Der Markt für Private Equity-Investments wird in den kommenden Jahren weiter wachsen – die Erwartungen an die Renditen sinken allerdings leicht. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Private Equity als Anlageklasse“, die gerade veröffentlicht wurde. Mehr als zwei Drittel der befragten Investoren wollen in den nächsten beiden Jahren ihre Private Equity-Investments weiter ausbauen. Die restlichen Unternehmen wollen das Niveau ihrer Investitionen zumindest halten. Keine Spur also von einer Flaute auf dem PE-Markt.
In einer gemeinsamen Studie „Private Equity als Anlageklasse“ haben der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) und das Center for Corporate Transactions and Private Equity (CCTPE) der HHL Leipzig Graduate School of Management mit Unterstützung von KfW Capital die deutsche Investorenszene untersucht. Befragt wurden 61 professionelle Investoren – Pensionsfonds, Versicherungen, Dachfonds und Family Offices – im ersten Quartal dieses Jahres. Insgesamt vertreten sie ein Anlagekapital von mehr als 700 Mrd. EUR. Der überwiegende Teil der Investoren (80%) sind seit mehr als zehn Jahren am Private Equity-Markt engagiert, fast die Hälfte von Ihnen seit mehr als 20 Jahren.
Investoren haben ihr Engagement ausgebaut
„Nicht zuletzt durch die andauernde Niedrigzinssituation suchen institutionelle Investoren nach attraktiven, renditeträchtigen Anlagen mit geringer Volatilität. All dies bietet Private Equity“, erläutert Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes BVK-Vorstandsmitglied. Acht von zehn Investoren haben ihre Private Equity-Anteile im Portfolio seit 2016 ausgebaut oder erstmals in diese Anlageklasse investiert. 43% der befragten Unternehmen steigerten Ihre Investments sogar um mehr als 15% in den vergangenen Jahren. Für Venture Capital (VC) als Unterkategorie ergibt die Befragung einen ähnlichen, wenn auch weniger stark ausgeprägter Trend: 40% der Befragten geben an, dass der VC-Anteil im Gesamtportfolio seit 2016 erhöht wurde.
Deutliche Unterschiede beim Private Equity-Anteil in den Portfolios
Im Mittel beträgt der Private Equity-Anteil am Gesamtportfolio in der Teilnehmergruppe etwa 7%, unterscheidet sich innerhalb der einzelnen Investorengruppen allerdings deutlich. Versicherungen geben im Mittel etwa 2% an, während Family Offices einen Mittelwert von etwa 13% aufweisen. Bei Venture Capital liegt der Mittelwert über die gesamte Befragungsgruppe bei etwa 4%, wobei auch hier vor allem Family Offices oft einen zweistelligen Anteil ausweisen. Über die verschiedenen Segmente hinweg engagieren sich die Investoren häufiger im Ausland als in Deutschland. Dabei setzen Sie vor allem auf Buy-Outs (Small/Midcap und Large) und auf Sekundärfonds. Growth Equity und Venture Capital sind weniger oft anzutreffen. Knapp die Hälfte der Investoren plant keine Änderung der bislang genutzten Investitionsinstrumente. Allerdings wollen 29% mehr in direkt investierende Private Equity-Fonds (einschließlich Sekundärfonds) investieren.
Sinkende Rendite-Erwartungen
Als wichtigste Benchmarks nennen die Befragten die nominale Mindestrendite und eine relative Zielrendite gegenüber einer Private Equity-Benchmark. Als Zielrenditen nannten die Unternehmen im Mittel Werte zwischen 9 und 10%; gut die Hälfte der Befragten strebt eine Nettorendite von mehr als 8% an. „Neun von zehn Befragten zeigen sich zufrieden oder sehr zufrieden mit der erreichten Performance“, fasst Hinrichs zusammen. Der Großteil der befragten Investoren erwartet, dass die Renditen von Private Equity-Beteiligungen insgesamt in den nächsten ein bis zwei Jahren eher rückgängig sein werden – bestenfalls unverändert. „Angesichts der Volatilität am Aktienmarkt und des Zinsniveaus im Anleihenmarkt, sollten diese Zukunftspläne auch nach Covid-19 Bestand haben. Allerdings dürften die erzielbaren Renditen vorerst sinken“, blickt Prof. Dr. Bernhard Schwetzler, Academic Director des CCTPE , voraus.
Corona-Pandemie in der Studie nicht berücksichtigt
Ein kleines Fragezeichen bleibt zur Werthaltigkeit dieser Zahlen, da die Befragung für die Studie vor der weltweiten Corona-Pandemie abgeschlossen wurde. Schwetzler dazu: „Die Befragung wurde im ersten Quartal 2020 durchgeführt und vor dem Höhepunkt des Covid-19-Ausbruchs abgeschlossen. Wir sind jedoch überzeugt, dass die Studienergebnisse und der grundlegende Überblick über die Anlageklasse ihre wesentliche Aussagekraft auch nach der Pandemie beibehalten.“ Aktuelle Prognosen von Wirtschaftsinstituten zeigen, dass zumindest die deutsche Wirtschaft recht zügig wieder anspringt. Auch in unserer Serie „Corporate Finance nach Corona“ haben M&A-Experten dargelegt, dass der Markt bereits wieder in Fahrt ist.