Bildnachweis: (c) KfW/BVK.
Immerhin geht es nicht weiter bergab – so scheint das Fazit des aktuellen German Venture Capital Barometers, das die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zusammen mit dem Bundesverband deutscher Kapitalgesellschaften e.V. (BVK) sowie dem Deutsche Börse Venture Network (DBVN) quartalsweise erstellt. Schaut man sich den Verlauf der Kurve an, dann droht kein Absturz wie zum Zeitpunkt der ersten Corona-Lockdowns.
Die Beurteilung von Geschäftsklima, der Lage und den Zukunftserwartungen bleibt im tiefroten Bereich – die Tiefstwert aus dem Frühjahr 2020 werden aber nicht erreicht. „Trotz weiterer starker Leitzinserhöhungen hat sich das VC-Geschäftsklima im dritten Quartal 2022 stabilisiert. Die Zinsschritte wurden offenbar von den VC-Investoren erwartet und bereits mit dem Stimmungseinbruch im Vorquartal eingepreist. Die Ankündigung der Notenbanken, die Inflation konsequent zu bekämpfen, scheint also bei der Erwartungsbildung gewirkt zu haben“, kommentiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, die aktuellen Zahlen.
Fundraising wird schwieriger
Bei einem Blick auf das Zahlenwerk fällt auf, dass vor allem das Fundraisingklima schwieriger wird. Die Entwicklung der Zinsen hat hier für eine – so der Bericht wörtlich – „frostige Stimmung“ gesorgt. Und am Nachmittag des 27. Oktober wird eine weitere Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank erwartet. Durch den Anstieg der eher risikofreihen Zinsen werde es für VC-Fonds mittelfristig schwerer neue Mittel einzuwerben. Aktuell sei die Lage aber noch zufriedenstellend, weil durch das sehr gute Finanzierungsumfeld der vergangenen Jahre immer noch hohe Mittelbestände für Investments bereitstehen. Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK, sagt: „Die Fortsetzung der Stimmungsabkühlung kam nicht unerwartet angesichts der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Erfreulicherweise ist die trübere Stimmung der VCs nicht ebenso abrupt auf deren Investitionstätigkeit durchgeschlagen. Die Investitionen zeigten sich im ersten Halbjahr robust. Durch die erfolgreichen Fundraising-Jahre 2020 und 2021 stehen den Gesellschaften noch erhebliche Mittel zur Verfügung, um bestehende Beteiligungen durch die aktuell schwierige Zeit zu bringen aber auch, um die sich aktuell bietenden Chancen zu nutzen.“
Sorge bei den Exits
Als „sehr schlecht“ schätzt des VC-Barometer das Klima für Exits ein. Es habe sich ausgehend von seinem Rekordniveau im ersten Halbjahr so schnell und stark abgekühlt wie noch nie und im dritten Quartal auf diesem Niveau stabilisiert. Eine naheliegende Erklärung hierfür könnten die gesunkenen Bewertungen sein, durch die Investoren also trotz der starken Akquisitionstätigkeit aktuell nicht die Exiterlöse erzielen können, die sie sich wünschen. „Erfolgreiche Verkäufe zu attraktiven Bewertungen dürften im aktuellen Umfeld schwierig sein“, erklärt dazu BVK-Vorständin Hinrichs.