatverleiher anspricht.

Trotz Corona positiver Blick in die Zukunft

Die weltweite Pandemie hat den Tourismus noch fest im Griff: Züge sind leerer, Flüge werden gestrichen, Messen abgesagt und so weiter – die eigenständige und vor allem unabhängige Art zu reisen wird künftig jedoch für viele eine echte Alternative zum Pauschalurlaub. „Ich bin bei PaulCamper sowohl vom Konzept wie auch vom Team sehr überzeugt und plane, das Unternehmen gerade in der Krise weiter zu unterstützen“, so Mair.

Ausblick

Das Coronavirus brachte die Reisebranche fast zum Erliegen. Nichtsdestoweniger gibt sich das Unternehmen mit Blick auf die Weiterentwicklung zuversichtlich. „Die Bestimmung von PaulCamper ändert sich nicht. Es geht darum, möglichst vielen Menschen eine tolle Zeit in der Natur zu ermöglichen. Eine Zeit, in der sie ihre eigenen Erfahrungen und Erinnerungen kreieren können. Der nächste Meilenstein bleibt unverändert: in weiteren europäischen Ländern Marktführer zu sein“, so Gründer Fehse. Auf die Frage, ob weitere Finanzierungsrunden geplant seien, verrät Fehse: „Nach unserer erfolgreichen Series A im August letzten Jahres wollten wir in diesem Jahr eine Series B anschließen. Corona hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir glauben, dass wir sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen können, und sehen die Series B für nächstes Jahr als realistisch an.“