Das Private Equity Forum NRW wurde 1999 gegründet, seit 2001 saß Wolfgang Lubert dem Verein als Vorstandsvorsitzender vor. Im November übergab er das Amt an Natascha Grosser.
VC Magazin: Nach mehr als 20 Jahren haben Sie Ende November den Vorstandsvorsitz des Private Equity Forums (PEF) NRW übergeben. Was sind die Hintergründe?
Lubert: Meine Tätigkeit für das PEF erstreckt sich über 23 Jahre – zunächst als Mitgründer, dann als Finanzvorstand und ab 2002 als Vorsitzender. Ich war 36 Jahre alt, als ich 1998 den Verein mit aus der Taufe gehoben habe, und heute bin ich 59. Genau deswegen halte ich es für wichtig, dass das Ruder nun in andere Hände kommt und dadurch neue Impulse gesetzt, gegebenenfalls auch andere Richtungen eingeschlagen sowie zusätzliche Chancen und Potenziale erschlossen werden können.
VC Magazin: Frau Grosser, Sie wurden auf der Jahreshauptversammlung zur neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Was sind Ihre Pläne mit dem Private Equity Forum NRW?
Grosser: Zusammen mit meinen beiden Vorstandskollegen Hannes Hinteregger und Dr. Martin Hüttermann sowie dem verkleinerten Besitzerkreis des Vorstands – Christoph Büth, Mathias Renz, Marius Rosenberg, Maria Weiers und Leander Zerbach – hoffe ich, das Private Equity Forum wieder etwas visibler machen zu können, indem wir hoffentlich wieder mehr interessante Events veranstalten können, die die Mitglieder zum gegenseitigen Austausch nutzen und neuen interessierten Marktteilnehmern die Möglichkeit geben, interessante Kontakte zu knüpfen. Ob Corona uns im neuen Jahr nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht, bleibt natürlich abzuwarten. Im Moment sind wir dabei, den Verein etwas umstrukturieren, das heißt, jeder im engen als auch erweiterten Vorstand soll die Verantwortung für einen bestimmten Bereich übernehmen. Die genaue Aufgabenverteilung werden wir zeitnah in der ersten Vorstandssitzung in neuer Runde festlegen.
VC Magazin: Sie blicken auf eine langjährige gemeinsame Zeit im Private Equity Forum zurück. Was waren die Highlights, was die Tiefpunkte?
Lubert: Meine Highlights sind die Vielzahl an großartigen Veranstaltungen mit prominenten Gästen, wie zum Beispiel Ex-Außenminister Klaus Kinkel, der blinden Spitzensportlerin Verena Bentele, dem Arzt, Unternehmer und Visionär Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer oder der Entwicklungshelferin Stella Deetjen. Umso bedauerlicher, dass das Comeback dieser attraktiven Formate coronabedingt aktuell wieder mehr denn je in den Sternen steht.
Grosser: Highlights gab es eine Menge, da mir die Arbeit im Vorstand mit Wolfgang Lubert als Vorsitzenden von jeher Spaß gemacht hat. Ein kleiner „harter Kern“ aus dem alten Vorstand hat immer wieder tolle Ideen gehabt, die dann auch im PEF umgesetzt werden konnten. Meine persönlichen Highlights waren unter anderem der Mezzanine-Thementag 2010, für den es mir erstmalig gelungen war, mehrere Unternehmer, Bankenvertreter, Kollegen von WP- und Kanzleiseite als auch jemanden vom Wirtschaftsministerium des Landes als Referenten zu gewinnen, und dass das Interesse an der Veranstaltung so groß war, dass wir erstmals die dreistellige Teilnehmerzahl sprengten. Oder den Thementag „Gründen Frauen anders?“, der nicht nur durch seine Hauptprotagonistin eines Escort-Start-ups polarisierte, sehe ich als Highlight, bei dem wir als PEF auch Zündstoff für Diskussionen geboten haben. Letztlich erinnere ich mich gerne an das Projekt „Next Generation“, für das Hannes Hinteregger und ich die anfängliche Schirmherrschaft übernommen hatten und welches 2016 ins Leben gerufen wurde, da wir als PEF auch explizit den Nachwuchs ansprechen wollten. Bis dahin waren überwiegend Partner und Senior Associates bei den Veranstaltungen vertreten. Wir wollten aber bewusst den Berufsanfängern in der Branche eine Plattform geben, sich unabhängig von ihren jeweiligen Vorgesetzten zu vernetzen und auszutauschen. Mittlerweile hat sich hieraus eine unabhängige Community und ein eigenes Veranstaltungsformat unter dem Dach des PEF entwickelt. Die jungen Kollegen der Mitgliedsunternehmen übernehmen abwechselnd selbst die Organisation und stellen dabei tolle und interessante Events auf die Beine. Als Tiefpunkt kann ich eigentlich nur die letzten anderthalb Jahre bezeichnen, die es coronabedingt nahezu unmöglich gemacht haben, Veranstaltungen planbar auf die Beine zu stellen. Darunter hat natürlich auch das Networking gelitten. Aber das kann ja hoffentlich nur wieder besser werden!
VC Magazin: Welche Erwartungen haben Sie an die neue Ampelkoalition mit Blick auf die Beteiligungskapitalbranche?
Grosser: Um ehrlich zu sein, habe ich überhaupt keine Erwartungen. Erwartungen werden meist nur enttäuscht. Im Koalitionsvertrag wurden jedenfalls die vollmundigen Vereinbarungen des Sondierungspapiers, dass die Start-up- und Gründerförderung gestärkt und Innovationsförderung und -finanzierung entbürokratisiert werden sollen, kaum konkretisiert. Die Branche hofft zudem seit Jahren auf das Private Equity-Gesetz, das den Private Equity-Erlass des BMF aus dem Jahr 2003 ablöst und einen verlässlichen Rechtsrahmen für die steuerliche Behandlung von Wagniskapital schafft. Ob sich hier endlich etwas tut, bleibt abzuwarten.
VC Magazin: Wie sehen Sie die Private Equity-Szene in NRW für die Zukunft aufgestellt?
Grosser: Ich glaube, die Private Equity-Szene insgesamt ist recht gut aufgestellt. Private Equity-Fonds haben die Corona-Krise nicht nur für die Entwicklung von bestehenden Portfoliounternehmen, sondern auch in nicht unerheblichem Maße für Zukäufe genutzt. Gerade in Krisenzeiten kann privates Kapital ein Unternehmen sehr schnell verändern. Die zunehmende Digitalisierung ist für die Private Equity-Szene bereits ein fester Bestandteil, sodass die Unternehmen, in die investiert wurde, wirtschaftlich gut aufgestellt sein dürften.
Natascha Grosser ist Rechtsanwältin und neu gewählte Vorstandsvorsitzende des Private Equity Forum NRW.
Wolfgang Lubert ist Geschäftsführer der EnjoyVenture Management GmbH und hat nach 19 Jahren Vorstandstätigkeit sein Amt im Private Equity Forum NRW abgegeben.