Digital aufgestellte Unternehmen sind starke Unternehmen. Für die erforderlichen Investitionen benötigen sie Kapital. Venture Capital ist ein wichtiger Beitrag für einen innovativen Standort.
Innovationskraft gilt als Gradmesser für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum – von Unternehmen und von ganzen Volkswirtschaften. Gerade junge Unternehmen und Start-ups verwirklichen innovative Geschäftsmodelle. Auch mittelständische Unternehmen forschen und entwickeln neue Technologien und Produkte, wodurch sich etliche zu sogenannten Hidden Champions in ihrer Branche entwickelt haben.
Wachstumspotenzial und Resilienz
Im Fokus der Innovationen steht dabei derzeit die Digitalisierung. Diejenigen Unternehmen stehen am besten da, die sich diesem Megatrend aktiv stellen. Dabei geht es um mehr als Onlineshops, Homeoffice und Videokonferenzen. Die Stichworte sind digital vernetzte Systeme und Produktionsprozesse, Industrie 4.0, Big Data, künstliche Intelligenz und Augmented Reality, beispielsweise im Kundendienst. Kein Unternehmensbereich bleibt bei der digitalen Transformation außen vor, auch Marketing und Vertrieb sowie die Lieferketten im Einkauf sind betroffen. Digitalisierte Unternehmen verfügen nicht nur über Wachstumspotenzial, sondern auch über Resilienz. Bereits die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 überstanden hoch digitalisierte Unternehmen besser. Sie agieren effizienter, können ihre Prozesse leichter anpassen und dadurch starke Produktivitätsrückgänge verhindern.
Corona-Pandemie als Treiber digitaler Transformation
In einer im April veröffentlichten Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom gaben 95% der befragten Industrieunternehmen an, dass die Digitalisierung in ihrem Unternehmen während der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Bei sechs von zehn Unternehmen helfen digitale Technologien, die Krise zu bewältigen – und drei Viertel (77%) haben festgestellt, dass Unternehmen, deren Geschäftsmodell bereits digitalisiert ist, besser durch die Pandemie kommen. Eine Sonderbefragung des KfW-Mittelstandspanels vom Juni 2020 bestätigte, dass auch mittelständische Unternehmen verstärkt mit Innovationen auf die Corona-Krise reagieren. 27% der Unternehmen haben aufgrund der Krise Produkt-, Prozess- oder Geschäftsmodellinnovationen eingeführt. Einschließlich der Unternehmen, die dies noch planen, beläuft sich dieser Anteil auf 43%. Dies belegt, dass die COVID-19-Pandemie ein kräftiger Treiber der digitalen Transformation ist. Sie hat die bestehenden Digitalisierungsdefizite deutlich sichtbar gemacht – sei es an den Schulen, im Gesundheitswesen oder eben in Produktion oder Vertrieb in Unternehmen. Gleichzeitig hat sie der deutschen Wirtschaft zu einem Digitalisierungsschub verholfen.
Mehr Venture Capital nötig
Insbesondere Start-ups konzentrieren sich voll und ganz darauf, innovative digitale Lösungen für Probleme zu entwickeln, die früher vielleicht noch gar nicht existiert haben. Große Unternehmen, Universitäten und andere Institutionen sind auf diese innovativen Ideen angewiesen, um die neue Normalität jetzt und nach dem Ende der Pandemie bewältigen zu können. Dafür brauchen Unternehmen die passende Finanzierung – ob Start-up oder sich digital transformierender Mittelständler. Beteiligungskapital kann für viele die passende Lösung sein. Das Problem fehlender Eigenkapital-Finanzmittel trat in Deutschland früher vor allem bei Seed-Finanzierungen zutage. Mittlerweile sind auch spätere Finanzierungsrunden, die in der Regel auch einen größeren Finanzbedarf decken, vermehrt davon betroffen. Zu dieser Verschiebung beigetragen hat laut KfW Venture Capital Studie 2020 die zunehmende Bedeutung der digitalen Wirtschaft: Denn digitale Start-ups bedürfen einer schnellen Skalierung, für die größere Wagniskapitalinvestitionen notwendig sind. In den USA sind Venture Capital-Investoren auf die besonderen Bedarfe digitaler Start-ups eingestellt; in Deutschland steht dieser Entwicklungsschritt noch an. Die Bundesregierung adressiert die noch vorhandenen Defizite der Kapitalbereitstellung mit dem angekündigten Beteiligungsfonds für Zukunftstechnologien, dem sogenannten Zukunftsfonds.
