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Wenngleich Forscher oft gute Ideen entwickeln, haben Ausgründungen aus der Wissenschaft nach wie vor Seltenheitswert. Eine spielerische Herangehensweise an das Thema begeistert dabei für das Unternehmertum, wie eine aktuelle Studie der TU München (TUM) zeigt. Gemeinsam mit der Joachim Herz Stiftung untersuchte das Entrepreneurship Research Institute der TUM, welche psychologischen Faktoren die Gründungsprozesse beeinflussen. Dafür wurden drei Jahre lang Forscher und akademische Gründer deutschlandweit befragt und beobachtet.
Rahmenbedingungen für Gründung müssen passen
Wissenschaftler müssen sich auf das unternehmerische Denken einlassen und klare Prozesse schaffen, damit Frustration im Team verhindert wird und die Gründung gelingt, belegt die Studie. Oftmals scheitert die Umsetzung guter Ideen an der Einstellung, ungeklärten Konflikten im Gründungsteam sowie Emotionen und Frustrationen. „Deutschland ist weltweit einer der Top-Standorte für Forschung und Innovation. Doch wissenschaftliche Erkenntnisse werden kommerziell zu wenig genutzt. Dabei haben sich die Rahmenbedingungen für eine Gründung, wie etwa die Finanzierung, stark verbessert“, sagt Dr. Henneke Lütgerath, Vorstandsvorsitzender der Joachim Herz Stiftung.
Drei wesentliche Punkte ermittelt
Für die Studie wurde eine Online-Umfrage unter 128 Gründungsteams durchgeführt, 52 Teams in einem experimentellen Setting und Teilnehmer mehrerer Makeathons beobachtet sowie Gründungsteams und Gründungsberater im Inkubator der TUM befragt. Mit den Ergebnissen sollen neue Lehr- und Trainingsformate entwickelt und damit auch die Anzahl un der Erfolg der Ausgründungen positiv beeinflusst werden. Dafür wurden drei wesentliche Punkte als Ergebnis erarbeitet:
1. Unternehmerisches und wissenschaftliches Denken vereinen
Entscheiden sich Wissenschaftler:innen für eine Gründung, müssen sie die Kluft zwischen der akribischen Denkweise als Forscher und der pragmatischen Herangehensweise als Unternehmer überwinden. Viele legen ihren Fokus auf die Technologie und vergessen dabei die Kundenbedürfnisse.
2. Klare Prozesse verbessern die Zusammenarbeit
Das Zusammenführen von Wissen aus verschiedenen Disziplinen mithilfe klarer Arbeitsprozesse hilft. So konnten interdisziplinäre Gründungsteams laut Studie von ihrer Expertise profitieren, wenn sie Austauschformate dafür festgelegt hatten.
3. Mit spielerischen Formaten begeistern und mit individuellem Coaching unterstützen
Hochschulen starten die Entrepreneurship-Ausbildung am besten spielerisch. Interdisziplinäre Formate wie Makeathons, bei denen Gründungsteams über einen Zeitraum von drei Tagen bis zwei Wochen eine unternehmerische Idee und ein Produkt entwickeln, vermitteln nicht nur Wissen, sondern vor allem Spaß an Unternehmertum. Der spielerische Charakter hilft dabei, erste unternehmerische Fertigkeiten wie gute Planung und Denkweisen wie die Nutzerorientierung zu entwickeln. Viele Teilnehmer identifizieren sich als Ergebnis dieser Lernerfahrung stark mit der Rolle als Unternehmer und setzen ihre Gründungsidee um.
Positive Gründungskultur
Aus den Ergebnissen leiteten die Forscher Empfehlungen für die Gründungsförderung an Hochschulen und Instituten ab. Als Grundlage haben sich die Verankerung von Entrepreneurship an der Hochschule durch die Hochschulleitung, sichtbare Gründungsvorbilder aus dem Hochschulumfeld und Freiräume für unternehmerische Ideen, wie Gründungs-Sabbaticals, bewährt. Eine positive Gründungskultur an Hochschulen benötigt zudem fakultätsübergreifende Zusammenarbeit in Projekten – auch mit der Industrie.