Bildnachweis: © Crosslantic Capital.
Im Gespräch berichtet Sascha van Holt, Founding Partner von Crosslantic Capital, von seinen Investments, Investoren-Erfahrungen aus der Coronapandemie und welche Geschäftsmodelle er in Zukunft sieht.
VC Magazin: Viele Ihrer Portfoliounternehmen haben sich auf eine Kombination von Online-/Offline-Geschäftsmodellen spezialisiert. Wie sind Ihre Lessons learned als Investor nach einem Jahr Corona?
Van Holt: Corona ist ein klassischer schwarzer Schwan – also ein unvorhergesehenes Ereignis mit kleiner Eintrittswahrscheinlichkeit aber großer Auswirkung. Sich als Unternehmen auf ein solches spezifisches Ereignis gut vorzubereiten ist fast unmöglich. Die wichtigere Frage ist, wie Unternehmen generell aufgestellt sind, um mit schneller Veränderung umzugehen. Diese agilen Unternehmen haben schon lange auf Digitalisierung und Flexibilisierung gesetzt und haben deshalb generell weniger Probleme in der Krise. Insofern hat unser technologieorientiertes Portfolio von Corona stark profitiert. Als Investor muss ich zum Einen Unternehmen wählen, die agil genug sind mit Veränderungen effizient umzugehen. Zum Anderen muss ich mich als Investor davon verabschieden mit Stillstand Geld zu verdienen.
VC Magazin: In welche Branchen und Technologien investieren Sie darüber hinaus?
Van Holt: Unser Fokus liegt auf schnellwachsenden Unternehmen, die einen Vorteil durch den Einsatz von Technologie haben. Darunter waren in der Vergangenheit zum Beispiel Unternehmen aus den Bereichen Digital Health, Machine Learning oder B2B Services.
VC Magazin: Worin sehen Sie die Geschäftsmodelle der Zukunft?
Van Holt: Letztendlich glaube ich an Unternehmer, die Geschwindigkeit und Flexibilität in der Umsetzung beweisen und die die Marktteilnehmer in ihrem Sektor verstehen. Das ist wichtiger als der Sektor selbst. Schauen sie sich Digital Health an: Der Sektor erlebt einen noch nie dagewesenen Zufluss von staatlichen und dadurch auch privaten Mitteln. Das ruft viele junge Unternehmen auf den Plan, die den Sektor nicht richtig verstehen. Ich kann eine technisch noch so gute Lösung haben – wenn ich nicht genau verstehe, wie der Arzt denkt und handelt, werde ich keinen Erfolg haben. Wir haben in ein ausgezeichnetes Unternehmen in diesem Sektor investiert, das sich hervorragend entwickelt. Wir wissen aber auch, dass es neben den Erfolgsstories auch viele Ausfälle geben wird.
VC Magazin: Welche Anforderungen ergeben sich angesichts veränderter Geschäftsmodelle und einer neuen Gründergeneration an die Investorenszene?
Van Holt: Die Veränderungsgeschwindigkeit der Welt hat rapide zugenommen. Das alte Private Equity-Modell, das Rendite nur durch Fremdkapitaleinsatz abwerfen soll, ist nicht mehr zeitgemäß. Es ist Zeit für eine neue Generation an unternehmerischen Investoren, die nicht ausschließlich aus der Bankenwelt kommen. Wir müssen echten Wert an den Tisch bringen und Digitalisierung verstehen. Zudem ist das Bewusstsein gewachsen, dass Unternehmen Verantwortung tragen – sowohl für Vielfalt und Inklusion als auch für die Gesundheit des Planeten. Das ist für uns Next Gen Private Equity – die nächste Investorengeneration.
VC Magazin: Sie investieren mit Crosslantic Capital in Growth-Companies. Welche Investitionskriterien müssen Unternehmen erfüllen?
Van Holt: Crosslantic Capital investiert 10-30 Mio. EUR Eigenkapital in Unternehmen ab ca. 10 Mio. EUR Umsatz. Wichtig sind uns Wachstumsperspektiven, im Durchschnitt erreichen wir mehr als eine Vervierfachung des von uns eingesetzten Geldes innerhalb von drei bis vier Jahren. Privat investiere ich auch in der Gründungsphase. Beispiele für solche Gründungen sind das Küchengeräteunternehmen Springlane, das inzwischen einen mittleren zweistelligen Millionenumsatz generiert oder das Cannabisunternehmen CannaCare, das nun an einen börsennotierten Konzern verkauft wurde.
VC Magazin: Welche Limited Partner stehen hinter Crosslantic Capital (dem Crosslantic Capital-Fonds)?
Van Holt: Neben unserem eigenen Geld investieren wir das Geld von Pensionskassen, Staatsfonds und Family Offices.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Zum Interviewpartner:
Der Düsseldorfer Unternehmer Sascha van Holt entspricht nicht dem Bild des klassischen Gründers und Investors. Seine frühere Tätigkeit als DJ und Musikproduzent mit einigen Top 10 Chartplatzierungen zählt wohl zu den ungewöhnlichsten Karrieren in der Branche. Zu den von ihm gegründeten Unternehmen gehören zum Beispiel Springlane, das inzwischen 50 Mio. Euro Umsatz macht, oder das Cannabis-Unternehmen CannaCare Health, das kürzlich an die börsennotierte Elixinol Global veräußert wurde. Sascha van Holt war CEO von SevenVentures und verantwortete dort das Investmentgeschäft seit der Gründung im Jahre 2011. Heute prägt er mit seinem Private Equity- Fonds Crosslantic Capital einen neuen Investortypus: Er hält ein wachsendes Beteiligungsportfolio und investiert zweistellige Millionenbeträge in vielversprechende Technologieunternehmen.