Bildnachweis: (c) The Stryze Group.
In 24 Monaten zum Millionär. Das können die wenigsten Amazon-Händler aus eigener Kraft erreichen. Außer, sie erzielen einen Jahresgewinn von mindestens 200.000 Euro – und werden dann von Sebastian Funkes The Stryze Group aufgekauft. Das Berliner Start-up, das er Ende 2020 gemeinsam mit Mark Hartmann (Strategischer Berater), Sascha Krause (COO) und Taro Niggemann (CFO, Head of M&A) gegründet hat, setzt auf Direct-to-Consumer-Brands (D2C) und erwirbt andere Amazon-Händler.
Sein Geschäftsmodell bezeichnet CEO Funke als eine neue Art Procter & Gamble der Markenwelt. Die Firma hat zwei Standbeine, wie er erklärt: „Wir entwickeln eigene Marken und verkaufen die Produkte über Amazon und Social Media-Kanäle direkt an die Endkunden. Und wir erwerben solche Marken anderer, bereits etablierter Anbieter und bauen diese dann aus.“ Dabei kümmert sich das 100-köpfige Stryze-Team um die gesamte Wertschöpfungskette der Produkte: von der Konzeption, Produktion, Vermarktung bis zur Logistik.
Stryze fährt zweigleisig – und das gleich zweimal
Aus diesem naheliegenden Prinzip ist erst in den vergangenen anderthalb Jahren eine milliardenschwere Branche entstanden, wie so oft von den USA ausgehend. Vorher waren die Powerseller zwar höchst erfolgreich, aber nicht als Aufkaufobjekte interessant. Allein Stryze – aus ManuCo hervorgegangen – haben Investoren nur vier Monate nach dem Start mit 100 Millionen Euro finanziert, mit denen das Unternehmen nun in weitere Erfolgsfirmen einsteigt. Dabei fährt Stryze zweigleisig, was gleichzeitig das Risiko minimieren soll: Mit eigenen Produkten wächst das Start-up organisch. Die massiven Zukäufe – allein über 30 Händler im vergangenen Jahr – stehen für anorganisches Wachstum. Auf diese Weise hat Stryze Dutzende Unternehmen erworben, darunter den Haustierzubehörhändler Bella & Balu, die Campingfirma Outdoor Panda, Holi Natural, die Nahrungsergänzungsmittel vertreiben, oder Heynna – Premium-Küchenutensilien im minimalistischen Design.
Obendrein ist der Verkauf der Produkte an die Endkunden ebenfalls zweigeteilt, wie der 41-Jährige in einem Interview erläuterte: „Im Gegensatz zur Konkurrenz trennen wir strikt zwischen Amazon-Handel und ähnlichen Plattformen (Pull Marketing) sowie Facebook und Social-Media-Kanälen (Push Marketing). Wir glauben, dass eine Marke am Ende nur auf der einen oder der anderen Plattform erfolgreich sein kann, da die Kanäle in puncto Positionierung, Pricing oder Wahrnehmung der Marke vollkommen unterschiedlich funktionieren.“
Seit Jahrzehnten Unternehmer
Stryze ist auf Einhornkurs. Dabei ist das Start-up beileibe nicht Funkes erstes Erfolgsunternehmen. Der Familienvater (zwei Töchter) ist seit 15 Jahren im Start-up-Business aktiv und hat bereits zehn E-Commerce-, Social-Commerce-, FinTech-, ProTech- und Gaming-Unternehmen mitbegleitet – in unterschiedlichen, nicht immer operativen Rollen: „Teilweise habe ich auch nur Ideen beigesteuert oder als Kapital und Netzwerkgeber agiert.“ Nach zehn Jahren E-Commerce und Amazon-Business hat er Ende 2020 mit seinen Weggefährten Hartmann, Niggemann und Krause die Stryze Group gegründet: „Wir haben festgestellt, dass einzelne Händler und Shops im Wettbewerb nicht überlebensfähig sind und die Rahmenbedingungen zu komplex geworden sind.“ Für ihn folgte daraus die Erkenntnis, dass man nur als großer Player langfristig und nachhaltig erfolgreich sein kann – so wie Stryze. „Um im härter werdenden E-Commerce Geschäft wettbewerbsfähig zu wachsen und auf Plattformen, wie Amazon Sichtbarkeit erzeugen zu können, braucht man hohe Liquidität und eine eigene Infrastruktur entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Idee über die Produktion bis zum Versand.“ Die Investoren Alstin Capital, Upper90 und eine Stiftung sahen das genauso.
Das Vierer-Erfolgsteam
Funke legt großen Wert auf das Team. Die Co-Founder, das weitere Management und das operative Team sind für den Erfolg extrem wichtig. Seine Gründerkollegen verfügen alle selbst über jahrelange E-Commerce-Erfahrung und waren erfolgreiche Amazon-Seller. Fachlich ergänzen sie sich bestens: Niggemann war unter anderem bei Goldman Sachs für M&A tätig, sodass er auch bei Stryze diesen Bereich verantwortet. Krause ist absoluter Amazon-Kenner und Hartmann versteht besonders was von Company Building, war früher bei Project A Ventures. Gemeinsam fahnden sie ständig nach neuen eigenen Produktideen – und Übernahmeobjekten. Hier konkrete Namen zu nennen, wäre höchst unklug. Bekannt ist aber: Systematisch beobachtet Stryze aktive und werdende Händler und deren Shops. „Wir schauen – auch mit Hilfe ausgefeilter Tools – auf Listings und Nischen, analysieren Chancen, Entwicklungspotenziale und Suchvolumen.“ Das Wesentliche für ihn: Eine Marke muss sich weiterentwickeln und skalieren lassen, und zwar besonders durch die Erweiterung der Produktpalette und im Ausland. Und wo sieht Funke Stryze in fünf Jahren? „Wir wollen das weltweit führende D2C-Markenpowerhouse sein“, sagt er. Ideen, Team und Kapital – um dieses Ziel zu erreichen, ist derzeit alles da.