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Der European Venture Sentiment Index (EVSI) von Venionaire Capital basiert auf den Rückmeldungen erfahrener Investor*innen aus den Bereichen Business Angels, Venture Capital und Family Offices in ganz Europa. Der Stimmungsindikator deutet auf zunehmende Übertreibungen des Marktes hin und zeigt immer mehr Skepsis seitens der Investor*innen.
Prognose für 2022: Gesunde Korrektur zu erwarten
Im jüngsten Befragungszeitraum (Q4/2021) zeigt der EVSI wieder eine deutliche Diskrepanz zwischen den Erwartungen des Vorquartals und dem aktuellen Index: Die Investor:innen schätzten die heutige Lage vor drei Monaten also schlechter ein als bei der jüngsten Befragung. Die Spanne zwischen dem tatsächlichen Index und dem Indexausblick bleibt nun schon drei Quartale in Folge relativ groß, was auf eine zunehmende Vorsicht der Anleger hindeutet. Offenbar befürchten sie früher oder später einen Einbruch. Dies spiegelt sich auch in einem schwächeren Ausblick des Stimmungsindex für das erste Quartal 2022 wider.
„Wir sehen große Transaktionen und eine steigende Anzahl von europäischen Unicorn-Bewertungen in der gesamten Europäischen Union. Führende Investor*innen beginnen sich aber zu fragen, ob dies hauptsächlich dem billigen Geld geschuldet ist und ob die Qualität der heutigen Unicorns noch mit jener der Vorjahre vergleichbar ist. Aus unserer Sicht gibt es definitiv überhöhte Bewertungen, da sich Startups in frühen Entwicklungsphasen sehr ambitionierte Ziele gesetzt haben – dennoch kommen sie damit bis dato durch. Ich würde die Situation noch nicht als Blase bezeichnen. Aber das globale Phänomen des billigen Geldes wird mit höheren Zinssätzen zur Inflationsbekämpfung enden. Daher erwarte ich 2022 eine gesunde Korrektur“, analysiert Berthold Baurek-Karlic, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von Venionaire Capital.
Verdopplung der Unicorns
2021 war zweifellos ein rekordverdächtiges Jahr für europäisches Risikokapital. Indikatoren wie Investitionsvolumen, Anzahl der Deals, Mega-Deals und neue Unicorns erreichten Rekordstände. Auch bewies der europäische Risikokapitalmarkt in der Corona-Pandemie erneut seine Krisenresilienz. Die Analysten von Venionaire beobachteten viele erfolgreiche, große Finanzierungsrunden, die auf reges Interesse von Private Equity und institutionellen Investor:innen stießen. 2021 stieg die Anzahl der sog.Mega-Runden, also Deals über 100 Mio. USD, auf 307 gegenüber 98 im Jahr 2020. Auch verdoppelten sich die europäischen Unicorns (d.h. Unternehmen mit Bewertungen von über einer Milliarde Dollar) auf 150 Einhörner.
Wachsamkeit gegenüber schwindendem Interesse an Frühphasen-Investments
Im jüngsten Index Q4/2021 zeigen sich die Investmentprofis besonders wachsam gegenüber steigender Inflation, hohen Marktbewertungen, steigendem Wettbewerb um die besten Deals und schwindendem Interesse an Frühphasen-Investments. Erste Sorgen kommen auch rund um Lieferketten-Probleme und einen möglichen Einbruch des Wirtschaftswachstums auf. All das wird zur realen Bedrohung für die Märkte. „Aktienmärkte, Beteiligungskapital und Venture-Capital-Investments werden von diesen Makro-Effekten betroffen sein. Etablierte Platzhirsche im Risikokapitalmarkt sollten die Schwierigkeiten besser meistern, da ihre Fonds prall gefüllt sind. Neue Fonds werden es im Fundraising deutlich schwerer haben“, schließt Baurek-Karlic.
Dieser Artikel erschien zuerst auf unserer Schwesterpublikation starting-up.de.