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Corporate Sponsored Funds (CSFs) sind eine interessante Kapitalbeschaffungsmöglichkeit für Unternehmen, die in neue Technologien wie etwa erneuerbare Energien investieren möchten.
Mehr privates Kapital in Europa und USA
Über das letzte Jahrzehnt ist der Markt für privates Kapital in Europa, wie auch in den USA und in anderen Ländern, erheblich gewachsen. Investoren haben sich in nahezu allen Asset-Kategorien stärker engagiert. Aktuell verfolgen Investoren vermehrt die Möglichkeiten, die sich ihnen in den Bereichen neuer Technologien bieten. Im Vordergrund stehen dabei Bereiche, die in besonderem Maße für Nachhaltigkeit stehen, wie bspw. erneuerbare Energien. Ursprünglich wurde der Markt für privates Kapital als Domäne von Private Equity- und Venture Capital-Häusern gesehen. Doch CSFs bieten nun auch Unternehmen die Möglichkeit, auf vergleichbare Weise wie Private Equity Fonds Kapital einzusammeln und strategisch zu investieren.
Was ist ein CSF?
Einfach ausgedrückt ist ein CSF ein privater Fonds, der von einem Unternehmen aufgesetzt und verwaltet wird, dessen Kerngeschäft nicht die Vermögensverwaltung ist, also etwa einem Energie- oder Industrieunternehmen. Typischerweise setzt das Unternehmen ein im eigenen Haus bereits bestehendes Investment-Team ein und gründet mit diesem Team eine neue regulierte Einheit, die den neu errichteten Fonds verwaltet oder berät. In einen CSF investieren dann üblicherweise erfahrene Fondsinvestoren wie Staatsfonds, große Pensionsfonds und andere institutionelle Anleger. Das Unternehmen kann dabei sicherstellen, dass die Investitionsstrategie des CSF mit den Unternehmenszielen übereinstimmt, z.B. Investitionen in Technologien für erneuerbare Energien oder den Erwerb von Grundstücken für Wind- und Solarparks.
Wo liegt der Nutzen für das Unternehmen?
Für ein Unternehmen stellt sich die Herausforderung, das strategische Bedürfnis nach Investitionen in neue Bereiche oder Technologien einerseits und Finanzierungs- und Bilanzaspekte andererseits angemessen auszubalancieren. Bei traditionellen Formen der Unternehmensfinanzierung, wie z.B. Aktien- oder Anleiheemissionen, entstehen Kosten für das Unternehmen. Neben anfallenden Gebühren kommt es etwa zu einer Verwässerung der Beteiligungsverhältnisse oder einer Zunahme der Verschuldung in der Unternehmensbilanz. Im Gegensatz dazu ist ein CSF wie jeder private Fonds darauf ausgelegt, für das Unternehmen – über den „eigenen“ Fondsverwalter – eine neue Einnahmequelle in Form der Verwaltungsgebühr und der leistungsabhängigen Vergütung zu schaffen.
Darüber hinaus kann ein CSF für Investitionen in Bereiche verwendet werden, die für das Unternehmen von besonderem Interesse sind oder einen besonderen Anreiz haben.
Insgesamt ist ein CSF ein flexibles Werkzeug für eine ganze Reihe von strategischen Unternehmenszielen. Denn mit ihm können nicht nur die Entwicklungsbedürfnisse des Unternehmens im weiteren Sinne, sondern etwa auch und vor allem besonders im Fokus stehende Wachstumsbereiche gezielt verfolgt werden.
Welchen Anreiz haben die Investoren?
Für Investoren liegt ein besonderer Anreiz darin, dass der CSF durch das Unternehmen und dessen bestehende Marktposition und -kenntnis das Potenzial für einen anspruchsvollen, eigenen Deal-Flow hat. Den Investoren bietet sich zudem die Möglichkeit, über den CSF in einen speziellen Bereich zu investieren, der ohne CSF als integraler Bestandteil des Gesamtunternehmens für ein gezieltes Investment gar nicht verfügbar wäre.
