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Seit über 20 Jahren hat die Bayerische Beteiligungsgesellschaft (BayBG) neben den klassischen Mittelstandsfinanzierungsangeboten auch einen Venture-Arm. Bayerische Start-ups mit einem innovativen Produkt können ab der Series-A-Runde hier einen Investor finden, durch die Vernetzung zum Mittelstand aber auch das berühmte „Mehr“. Wir sprachen mit Dr. Peter Graf, Investmentmanager Venture Capital.
Plattform Life Sciences: Wie teilt sich im BayBG-Portfolio der Life-Sciences-Bereich auf, was sind die Schwerpunkte?
Dr. Graf: Als sektoragnostischer Investor sind wir in fast allen Life-Sciences-Bereichen aktiv. In unserem Portfolio befinden sich Unternehmen aus den Bereichen Drug-Delivery-Systeme, chemische Analytik, Diagnostik, Pharmaproduktionstechnologie und Bioinformatik. Zurzeit schauen wir uns vermehrt Start-ups im Digital-Health-Bereich an. Lediglich die Drug Discovery haben wir nicht im Investment Scope.
Sie sind auf den Freistaat Bayern beschränkt – leiden Sie unter einem Nachfragemangel?
Dr. Graf: Wir investieren in bayerische Start-ups und in Start-ups, bei denen mindestens 50% der Mitarbeiter von Bayern aus arbeiten. Der Freistaat ist ein sehr innovationsgetriebener Standort. München ist sehr stark im Bereich Biotechnologie und digitale Technologien. Der Großraum Nürnberg/Erlangen ist ein Hub für Medizintechnik. Insofern können wir uns über die Nachfrage nicht beschweren.
Ist in der einschlägigen Szene der Venture-Bereich von BayBG im Detail bekannt?
Dr. Graf: Die BayBG – Bayerische Beteiligungsgesellschaft verfügt über eine sehr starke Marke. Die Markenbekanntheit ist insbesondere in Bayern sehr hoch. Das liegt einerseits daran, dass wir seit vielen Jahren am Markt präsent sind – wir bieten seit über 20 Jahren Venture-Capital-Finanzierungen für Start-ups an. Andererseits haben wir eine sehr hohe Kundenzufriedenheit, was Empfehlungen über die Netzwerke nach sich zieht.
Wie sehen die Haltedauer und Exitstrategien der BayBG aus: eher „langer Atem“ oder „schnelles Geld“?
Dr. Graf: Wir verfolgen einen langfristigen und kooperativen Ansatz bei unseren Beteiligungen. Wir unterstützen die Unternehmerteams bei der Realisierung ihrer Vision und orientieren uns dabei an einer langfristigen Strategie. Die BayBG ist wie ein Evergreen-Fonds strukturiert – wir investieren ausschließlich aus der eigenen Bilanz. Das hilft uns, flexibel zu sein und auch langfristige Investments ohne Exitdruck eingehen zu können.
Hat Corona für Veränderungen im Portfolio gesorgt? Wird das noch passieren?
Dr. Graf: Corona hat für uns alle, im privaten wie im professionellen Umfeld, zu Veränderungen geführt. Die Auswirkungen auf die Start-ups sind dabei sehr unterschiedlich. Bei manchen kam es zu Verzögerungen in der Umsetzung der Strategie, bei manchen ist zusätzlicher Kapitalbedarf entstanden. Es gibt aber auch Start-ups, die durchaus von Corona profitiert haben und deren Produkte durch die neue Situation mehr Traktion im Markt bekommen haben. Glücklicherweise hat die Politik verstanden, dass einige Start-ups Hilfe benötigen, um weiterhin erfolgreich sein zu können und nicht in dieser Ausnahmesituation vom Markt zu verschwinden. In Bayern gibt es deshalb den Startup Shield, den junge Unternehmen, die negativ von Corona betroffen sind, beantragen können. Die BayBG managt dieses Programm im Freistaat.
Herr Dr. Graf, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Dr. Georg Kääb, Redaktionsleiter Plattform LifeSciences.