NRW bietet Frühphasenfinanzierung
In NRW gibt es je nach Wachstumsphase passende Angebote. Das Programm „NRW.SeedCap“ richtet sich beispielsweise speziell an digitale Tech-Start-ups und wurde aus aktuellem Anlass an die Anforderungen durch die Pandemie angepasst. Durch die Corona-Krise nachweislich beeinträchtigte Unternehmen, die nicht älter als 36 Monate sind, können bis zu einem Maximalbetrag von 200.000 EUR mit Eigenkapital unterstützt werden. Das Start-up Taxy.io hat die Förderung beispielsweise in Anspruch genommen, bei der die NRW.Bank das investierte Beteiligungskapital verdoppelt. Das junge Unternehmen aus Aachen, das die Steuerberatungsbranche digitalisiert, hat ein Online-Tool entwickelt, das in Zeiten der Corona-Pandemie angebotene Hilfsmaßnahmen bündelt. Das Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie digitale Innovationen in der Corona-Pandemie an Fahrt aufnehmen und ganz konkret bei der Überwindung der wirtschaftlichen Auswirkungen helfen können. Für die Seed-Phase gibt es zudem mehrere regional ausgerichtete Fonds. In fünf dieser Fonds ist die NRW.Bank Cornerstone-Investor. In der weiteren Wachstumsphase investiert der „NRW.BANK.Venture Fonds“ als Minderheitsinvestor in besonders wachstumsstarke, innovative, junge Unternehmen.
Ausblick
Die Digitalisierung fordert Unternehmen und Investoren jedoch gleichermaßen heraus. Um diese in ihren vielschichtigen Dimensionen zu beleuchten, lautet das Motto der von der NRW.Bank organisierten 15. Private Equity-Konferenz NRW „Venture Capital als Treibstoff für die Digitalisierung“. Deutschlandweit zählt sie zu den größten Veranstaltungen zu diesem Thema. Hier treffen etablierte Unternehmen und Gründer auf kompetente Berater und starke Kapitalgeber. Neben Expertenbeiträgen und Podiumsdiskussionen zu Marktperspektiven und zukunftsfähigen Investments bietet die Konferenz auch einen Venture Capital-Marktplatz mit Live-Chat-Möglichkeiten sowie Pitches spannender Start-ups. Die Konferenz selbst ist Teil des allgemeinen Digitalisierungsschubs. Erneut wird sie in diesem Jahr digital abgehalten. Aufgrund der Corona-Einschränkungen fand die Private Equity-Konferenz NRW im vergangenen Jahr erstmals kurzfristig als Online-Veranstaltung statt. Das Format war ein voller Erfolg – mehr als 600 Teilnehmer waren virtuell dabei. In diesem Jahr wird ein ähnlich großer Teilnehmerkreis erwartet, dem die Bedeutung von Beteiligungskapital bei der Finanzierung von Innovationen und neuen digitalen Geschäftsmodellen aufgezeigt wird. Nur wenn gute Geschäftsideen die passende Finanzierung finden, behält der Wirtschaftsstandort Deutschland seine international herausragende Wettbewerbsposition. Und starke Unternehmen sorgen durch Arbeitsplätze und Steuerzahlungen für Lebensqualität in der Region.
Das kostenfreie Corona-Tool der Taxy.io ermittelt für jeden Einzelfall die passende Unterstützung. Über Links werden Informationen zu Antragsformularen, weiterführenden Informationen und relevanten Ansprechpartnern bereitgestellt.
–> Lesen Sie mehr von Michael Stölting