Darüber hinaus vermittelt ein gut strukturierter CSF den Investoren einen zielgerichteten Zugang zu Strategien, die für traditionelle Private Equity- oder Venture Capital-Häuser schwerer zugänglich sind.
Welche Branchen sind im Fokus?
CSFs eignen sich besonders für Industrien und Sektoren, die durch großvolumigen Kapitalbedarf, besondere Deal-Flow-Strukturen und Dienstleistungen von Experten gekennzeichnet sind. Dazu gehören unter anderem traditionelle und erneuerbare Energien, Infrastruktur, Automotive, die Finanzbranche und die Bereiche Pharma, Luft- und Raumfahrt, Telekommunikation und Verteidigung.
Insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien geht es für die Unternehmen oft um Großprojekte, die einen langfristigen, stetigen Kapitaleinsatz erfordern. Die Unternehmen verfügen regelmäßig über eine erhebliche eigene Expertise hinsichtlich aller wesentlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Planung, Entwicklung und Durchführung solcher Projekte. Dabei steht und fällt die Möglichkeit zur Projektumsetzung oft mit der Finanzierung. Bei der Finanzierung von Vermögensstrategien durch ein Unternehmen geht es normalerweise darum, die Finanzierungskosten aus dem Cashflow der Vermögenswerte zu decken. Investitionen etwa in erneuerbare Energien erzeugen jedoch anfänglich keine ausreichenden Cash Flows, um diese Investitionen für Unternehmen tragfähig zu machen, unabhängig davon, ob herkömmliche Fremdfinanzierungen oder Eigenkapital eingesetzt werden. Im Gegensatz dazu ist es möglich, einen CSF durch gezielte Strukturierung so aufzusetzen, dass solche Finanzierungsschwierigkeiten überwunden werden.
Solche Projekte sind oft auch attraktiv für „neuere“ Investoren im Markt wie etwa Staatsfonds. Viele Staatsfonds bilden in ihren Strategien die makroökonomische Verlagerung von Investitionen in nachhaltige Bereiche ab, insbesondere in erneuerbare Energien. Diese Investoren sind zudem auch in der Lage, ihr Kapital für die langfristigen Zeithorizonte zu binden, die solche Projekte typischerweise erfordern.
Ein wachsender Trend
CSFs sind regelmäßig Transaktionen im nicht-öffentlichen Bereich und somit tendenziell seltener Gegenstand der Berichterstattung. Sie bieten gleichwohl ein erhebliches transformatives Potenzial für Unternehmen in einer Reihe von unterschiedlichen Branchen und Ländern. Die Entwicklung von CSFs spiegelt wichtige Trends in der Welt der Vermögensverwaltung wider und zeigt die zunehmende Bedeutung von privatem Kapital.
Zu den Autoren:
Holger Hofmeister ist Partner in der Corporate/M&A Group im Frankfurter Büro von Skadden. Er berät Mandanten, darunter Unternehmen und Private Equity-Häuser, im Zusammenhang mit Unternehmenserwerben und -veräußerungen, öffentlichen Übernahmen, Joint Ventures und weiteren M&A-Themen sowie damit zusammenhängenden unternehmens- und kapitalmarktrechtlichen Aspekten.
Greg Norman ist Partner in der Investment Management Group im Londoner Büro von Skadden. Seine Praxistätigkeit umfasst die Beratung von Fonds-Managern und Investoren zur Strukturierung, Vermarktung, Errichtung und dem Betrieb von Investment-Fonds sowie die Beratung zu den damit verbundenen Regulierungsthemen.
Anna Rips ist Partnerin in der Investment Management Group im New Yorker Büro von Skadden. Sie vertritt Investmentberater im Zusammenhang mit der Strukturierung und dem Vertrieb von US- und internationalen privaten Angeboten von Investment-Fonds, darunter Hedge Fonds, Private Equity-Fonds, Hybrid-Fonds sowie Dachfonds und im Zusammenhang mit Managed Accounts, Fund-of-One-Fonds und Anlageberatungsverträgen.