„Wenn es ein Wetterbericht wäre, dann würde ich sagen: Es war sonnig, teilweise auch bewölkt“

Sommerinterview Teil 2: Mit Elena Tsoukka, KKA Partners

Elena Tsoukka, KKA Partners
„Wenn es ein Wetterbericht wäre, dann würde ich sagen: Es war sonnig, teilweise auch bewölkt“ - Sommerinterview mit Elena Tsoukka, KKA Partners

Bildnachweis: © iStock.com/Vadym Ilchenko / KKA Partners.

Nach anderthalb Jahren Coronapandemie hat sich vieles verändert: Neue Trends sind entstanden, Branchen stärker in den Fokus gerückt, die Arbeitswelt ist digitaler geworden. Es ist Zeit für ein erstes Fazit und einen Blick nach vorn. In den Sommerinterviews erzählen Persönlichkeiten aus der Private Equity- und Venture Capital-Branche von Fundraising- und Investmenterfahrungen, schätzen den aktuellen Markt ein und berichten von ihren Erwartungen für 2022.

VC-Magazin: Wie sieht ihr aktuelles Fazit nach anderthalb Jahren Coronapandemie für die Beteiligungsbranche aus?
Tsoukka: Wenn es ein Wetterbericht wäre, dann würde ich sagen: Es war sonnig, teilweise auch bewölkt. Auf der positiven Seite haben wir trotz der widrigen Umstände unser Team deutlich ausgebaut, einen zweiten Fonds lanciert und unsere Beteiligungen gestärkt und vermehrt. Auf der negativen Seite sind Reisebeschränkungen und fehlende Zeit auf der Fond-Investorenseite unsere größten Herausforderungen. 

VC Magazin: Welche Learnings nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Tsoukka: Uns hat eindeutig geholfen, dass wir über ein solides Netzwerk mit gestandenen Beziehungen verfügen und dass wir reichlich persönliche Erfahrung mitbringen, wenn es um den Umgang mit Ad-hoc-Krisen geht. Dadurch konnten wir agil sein und trotz der Umstände erfolgreich weiterkommen. 

VC-Magazin: Sie haben während der Pandemie Fundraising betrieben und konnten ein erfolgreiches First Closing für Ihren aktuellen Fonds erzielen. Welche Erfahrungen haben Sie aus dem Fundraising mitgenommen?
Tsoukka: Obwohl unser Ansatz, als leitbildgetriebenes Beteiligungshaus auf Technologisierung und Wachstum zu setzen, überall Zuspruch erhält, ist die Hürde zur Kapitalzusage in meiner Wahrnehmung nochmal höher geworden. Es braucht noch mehr Zeit und Durchhaltevermögen die immer konzentrierteren Investoren von sich zu überzeugen. Etablierte Fondshäuser erhalten vielleicht über reine Videokanäle Zusagen. Für uns sind viele Zusagen allerdings Erstzusagen und da braucht es einfach das persönliche Kennenlernen. 

VC Magazin: In welche Branchen und Geschäftsmodelle würden Sie derzeit persönlich investieren?
Tsoukka: Wir investieren 100% unserer Zeit und des liquiden Partnerkapitals in die KKA-Investitionen, sodass die Frage einfach zu beantworten ist: Ich würde genau dort anlegen, wo unser Fond investiert: Unternehmen mit etablierten Marktpositionen und cash-flow-positiven Geschäftsbereichen, denen wir durch unser Wachstumskapital zur Technologisierung, unsere Professionalisierung sowie durch strategische Denkanstöße zu erneutem oder beschleunigtem Wachstum verhelfen können. Dias schaffen wir besonders erfolgreich im Gesundheitswesen, im Dienstleistungssektor und in Unternehmen im Bereich Smart Industries. 

VC Magazin: Wie stufen Sie das derzeitige Preisniveau am Markt ein?
Tsoukka: Die Bewertung von stark wachsenden oder Jung-Unternehmen ist aktuell häufig kaum logisch nachvollziehbar. Ich möchte das an dieser Stelle nicht im Detail bewerten, aber bei unseren eigenen Beteiligungen läuft das eher folgendermaßen ab: In unseren Investment-Komitees diskutieren wir die Bewertungsfrage für unsere Unternehmen sehr intensiv in einer frühen Phase der Transaktion. Sobald man sich aber mit den Gründern, Unternehmern oder Verkäufern auf einen hinreichenden „margin of safety“ geeinigt hat, arbeiten wir verstärkt an den Wertsteigerungsprogrammen, um sofort nach Vollzug der Transaktion loslegen zu können. Hierdurch schaffen wir es meist deutlich unter den Markt-Bewertungen einzusteigen, weil alle mitziehen und am späteren Erfolg erneut beteiligt sind. Das haben wir dieses Jahr nachweislich schon zweimal geschafft.

VC Magazin: Ein Blick in die Glaskugel: Wie schätzen Sie Ihr geschäftliches Umfeld im Sommer 2022 ein?
Tsoukka: Es wird voraussichtlich noch sonniger werden. Die Beschleunigung der Technologisierungstrends wird sich etabliert haben, der Schock ist erstmal aus den Wirtschaftssystemen heraus und die Finanzmärkte beginnen sich zu normalisieren. Es herrscht etwas weniger Unsicherheit und wir alle haben uns letztlich an das wiederkehrende Risiko einer SARS-CoV-Infektion gewöhnt. Noch wichtiger für uns als Team und Firma wird sein, dass sich die meisten Menschen auf dem Weg der Besserung befinden, d.h. wir verarbeiten das Trauma der Lockdowns und der Einschränkungen und der vermissten Menschen nach und nach. Das wird auch mehr Menschen zu der Erkenntnis bringen, dass es im Leben mehr Unwägbarkeiten und Überraschungen gibt, als wir angenommen haben. Dadurch wiederum wird das wirtschaftliche Handeln nach einem Leitbild – einem Purpose – und das Erzielen des berühmt berüchtigten “Impact” noch wichtiger.

 

Elena Tsoukka ist Head of Operations von KKA Partners. Vor ihrer Zeit bei KKA arbeitete sie als Private Banking Manager bei der Alpha Bank Group in London. Tsoukka absolvierte ihr Studium der Mathematik an der Queen Mary, University of London und hält das CFA Certificate in Investment Management. Zusätzlich schloss sie das Fintech Program der Said Business School, University of Oxford ab.