Als Ausgründung aus dem Siemens-Konzern entwickelt MetisMotion hochdynamische Aktoren. Diese speziellen Elektromotoren werden vor allem in Automatisierungsprozessen, in der Robotik und in Mobilitätsanwendungen eingesetzt.
Die Aktorentechnik hatte sich Siemens mit dem Kauf des Autozulieferers VDO ins Haus geholt. Nach dem Weiterverkauf des Unternehmens an Continental blieb die Kompetenz allerdings in der Abteilung Forschung und Entwicklung. Dort wurden die Aktoren im Laufe der Zeit immer ausgefeilter: kleiner, leichter und schneller. Da sie außerdem im Unterschied zu herkömmlichen Elektromotoren auch über sensorische Fähigkeiten verfügen, eignen sie sich gut für Digitalisierungsanwendungen. Siemens erkannte diese Vorteile ebenso wie externe Firmen, die darüber in Publikationen erfahren hatten und die Aktoren gerne eingesetzt hätten. Sie konnten sie allerdings nicht kaufen, weil dafür kein eigener Geschäftsbereich existierte – für Siemens passten sie nicht zum Geschäft. Deshalb wurde eine Ausgliederung beschlossen. „Siemens ist ein Systemintegrator, dessen Hauptkompetenz es ist, komplette Systeme ans Laufen zu bekommen, aber nicht, die einzelnen Komponenten selbst zu fertigen“, erklärt Patrick Fröse, einer der drei ehemaligen Siemensianer, die MetisMotion 2018 gegründet haben.
Ehemalige Mutter ist heute Kundin
Als Fröse und seine beiden Partner an den Start gingen, hatten sie noch kein fertiges Produkt, sondern nur eine Reihe von Projekten. Mittlerweile beschäftigt MetisMotion zehn Mitarbeiter und baut eine eigene Produktion für das erste Serienprodukt. Mittelfristig will man sich aber eher darauf fokussieren, speziell auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene Aktoren zu fertigen. Zu den aktuellen und potenziellen Kunden zählen neben Siemens Großunternehmen aus den Bereichen Automobil und Luftfahrt, Robotik und Automatisierung. Der Auftragseingang dürfte im zweiten vollen Geschäftsjahr trotz Corona-Pandemie deutlich siebenstellig sein, prognostiziert Fröse.
Ausgeprägter Anwendungsnutzen
Diese Marktnähe war auch ein wichtiger Faktor für die ersten Investoren, zu denen neben dem High-Tech Gründerfonds der Zukunftsfonds Heilbronn gehört. „Im Deeptech-Bereich ist es bei Start-ups oft so, dass ihre Technologie zwar stark, ihr Anwendungsnutzen aber nicht sehr ausgeprägt ist. MetisMotion war aber schon zum Zeitpunkt der Ausgründung sehr marktnah und in vielen Anwendungsbereichen tätig“, erklärt Thomas Villinger, Geschäftsführer des Zukunftsfonds Heilbronn. Er war auf Fröse und sein Team auf einer Investorenkonferenz aufmerksam geworden, auf der ihn nicht nur die Technologie von MetisMotion, sondern auch das Gründerteam überzeugt hatten. Zwei der drei Partner kamen aus der Forschung und Entwicklung bei Siemens, Fröse selbst war seinerzeit für die Ausgründungen des Konzerns zuständig. Die drei ergänzten sich daher mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen in der neuen Aufgabe, ein eigenes Unternehmen aufzubauen.
Ausblick
Neben dem Aufbau der eigenen Fertigung plant MetisMotion indessen bereits weiteres Wachstum, um eine stabile Marktposition aufzubauen. „Der wesentliche nächste Schritt ist die Ausweitung unserer Pilotkunden in unseren Zielsegmenten“, sagt Fröse. Auch eine Ausdehnung des Geschäftsradius ist geplant. Bislang bedient MetisMotion vor allem Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit einem Umsatzanteil von 70% liegt der Schwerpunkt noch eindeutig in Deutschland; mittelfristig strebt MetisMotion aber über die DACH-Region hinaus. Dabei hat man zunächst einmal Europa, später aber auch andere Teile der Welt im Blick. Um dieses Wachstum auch finanziell zu ermöglichen, schließt das junge Unternehmen gerade eine weitere Finanzierungsrunde im bestehenden Gesellschafterkreis ab – denn die weitere Entwicklung muss zügig umgesetzt werden. „Bei der Technologie und den Lösungen, die wir anbieten, haben wir sehr starke Alleinstellungsmerkmale, aber natürlich ist anwendungsspezifisch Technologiewettbewerb da“, sagt Fröse.