230 Teilnehmer, davon 65 Start-ups aus Israel, zahlreiche Mittelständler und auch rund 50 Teilnehmer aus Nachbarländern und den USA: Tom Villinger, Geschäftsführer des Zukunftsfonds Heilbronn und Moderator der Veranstaltung „Start-ups meet Grown-Ups“, war von der Resonanz überwältigt. „Wir sind keine geübten Event-Veranstalter. Wenn man mir im Januar gesagt hätte, dass wir 100 Teilnehmer bekommen, wäre ich hoch zufrieden gewesen.“ Dass der Zukunftsfonds und das baden-württembergische Wirtschaftsministerium mit der Zusammenarbeit mit Israels Start-up-Szene auf ein hochaktuelles Thema setzten, zeigte auch die Teilnahme an den 1:1-Pitches. Rund 100 Meetings gab es am Veranstaltungstag, weitere 160 am Tag darauf.
Von Digitalisierung, unternehmerischen Leistungen und leiser Selbstkritik
Auch das Programm der Veranstaltung überzeugte. „Gerade Corona hat uns gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung ist“, sagte Hildegard Müller, Präsidentin Deutsch-Israelische Wirtschaftsvereinigung in ihrer kurzen Ansprache. Harald Unkelbach, Präsident der IHK Heilbronn-Franken und ehemaliger Würth-Vorstandschef verwies auf die zahlreichen baden-württembergischen Erfolgsgeschichten, lies aber durchblicken, dass er durchaus auch Defizite sehe, zum Beispiel rund um Software-Themen. „Wir haben viele fähige Leute an das Silicon Valley verloren. Ungefähr 60.000 Deutsche leben heute dort“, erklärte Unkelbach, der die Kooperation mit der israelischen Start-up-Szene sehr begrüßte. „Lasst uns unser Wissen und unsere Ideen teilen. Vielleicht treffen wir uns in Tel Aviv“.
Einer, der 2019 aus dem Silicon Valley in seine Heimatstand zurückfand, ist Oliver Hanisch. Heute leitet er das Entrepreneurship- und Innovationszentrum „Campus Founder“ auf dem Bildungscampus der Dieter Schwarz Stiftung in Heilbronn. Sein Ziel: Studierenden unternehmerische Denke nahebringen und Unternehmensgründungen anregen.
Von der im vergangenen Jahr ins Leben gerufenen Kooperation in Form einer Wirtschaftsrepräsentanz überzeugt ist auch Nicole Hoffmeister-Kraut, Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg. Sie sieht riesige Potenziale, wenn man Israel und Baden-Württemberg noch enger zusammenbringt. „Das heutige Event kann eine Blaupause für viele weitere Veranstaltungen und Kooperationen sein“, blickte die Wirtschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg bereits weiter nach vorne.
Die 7 C’s der Startup-Republik Israel
Warum Israel zu dieser Start-up-Nation, die es heute ist, gereift ist, wusste Grisha Alroi-Arloser, der Chef der Außenhandelskammer Israels, zu berichten und benannte seine 7 C’s des Erfolges: Compactness (nur 9,3 Mio. Einwohner), Climate, Conflict (Durch die Konflikte sind wir gezwungen permanent innovativ zu sein, unter anderem bei der Digitalisierung), Cleverness (sehr hohe Akademikerquote), Culture (Culture of Risk-Takeness und kein Sie, nur ein Du, das gibt Nähe, keine Distanz), Chuzpe und Capital. „Es gibt viel, was beide Seiten voneinander lernen können. Eine Zusammenarbeit kann beide Seiten besser machen. Israelis können Deutsche lernen zu fliegen, Deutsche können Israelis lernen zu landen!“, schloss Alroi-Arloser seine Keynote.
Pitches von Mittelständlern und Start-ups
Anschließend wurden die Grundsteine für das Networking gelegt. Acht baden-württembergische Unternehmen präsentierten sich und ihre Visionen für die mögliche Zusammenarbeit mit Start-ups – kurzweilig moderiert von der in Deutschland aufgewachsenen Charme Rykower von der AHK in Tel Aviv.
„Wir brauchen eine interne Innovationskultur, hierzu benötigen wir auch die Hilfe von Start-ups“, sagte Jochen Adelmann Direktor, Unternehmensplanung und Vertriebsplanung bei Mahle, und fügte an „Wir sind auf der Suche nach Start-ups weltweit, wir sind für alle Collaborations offen, ob Beteiligung, Kooperation, etc.?“
Heute bereits mit einer Niederlassung in Tel Aviv vertreten ist Robert Bosch Venture Capital. Philip Rose, Managing Director des Venture-Arms baut auf Win-win-Partnerships zwischen Bosch und Startups.
Timo Gessmann, CTO von Schunk, wirft sein starkes Netzwerk und die riesige Sales Organisation seines Unternehmens in die virtuelle Waagschale: „Wir können Ihre Technologie und unsere Kunden zusammenbringen. Wir möchten gemeinsam mit Ihnen unsere Zukunft formen“.
Darüber hinaus präsentierten Mimy Wan, Sustainability Consultant von pre zero, Benjamin Junghans, Senior Investment Manager, Stihl Digital, Alexander Schmidt, Managing Director Dquadrat – Wolff & Müller, Sigrid Rögner, Head of Business Innovation bei IDS, sowie Bastian King, Managing Director Marketing Systems bei Schwarz IT, ihre Unternehmen. Im Anschluss daran stellten zahlreiche Start-ups aus Israel ihre Geschäftsmodelle und Technologien vor und warben aktiv um eine Zusammenarbeit.
Fortsetzung in sechs Monaten?
Tom Villinger war nach dem dreistündigen Event voll des Lobes und hochmotiviert: „Mittelständler und Start-ups haben heute unmissverständlich klar gemacht, dass sie sehr an einer noch intensiveren Zusammenarbeit interessiert sind. Wir überlegen das Event in rund sechs Monaten zu wiederholen – vielleicht auch hier in Heilbronn.“