Bildnachweis: © tutanota-app, © Tutao, © hannoverimpuls.
Das Hannoveraner Start-up Tutao hat die Verschlüsselungssoftware Tutanota entwickelt. Der Open Source-E-Mail-Dienst ist sicherer als etwa der von Google Mail und wird von Unternehmen und Einzelpersonen gleichermaßen genutzt.
Kennengelernt haben sich die beiden Informatiker Matthias Pfau und Arne Möhle während ihres Studiums an der privaten Fachhochschule für die Wirtschaft FHDW Hannover. Dort bemerkten sie, dass die Möglichkeiten zur Verschlüsselung von E-Mails nicht unbedingt vertrauenerweckend waren.
„E-Mails waren dazu da, um schnell Nachrichten von einer Person zur nächsten zu übermitteln. Das Thema Verschlüsselung stand seit Anbeginn dieses Übertragungsmediums nicht im Mittelpunkt“, so Pfau. Die beiden IT-Studenten begannen, sich mit Verschlüsselungstechniken zu beschäftigen, und beschlossen, eine eigene Software zu entwickeln. Es entstand Tutanota, eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, die sich auf E-Mails, Kalender und Adressbuch erstreckt. „Unser zentrales Anliegen ist es, die Massenüberwachung von Bürgerinnen und Bürgen sowie Wirtschaftsspionage zu verhindern. Bei Nutzung dieser Software können unbefugte Dritte nicht mehr mitlesen“, erzählt Pfau. „Darüber hinaus verfolgen oder scannen wir die Daten der Nutzer nicht. Das Private ist uns gewissermaßen heilig“, so der Gründer weiter.
Exist-Programm als Starthilfe
Die beiden Gründer starteten mit einem Exist-Gründerstipendium. Anfangs warben sie für ihre neue Verschlüsselungssoftware ganz ähnlich wie Wikipedia oder Thunderbird Spenden von den Nutzern ein, denen sie die Software kostenfrei zur Verfügung stellten. Inzwischen gibt es für Privatpersonen und Unternehmen jeweils drei verschiedene gebührenpflichtige Pakete. Nur noch für den privaten Gebrauch wird eine kostenlose Einsteigerversion zur Verfügung gestellt.
Daten sollen zukünftig in Deutschland bleiben
Die Hannover Beteiligungsfonds GmbH, eine Tochter der städtischen Wirtschaftsfördergesellschaft hannoverimpuls, stieg mit einer stillen Beteiligung ein. „Wir haben das Unternehmen in einer sehr frühen Phase mit seiner Technologie beobachtet, und so kam es schnell zu einem persönlichen Austausch“, sagt Reinhard Hinrichs, Geschäftsführer des Fonds. „Seit 2014 gehört das Start-up zu unserem Portfolio. In dieser Zeit haben wir die Gründer auch bei der Entwicklung ihrer eigenen Managementkompetenz begleitet.“ Die Zusammenarbeit ist erfolgreich, das Unternehmen auf Wachstumskurs. Der Umsatz befindet sich bereits in Millionenhöhe. Vor drei Jahren investierte die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft (MBG) Hannover weitere 500.000 EUR in das Unternehmen. Inzwischen hat das Unternehmen mehr als zwei Millionen Nutzer, darunter viele Privatkunden, Ärzte, Anwälte oder freie Schulen, die den E-Mail-Dienst vor allem wegen der einfachen Bedienbarkeit nutzen.
„Insbesondere die Themen einer einfachen und hochsicheren Ende-zu-Ende-Verschlüsselung haben in den letzten Jahren noch mehr an Bedeutung gewonnen, und mit Tutao sind wir auch für die Zukunft in diesem Segment gut aufgestellt“, so Hinrichs. Das Start-up will in den kommenden Jahren hauptsächlich in Deutschland weiter wachsen. „Die Daten müssen zukünftig in Deutschland bleiben, anstatt im globalen Nirwana zu verschwinden“, sagt Pfau. „Mit diesem Anspruch wollen wir auch unsere Software weiterentwickeln. Geplant ist unter anderem, Tutanota gegen Angriffe von Quantencomputern abzusichern sowie weitere Funktionalitäten wie beispielsweise eine Archivierungsfunktion für Unternehmen zu implementieren.“