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Einen “echten Impuls für die Gründerszene” hat Bundesfinanzminister Christian Lindner am Dienstagabend gemeinsam mit seinem französischen Amtskollegen Bruno le Maire in Paris verkündet. Gemeint ist die European Tech Champions Initiative (ETCI), an der sich Deutschland und Frankreich mit jeweils 1 Mrd. EUR beteiligen werden. Die deutschen Gelder stammen aus dem Zukunftsfonds, der insgesamt 10 Mrd. EUR umfasst. Ziel soll sein, mit der Förderung europäischer Tech-Start-ups mehr Unabhängigkeit von Unternehmen aus den USA und Asien zu erlangen.
Wachstumsfinanzierungen in Europa fördern
Die paneuropäische Initiative soll Wachstumsfinanzierungen anschieben und dabei auch privates Kapital mobilisieren. „Es geht darum, bessere Anreize zu schaffen, damit privates Kapital tatsächlich in großem Maßstab in potenzielle globale Champions fließen kann“, so Lindner auf der Konferenz zur digitalen Souveränität, zu der auch wefox-Gründer und CEO Julian Teicke sowie die Investoren Zoé Fabian von Eurazeo und Klaus Hommels von Lake Star gemeinsam mit dem Minister angereist waren. Lindner diagnostizierte einen “Rückstand bei den Champions von morgen” sowie eine “offene Flanke” bei Wagniskapitalinvestments. Mit der ETCI als Dachfonds, gemanaged vom Europäische Investitionsfonds EIF, soll Kapital in Europa gebündelt werden, um künftig Anschlussfinanzierung von ausländischen Fonds oder auch Übernahmen aus dem Ausland zu vermeiden. Damit verbunden sei oftmals ein Wechsel des Unternehmenssitzes, so der Bundesfinanzminister. „Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist das nicht akzeptabel.“
Branchenverbände befürworten Initiative
Die deutschen Branchenverbände für Start-ups und Beteiligungsgesellschaften begrüßen die Initiative. Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) sieht in dem europäischen Schulterschluss zwischen Frankreich und Deutschland ein wichtiges Aufbruchsignal. “Die ETCI kann den europäischen Technologiestandort auf ein neues Niveau heben und Wohlstand sowie Arbeitsplätze in Europa sichern und neu schaffen. Wir hoffen, dass viele deutsche Start-ups und Venture Capital Gesellschaften von dieser Initiative profitieren und einen wichtigen Beitrag zur europäischen Souveränität liefern“, so Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK. Der Start-up-Verband bewertet die ETCI als Booster für das Start-up-Ökosystem in Europa. “Damit die Wertschöpfung von erfolgreichen europäischen Startups und Scaleups dauerhaft in Europa bleibt, ist es unbedingt erforderlich, dass gerade auch in der kapitalintensiven Wachstumsphase hinreichend Wagniskapital aus Europa zur Verfügung steht. Aktuell besteht hier ein erkennbares Defizit. Die ETCI setzt mit ihrer Ausrichtung auf eben diese Wachstumsphase hier konsequent an. Das wird helfen, globale Tech-Champions „Made in Europe“ hervorzubringen und damit den Gründungsstandort Europa insgesamt stärken”, sagt Christoph J. Stresing, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutsche Startups.
Weitere europäische Staaten sollen folgen
Eine Arbeitsgruppe des EIF wird den Auftrag zur Ausgestaltung des Dachfonds erhalten. Mit zehn bis 20 Fonds mit einem Mindestwert von 1 Mrd. EUR sollen in den nächsten Jahren mehr Wachstumsfinanzierungen angeschoben werden, sodass bis 2030 zehn Tech-Unternehmen mit einem Unternehmenswert von mehr als 100 Mrd. EUR entstehen. Frankreich stellt laut Präsident Emanuel Macron 3,5 Mrd. EUR bereit. An der Initiative beteiligen sich auch Dänemark, Estland, Griechenland, Spanien, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal, Rumänien, Finnland und Schweden, die allesamt ihre Commitments in den nächsten Wochen bekannt geben wollen.