Der Advent ist eine willkommene Gelegenheit, inne zu halten, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und neue Energie für die bevorstehenden Aufgaben zu sammeln. In der Reihe „Adventsgespräche“ kommen Köpfe der deutschen Venture Capital- und Private Equity-Szene zu Wort, ziehen ein Fazit zu 2020 und werfen einen Blick nach vorne auf die kommenden zwölf Monate.
VC Magazin: Wie hat sich das Gehaltsniveau in den letzten Jahren im Private Equity- und Venture Capital-Segment verändert?
Heiden: Durch den Markteintritt neuer Player in Deutschland, insbesondere im CVC- und Venture Capital-Bereich, nimmt die Nachfrage nach erfahrenen Kandidaten zu. Dies führt zwangsläufig dazu, dass die Gehälter steigen und Komponenten wie ein Carry eine noch wichtigere Rolle spielen als schon in der Vergangenheit.
VC Magazin: Welchen Eindruck haben Sie von der Verfassung der Branche in Zeiten von Corona?
Heiden: Nach der Schockstarre während der ersten Welle im Frühjahr hat die Beteiligungsbranche rasch zu alter Stärke zurückgefunden. Es ist genug Geld im Venture Capital- und Private Equity-Markt vorhanden, das investiert werden muss. Wenn es um erfolgreiche Geschäftsmodelle geht, stehen die Investoren nach wie vor Schlange bei Investitionsrunden. Unternehmen, die von der Corona-Krise arg gebeutelt sind, müssen momentan deutliche Abschläge in der Bewertung akzeptieren, da eine solide Planung für die kurz- und mittelfristige Zukunft aktuell nicht möglich ist. Demzufolge fließen hohe Sicherheitsabschläge in die Unternehmensbewertung ein.
VC Magazin: Welche Persönlichkeiten werden aktuell in der Szene am meisten gesucht?
Heiden: Die Erwartungen unserer Mandanten aus dem Venture Capital- und Private Equity-Bereich sind in der Corona-Krise gleich geblieben. Im Venture Capital-Bereich steht der innovative, mutige und risiko-affine Typ im Vordergrund, im Private Equity-Sektor eher der zahlengetriebene, analytisch denkende Ex-Berater aus einer Top Strategieberatung. Unabhängig von Venture Capital oder Private Equity, die Person muss eine hohe Frustrationstoleranz, Stressresilienz gepaart mit Bodenhaftung aufweisen. Das Hantieren mit großen Zahlen verführt schnell zu Höhenflügen, die auch zu unschönen Abstürzen führen können, wie wir seit Ikarus wissen.
VC Magazin: Wie haben sich die Anforderungsprofile an zum Beispiel Investmentmanager verändert?
Heiden: Der Spagat beim Recruiting neuer Investmentmanager besteht zwischen Technologie vs. Finanzhintergrund. In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt auch im Venture Capital-Bereich tendenziell auf einem BWL-Hintergrund, der für die Beurteilung und Entwicklung beispielsweise von B2C-Geschäftsmodellen mit einer starken Marketingorientierung gut passte. Neue Geschäftsmodelle auf Basis von KI-Technologien, IoT oder smarter Hardwaretechnologie erfordern ein hohes Verständnis, nicht nur der Technologie selbst, sondern auch des Product Market Fits. Hierfür ist ein Studium einer Natur- oder Ingenieurwissenschaft von Vorteil für einen Bewerber.
VC Magazin: Mit welchen Gefühlen blicken Sie persönlich auf 2020 zurück?
Heiden: Für heiden associates war 2020 ein erfolgreiches Jahr. Das Highlight-Projekt für uns war die Besetzung des Geschäftsführers des High-Tech Gründerfonds, das am Markt eine hohe Aufmerksamkeit und eine positive Resonanz am Kandidatenmarkt hatte. Eine dreistellige Bewerberzahl auf diese exponierte Position im deutschen Venture Capital-Markt zeigt die hohe Attraktivität, die Top-Management Vakanzen im Venture Capital-Umfeld für Kandidaten haben.
VC Magazin: Und Ihr Blick nach vorne in Richtung 2021?
Heiden: Aktuell füllt sich unsere Pipeline mit spannenden Projekten von Start-ups aus dem KI-Sektor und ein Mandat für den Aufbau einer Corporate Venture Capital-Gesellschaft für eine internationale Top 4 Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die für sich erkannt hat, welche Synergien sie aus Investments in Hightech-Unternehmen neben der Rendite gewinnen kann. Fazit: Positiver Blick nach vorn, der aufgrund attraktiver Projekte für das erste Quartal 2021 bestärkt wird.
VC Magazin: Herr Dr. Heiden, vielen Dank für das Interview.
Dr. Thomas Heiden ist Gründer und Partner der Personalberatung heiden associates. Die Personalberatung ist spezialisiert auf Executive Search, Management Audits und Teamanalyse in den Bereichen Venture Capital, Private Equity und anderen Branchen.