Im engen Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft ist die Start-up-Szene in Bayern über die Jahre erwachsen geworden. In hoher Qualität und Menge reifen Technologien, Innovationen und Talente heran, die im Markt mittlerweile vielfach auf unternehmerisches Denken und relevantes Kapital treffen. Es ergibt sich Wachstumspotenzial in neuer Dimension: Mit Blick auf bereits global erfolgreiche bayerische Start-ups zielt die Branche auf mehr Weltmarktführer „made in Bavaria“.
Dank der gewachsenen Wirtschaftsstruktur, des breiten Angebots staatlicher Förderung und der starken Gründungsorientierung der Hochschulen und Forschungseinrichtungen spielt der Freistaat im Start-up-Ökosystem Deutschlands schon länger ganz vorne mit. Auch 2021 behauptete er sich mit 663 Start-up-Gründungen (+6,4%) und 228 Finanzierungsrunden (+30%) über insgesamt 4,4 Mrd. EUR (+294%) als zweiter Hotspot nach Berlin und weit vor anderen Standorten in Deutschland. Fast jedes fünfte Start-up siedelte sich zuletzt in Bayern an.
Industrielle Basis ebnet Weg für Kommerzialisierung von Innovationen
„Die starke wirtschaftliche Basis ist der große Standortvorteil, den Bayern hat. Daneben zahlt sich nun der lange Atem aus, den alle Akteure am Markt über die Jahre bewiesen haben: Techaffine Gründer finden hier den passenden Nährboden, Investoren aussichtsreiche Targets“, bestätigt Dr. Carsten Rudolph, Geschäftsführer des von der Landesregierung geförderten Netzwerks BayStartUp.
Die Initiative bringt mit verschiedenen Events und Angeboten die Szene zusammen und vermittelte seit 2015 über 377 Mio. EUR Wagniskapital. „Unsere jährlichen Businessplan-Wettbewerbe zeigen die breite inhaltliche Aufstellung bayerischer Start-ups: Mal geht es um die In-ovo-Geschlechtsbestimmung von Hühnereiern (Omegga), mal um Roboter mit menschenähnlichen Wahrnehmungsfähigkeiten, die komplexe manuelle Arbeit automatisieren helfen (sewts). Wir erleben nicht den einen singulären Technologietrend. Auffallend ist, dass hier – anders als in der eher konsumentenorientierten Berliner Szene – Hightechinnovationen im B2B-Segment sehr stark sind.“ Zahlreiche heute erfolgreiche Firmen haben ihre ersten Schritte im Netzwerk gemacht, wie der Hersteller industrieller 3D-Drucksysteme voxeljet und der Drohnenbauer Quantum-Systems. Dr. Rudolph: „Im Umfeld der technologischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen entstehen zuverlässig zukunftsweisende Innovationen. Zwar treibt die ansässige Industrie die Gehälter für Absolventen, gleichzeitig ist sie ein wichtiger erster Abnehmer für die Techprodukte. So wachsen junge Unternehmen von heute zum erfolgreichen Mittelstand von morgen.“
BioM inQlab bereitet Wissenschaftler auf Geschäftswelt vor
Auch im Bereich der Lebenswissenschaften ist in den letzten 25 Jahren in der Metropolregion München ein einzigartiges Ökosystem entstanden, das den Status eines „Emerging Clusters“ lange hinter sich gelassen hat: Knapp 250 Unternehmen, diverse Forschungseinrichtungen, zwei Universitätskrankenhäuser und auf Life Sciences spezialisierte Innovations- und Gründerzentren arbeiten an der Verzahnung von akademischer Forschung und Biotechindustrie zum Wohle der Patienten.
„Wir sind erwachsen geworden, haben aber unverändert großes Wachstumspotenzial. Die Dichte an hervorragender Wissenschaft bringt immer wieder Neues hervor, was auf das Interesse von Investoren stößt und mit deren Mitteln weiterentwickelt werden kann“, weiß Prof. Dr. Horst Domdey, Geschäftsführer der BioM Biotech Cluster Development GmbH mit Sitz in Martinsried bei München. „Die Translation komplexer Forschungsergebnisse in kommerzielle Produkte ist oft nicht einfach. Großartige Arbeit leistet hier der BioM Inkubator inQlab, der außerdem die Wissenschaftler bei ihrer Entwicklung zum erfolgreichen Gründer und Unternehmer vielfach unterstützt. Investoren finden hier vielversprechende Projekte!“ Leuchtturmwirkung entfalten Start-ups wie Tubulis: 2017 gewann die junge Firma im Vorgründungswettbewerb den m4 Award, 2019 folgte die Ausgründung von der Ludwig-Maximilians-Universität und dem Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie in Berlin. Jüngst erhielt sie für ihre Arbeit an Antibody-Drug Conjugates zum Einsatz gegen Krebs eine Series B-Finanzierung unter Führung von Andera Partners. Prof. Dr. Domdey: „Es ist sehr erfreulich, zu sehen, wie junge Wissenschaftler aus der akademischen Szene mit ihren zukunftsträchtigen und innovativen Projekten die finanzielle Unterstützung finden, um ihren eigenen Weg der erfolgreichen Unternehmensgründung zu gehen.
Es ist Zeit für größere Ziele
Erklärter Fan des Standorts ist auch Felix Haas. Als gebürtiger Münchner schätzt er die bayerische Lebensart. Als Gründer (IDnow), Investor (Flex Capital, 10x Group et cetera) sowie Co-Host und Chairman der legendären Gründermesse Bits & Pretzels ist er seit Langem fester Teil der bayerischen Start-up-Szene.
„Aus der Summe vieler Einzelfaktoren hat sich Bayern in den letzten fünf Jahren hervorragend entwickelt: Es reifen vielfach Technologien, Innovationen und Talente heran, die im Markt mittlerweile auf unternehmerisches Denken und relevantes Kapital treffen“, lautet sein Fazit. „Ein Nukleus dieser Entwicklung ist die Technische Universität München. Nicht umsonst gilt sie heute mit UnternehmerTum und dem Center for Digital Technology and Management als deutsches Stanford!“ Bits & Pretzels habe dem Ökosystem zudem eine Bühne bereitet, die weltweite Aufmerksamkeit auf sich zieht. Haas: „Es muss unser Ziel sein, Talente noch stärker zum Gründen zu motivieren. Auch dürfen wir unsere Wertschöpfung nicht ausländischen Investoren überlassen. Vom erreichten Niveau aus können wir die Dynamik nutzen für den Vorstoß in neue Dimensionen. Isar Aerospace und Quantum Systems haben vorgemacht, wie man Hightechinnovationen richtig kommerzialisiert. Flixbus und Celonis zeigen, dass Start-ups made in Bavaria zum globalen Marktführer aufsteigen können. Es ist Zeit, größer zu denken!“