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17,4 Mrd. EUR wurden im letzten Jahr in deutsche Start-ups investiert. Damit stieg der Gesamtwert der Wagniskapitalinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr um 229 % (2020: 5,3 Mrd. EUR). Zu diesem Ergebnis kam die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) in ihrem aktuellen Startup-Barometer. „Die Pandemie erweist sich immer mehr als Katalysator für einen regelrechten Startup-Finanzierungsboom“, sagt Dr. Thomas Prüver, Partner bei EY.
Berlin und Bayern erneut Hotspot
Auch die Anzahl der Finanzierungsrunden erlebte mit 1160 ein neues Hoch und damit einen Anstieg von 56 %. Während es im Jahr 2020 acht Großdeals gab, stieg die Zahl 2021 auf 33. Regional gesehen sind nach wie vor Berlin und Bayern die deutschen Start-up-Hotspots. Berliner Unternehmen erhielten 10,5 Mrd. EUR. An bayerische Unternehmen gingen 4,4 Mrd. EUR. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 3,1 Mrd. EUR bzw. 1,5 Mrd. EUR. Die Berliner Start-up-Szene kommt damit auf einen Marktanteil von 60 %, Bayern auf 26 %. In Baden-Württemberg wurden knapp 600 Mio. EUR investiert, in Nordrhein-Westfalen 566 Mio. EUR und in Hamburg 459 Mio. EUR. Im vergangenen Jahr betrug in Berlin die durchschnittliche Investitionssumme pro Finanzierungsrunde 21 Mio. EUR, in Bayern 19 Mio. EUR, in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen acht bzw. sechs Millionen Euro. In allen größeren deutschen Startup-Standorten erhöhte sich nicht nur das Investitionsvolumen, sondern auch die Zahl der Investitionsrunden stieg: In Berlin wurde kletterte das Volumen um 60 % auf 503, in Bayern um 30 % auf 228, in NRW um 63 % auf 101. Eine überdurchschnittlich positive Entwicklung verzeichneten Baden-Württemberg und Niedersachsen: Die Zahl der Finanzierungen in Baden-Württemberg stieg um 115 % auf 73. In Niedersachsen fand eine Versechsfachung auf 44 Transaktionen statt.
Software und E-Commerce: Gewinner in 2021
Wie im Vorjahr gab es 2021 im Bereich Software und Analytics die meisten Finanzierungsrunden: Die Zahl lag mit 393 jedoch höher als im Vorjahr (232 Deals). Das Investitionsvolumen hat sich von 1,0 auf 3,6 Mrd. EUR fast vervierfacht. Mehr Kapital ging an FinTech/InsurTech-Unternehmen, die insgesamt 3,8 Mrd. EUR (Vorjahr: 0,6 Mrd. EUR) erhielten. In E-Commerce-Start-ups wurden 3,7 Mrd. EUR investiert (Vorjahr: 1,0 Mrd. EUR).
Immer mehr Einhörner
Die größte Transaktion in Deutschland war die 861 Mio. EUR schwere Finanzierung des Berliner Lieferdienstes Gorillas im September. Auf Platz folgt die Investition in Höhe von 830 Mio. EUR an Celonis, einem in München ansässigen Anbieter von Process-Mining Software, die im Juni stattfand. Platz 3 und 4 belegen N26 und Trade Republic – zwei Berliner FinTechs, die im Oktober 775 Mio, EUR bzw. im Mai 747 Mio. EUR erhielten. Insgesamt waren es acht Finanzierungsrunden, bei denen jeweils mehr als 500 Mio. EUR an die jeweiligen Unternehmen ging. Im Vorjahr gab es keine Transaktion in dieser Höhe, 2019 nur eine. Mit den zunehmenden Mega-Transaktionen steigt auch die Zahl der Einhörner. “Viel spricht dafür, dass die Entwicklung im Jahr 2022 ähnlich dynamisch verlaufen wird“, sagt Prüver.